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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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alles.
    Niemand wusste von der Kleinen.
    Niemand durfte sie ihr wegnehmen.
    Jane war sich darüber im Klaren: Falls er etwas davon erfahren sollte, würde er ihr das Kind sofort wegnehmen. Allein die Vorstellung machte sie krank vor Verzweiflung weckte ihren mütterlichen Zorn. Wenn er sich damals, als sie ihn verlassen hatte, mehr um sie gekümmert hätte, dann hätten sie sich jetzt gemeinsam an dem Kind erfreuen können. Doch seither hatte er durch sein Verhalten sämtliche Ansprüche verwirkt. Nicole gehörte ihr. Und sie würde sich ihre kleine Tochter niemals von ihm wegnehmen lassen. Niemals!
    Molly verstand das, und Robert verstand das. Die beiden waren die Einzigen, die ihr Geheimnis kannten. Der Gedanke, dass er eines Tages etwas davon erfahren und irgendwann erscheinen könnte, um ihr Nicole wegzunehmen, war für sie eine schreckliche Vorstellung.
    Jane war nicht bereit, sich in die Situation des Earls von Dragmore zu versetzen. Aus ihrer Sicht hatte er kein Recht, etwas von der Existenz seiner Tochter zu wissen. Sie weigerte sich, über seine Gefühle nachzudenken oder sich vorzustellen, was für ein Vater er sein würde. Er hatte Chad. Nicole gehörte ihr.
    Dann hörte sie, wie Molly nach oben gerannt kam. Jane wusste sofort, dass etwas passiert war, so eilig hatte es das Mädchen. Sie richtete sich auf, blickte ein letztes Mal ihr gerade ein Jahr altes Töchterchen an und unterdrückte den Impuls, dem Kind über die dunklen Locken zu streichen. Dann ging sie leise aus dem Zimmer, machte die Tür hinter sich zu und blieb draußen im Gang stehen. Molly erwartete sie bereits mit weit aufgerissenen Augen. Jane war starr vor Schreck, solche Angst hatte sie vor der schlechten Nachricht, die Molly ihr gewiss brachte. »Was ist denn? Was ist passiert?«
    »Oh, guter Gott!«, rief Molly, die kreideweiß war. »Gerade hat jemand an die Tür geklopft. Ich habe zuerst aus dem Fenster geschaut Aber draußen ist es so dunkel. Dann habe ich vor der Tür einen Gentleman gesehen. Deshalb habe ich gedacht, dass Robert noch mal gekommen ist. Sonst hätte ich doch niemals die Tür aufgemacht.«
    Jane stockte der Atem.
    »Aber es ist nicht Robert, Mylady. Er ist hier.«
     

Kapitel 25
     
    Jane glaubte wirklich, ihr Herz sei stehen geblieben. Doch dann gewann sie langsam die Fassung zurück. »Schick ihn weg«, flüsterte sie. »Sag ihm, dass ich nicht zu Hause bin.« Im Geist plante sie bereits ihre Flucht.
    Denn was konnte sie anderes tun als fliehen?
    In ihrem Kopf überstürzten sich die Gedanken. Sie wusste nur, dass er unten auf sie wartete. Ob er gekommen war, um Nicole zu holen? Wusste er überhaupt von der Existenz seiner Tochter? Um Gottes willen: Bis ans Ende der Welt würde er sie verfolgen, falls er es wusste. Sie dachte kurz daran, mit dem schlafenden Baby einfach so durch die Hintertür in die Nacht zu entfliehen.
    Molly wollte schon wieder nach unten gehen, blieb jedoch abrupt stehen, als schwere Schritte die Treppe hinaufkamen. Sie warf Jane einen verzweifelten Blick zu. Zu spät – er war bereits auf dem Weg nach oben. Jane musste unbedingt verhindern, dass er ganz nach oben kam. Sie musste Zeit gewinnen. Sie stürzte an Molly vorbei zur Treppe und rannte ihm auf den Stufen entgegen.
    »Lindley!«
    Der Earl von Raversford stand weiter unten auf der Treppe. Die beiden blickten sich an. Sie war wie betäubt. Er schien sehr erfreut, sie wieder zu sehen. Ihre Erleichterung wich der nächsten Panikattacke. »Bist du allein?«, fragte sie.
    »Ja. Jane, ich …«
    Jane ließ sich erschöpft gegen die Wand sinken. Ihr Herz schlug ungestüm; unter ihren Brüsten sammelte sich Schweiß. »Wie hast du mich denn gefunden?«
    Sie standen immer noch auf der Treppe und sahen sich an.
    »Tut mir leid«, sagte Lindley. »Ich wollte dich nicht erschrecken.«
    »Schon gut.« Und dann kam ihr ein entsetzlicher Gedanke. Wenn Lindley wusste, wo sie zu finden war, ob er dann ebenfalls im Bilde war? Jane riss sich, so gut es ging, zusammen. Sie musste unbedingt ihre Gedanken sortieren. »Verzeih mir, Jon. Ich bin unmöglich. So eine Überraschung. Komm, gehen wir nach unten.«
    »Ich muss dich um Verzeihung bitten«, sagte Lindley und ging rückwärts nach unten. »Aber ich musste einfach kommen, und ich habe befürchtet, dass du mich vielleicht nicht sehen willst. Entschuldige meine Aufdringlichkeit.«
    Als sie unten am Fuß der Treppe in dem kleinen Foyer standen, konnte Jane wieder freier atmen. Sie seufzte. »Schon

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