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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Du solltest mich nicht unterschätzen, meine Gute«, sagte er leise. »Und versuche nicht, mich zum Narren zu halten.« Er kehrte ihr den Rücken zu und ging zum Tor.
    »Du Mistkerl!«, zischte sie. »Was erlaubst du dir, mir so etwas zu unterstellen.«
    Sie hörte noch, wie er leise lachte, als er in die Kutsche mit dem Wappen des Hauses Dragmore einstieg. »Nach Hause«, rief er, ohne sich ein einziges Mal nach seiner wutschnaubenden Mätresse umzudrehen.
    Unterwegs war es mit der Lockerheit des Earls plötzlich vorbei. Er saß aufrecht da und starrte auf die gepolsterte und mit schwarzem Leder bezogene Sitzbank gegenüber, doch er sah nur Jane. Die blasse, fassungslose, tief gekränkte Jane. Unglaublich schön, zerbrechlich und unschuldig wie ein Engel. Er verspürte ein schmerzhaftes Reißen in den Eingeweiden.
    Er wollte sie nicht verletzen.
    Nie mehr.
    Aber sie hatte ihn tief verletzt. Hatte gelogen, ihn hintergangen, ihn um seine Tochter betrogen. Außerdem hatte sie ihn verlassen, nachdem er ihr die Ehe angetragen, endlich begriffen hatte, dass er sie liebte. Doch sie hatte ihn nie geliebt, das wurde ihm immer klarer. Er war für sie bloß ein pubertärer Schwarm gewesen, und entsprechend rasch hatte sie ihn wieder vergessen. Wieder dieses Reißen, der alte Schmerz.
    Und eifersüchtig war er auch.
    Ihre Unschuld war nur gespielt. Immer wieder hämmerte er sich das ein.
    Auch ihre Beziehung zu Gordon gefiel ihm gar nicht. Gordon war erst fünfzig, ein gut gebauter, eleganter Mann. Möglich, dass Jane in ihm früher einmal wirklich eine Art Vater gesehen hatte. Aber natürlich glaubte der Earl nicht an Märchen. Jane war seither zu einer hinreißend schönen jungen Frau herangewachsen, und jeder Mann, der Augen im Kopf hatte, konnte das sehen. Die faszinierende Mischung aus Unschuld und Sinnlichkeit, die sie verkörperte, ließ kleinen normalen Mann einfach kalt. Auch nicht einen Gordon.
    Ob er zu ihren Liebhabern gehörte?
    Und was war mit Lindley? Hatte Lindley ihn etwa belogen? Offenbar stand er Jane sehr, sehr nahe, das war doch mit Händen zu greifen.
    Der Earl wusste sehr gut, dass er sich ständig selbst quälte, doch er konnte einfach nicht anders. Warum hatte er Jane denn zur Heirat gedrängt, nachdem er von Nicoles Existenz erfahren hatte? Etwa nur so? Nein, es war ihm damit sehr ernst gewesen. Nicht mal im Traum hatte er an eine Regelung gedacht, wie Jane sie dann durchgesetzt hatte. ja, er hatte sie schon in seinem Bett gesehen, nackt und feucht, außer sich vor Lust, während er sein unendliches Verlangen nach ihr stillte. Wieder und wieder hatte er sich ausgemalt, dass sie ihm weitere Kinder schenken würde: bildschöne blonde blauäugige Puppen. Doch stattdessen vergeudete er seine Zeit mit seiner unersättlichen Mätresse, während Jane sich mit ihren Liebhabern amüsierte.
    Er schlug mit der Faust neben sich auf den Sitz. Er war erregt, krank vor Begierde. Verdammt noch mal – wie er die Frau hasste!
    Er dachte kurz daran, wieder zu Amelia zu fahren und sie auf der Stelle zu nehmen. Seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen, zu beweisen, dass seine Frau ihn nicht interessierte.
    Doch er wusste ganz genau, dass er das nicht konnte. Nichts als Selbstbetrug, wenn er sich vormachte, dass er Jane nicht begehrte. Im Gegenteil: Er verzehrte sich nach ihr, wollte sie unbedingt.
    Allerdings würde er sich niemals vor ihr auf die Knie werfen.
    Nie um ihre Gunst betteln.
    Niemals.
    Vor dem Haus am Tavistock Square sprang er aus der Kutsche. Thomas hatte pflichtbewusst auf ihn gewartet. »Ist meine Frau hier?«, fragte der Earl sofort.
    »Nein, Sir«, entgegnete Thomas.
    Nick fing an zu schimpfen und ging in die Bibliothek. Es war erst halb zwei. Sicher war sie noch in dem Restaurant. Es gab nur zwei Möglichkeiten: entweder ins Bett zu gehen oder nochmals in die Stadt zu fahren. Doch er tat weder das eine noch das andere.
    Er warf seine Jacke und seine Schleife achtlos auf das Sofa. Dann knöpfte er sein Hemd auf. Er ging ruhelos auf und ab ein gefangener Löwe, der die Beute zwar riecht, aber nicht erreichen kann. Er nahm sich vor, es bei einem halben Glas Whiskey zu belassen und mit der Grübelei aufzuhören. Er zündete sich nacheinander drei Zigarren an und drückte sie fast ungeraucht wieder aus. Die Nacht war schwül, und er war verschwitzt. Mit einem Grollen zog er das Hemd aus wie ein Löwe, der sich an einem Dorn geritzt hat –, knüllte es zusammen und warf es beiseite. Sein ganzer Körper

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