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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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das Gefahr im Verzug?«
    »Du willst ins Haus?«
    »Du bist der Chef. Die Entscheidung liegt bei dir.«
    Braig hatte gezögert, dann beschlossen, den ordnungsgemäßen Weg einzuhalten und zuerst mit der Staatsanwaltschaft Rücksprache zu halten, anstatt sich zu einer eigenmächtig initiierten Hausdurchsuchung hinreißen zu lassen.
    Doldes Anruf am frühen Montagmorgen hatte alle Zweifel beseitigt.
    »Jetzt haben wir ihn«, hatte er erklärt.
    Braig war wenige Minuten vorher im Büro eingetroffen, hatte verwundert die Spirale des unter dem Hörer hin und her schwankenden Telefonkabels betrachtet. »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Meisner. Er betätigt sich nebenbei als Jäger.«
    »Als Jäger?«
    »Du verstehst, was das bedeutet?«
    »Mein Gott, er hat eine Waffe?«
    »So ist es.«
    »Woher weißt du das jetzt schon wieder?«
    »Ich bin schon eine Weile hier. Habe verschiedene Register überprüft.«
    »Und er verfügt wirklich über eine Waffe? Wie ist das mit dem Gerichtsverfahren in Einklang zu bringen?«, fragte Braig.
    »Es war ja nur eine Geldbuße. Das reicht nicht, sie ihm zu entziehen.«
    »Kannst du feststellen, welche Waffen er angemeldet hat?«
    »Allerdings. Auf jeden Fall eine Walther PPK 7.65. Das reicht fürs Erste, oder?«
    Er hatte geglaubt, nicht richtig zu verstehen. Sollte die Sache wirklich so einfach sein? Der Mann, mit dem Lisa Haag Abend für Abend lange Gespräche geführt, der sie wenige Stunden vor ihrem Tod als Letzter per Handy kontaktiert hatte – sofern es keine andere Person gab, die den auf seinen Namen angemeldeten Telefonanschluss nutzte – zudem ein Auto fuhr, dessen Typ zur Zeit ihrer Ermordung unweit des Tatorts beobachtet worden war, verfügte über genau das Modell einer Pistole, aus dem die tödlichen Schüsse abgegeben worden waren. Fast zu schön, um wahr zu sein, war sich Braig bewusst. Auch wenn man bedachte, dass es sich bei der Walther PPK 7.65 um eine weit verbreitete Allerweltswaffe handelte und bisher keinerlei Beweise vorlagen, dass es wirklich Meisner selbst gewesen war, der die vielen Telefonate mit der Ermordeten geführt hatte, die Summe der Verdachtsmomente gegen den Mann war außergewöhnlich groß. Braig hatte deshalb nicht lange gezögert und unmittelbar nach Doldes frühem Anruf die Staatsanwaltschaft über seinen Erkenntnisstand informiert.
    Zehn Minuten nach zehn an diesem Montagmorgen standen sie erneut vor der Villa Meisners in Ludwigsburg, den von einem Ermittlungsrichter unterzeichneten Hausdurchsuchungsbeschluss in Händen. Ihr Läuten blieb wie am Vortag ohne Reaktion.
    »Dann versuchen wir es eben auf die andere Tour.« Braig sah, wie Rössle einen großen Schlüsselbund aus der Tasche zog, nickte ihm zu.
    Der Kriminaltechniker öffnete die Gartentür, tänzelte auf den von einer hauchdünnen Eisschicht überzogenen Steinplatten zum Gebäude, machte sich am Schloss der Haustür zu schaffen. Die Temperatur war in der Nacht weit unter die Frostgrenze gefallen, hatte seither nur wenig zugelegt.
    Braig bewegte seine klammen Finger mühsam hin und her, griff zu seiner Waffe, wartete, dass die Tür aufsprang. Das Unternehmen schien mühsamer, als sie erwartet hatten.
    »Ja, isch denn des möglich«, schimpfte Rössle, griff zum wiederholten Male nach einem anderen Schlüssel, »so a verbarrikadiertes Haus findescht ja bei all dene viele Idiote in Sindelfinge nirgends!« Er benötigte fast zehn Minuten, ehe die Tür offen war, trat dann zu Seite.
    Braig schob sich ins Innere, die Pistole schussbereit in der Hand, starrte ins Dunkel einer weiten Diele. »Hier ist die Polizei. Wir kommen jetzt ins Haus«, rief er mit kräftiger Stimme.
    Das Erste, was ihm auffiel, war der intensive Geruch. Irgendein herbes, nach Kräutern und anderen Pflanzen duftendes, mit Zitrusextrakten vermischtes Aroma. Er tastete nach dem Lichtschalter, setzte den gesamten Eingangsbereich in eine von mehreren Strahlern hell ausgeleuchtete Szenerie, kniff die Augen für den Moment einer Sekunde zusammen. Rössle schob sich an ihm vorbei, hielt seine Nase schnuppernd in die Höhe. Der Kriminaltechniker schaute sich prüfend um, die Stirn misstrauisch in Falten gelegt. Er zog sich Plastikhandschuhe über, bückte sich nach einer Steckdose, machte sich dort zu schaffen.
    »Künschtliches Aroma, pfui Deifel, do stinkt’s wie in Sindelfinge.« Er hielt eine kleine, helle Box in die Höhe, legte sie vorsichtig auf der Truhe gegenüber der Haustür ab. »Hoffentlich net in alle

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