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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Residenz Württembergs ernannt wurde. Bis auf den heutigen Tag sei Stuttgart deshalb als anständiges, sprich: stinklangweiliges Provinzstädtle weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt, alldieweil alle Welt wisse, dass der Bär ein paar Kilometer weiter im umso verruchteren Ludwigsburg abgehe.
    Nur allzu gut erinnerte sich Braig an die kurzweiligen Erläuterungen zur Geschichte der Stadt, denen er gemeinsam mit Ann-Katrin anlässlich einer Führung im vergangenen Sommer amüsiert gelauscht hatte, als er am Montagmorgen vor der schmucken Villa unweit des Ludwigsburger Schlossparks angelangt war. Bleibe nur zu hoffen, hatte die promovierte Historikerin ihre Ausführungen mit Augenzwinkern geschlossen, dass sich wenigstens die Schüler des Stuttgarter Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums den verruchten Lebenswandel ihres Namensgebers ein Stück weit zu eigen machten – damit es der Landeshauptstadt gelinge, in Zukunft wenigstens einen kleinen Ansatz von der Lebendigkeit der kleineren Nachbarin zu gewinnen.
    Der Bär schien wirklich in Ludwigsburg abzugehen, überlegte Braig, als er sich die Daten und Fakten, die Dolde in mühsamer Kleinarbeit im Verlauf des Nachmittags zur Person des in Ludwigsburg wohnenden Nico Meisner nach und nach zusammengetragen hatte, noch einmal vor Augen holte. Der Mann war kein unbeschriebenes Blatt, schien ein Leben zu führen wie ein bunter Hund. 1963 in Nürtingen geboren, hatte er einundzwanzig Jahre später im zweiten Anlauf in Reutlingen das Abitur abgelegt, danach in Marburg und Tübingen Anglistik und Philosophie studiert, ohne es allerdings zu einem anerkannten Abschluss zu bringen. Die Berufe, die er anschließend ausübte, deckten ein breites Spektrum ab: Hausverwalter, Makler, Journalist, Schauspieler, Fernseh-Reporter, Moderator, Entertainment Consultant, Sport-Veranstalter, Producer, Event-Manager, was immer das jeweils zu bedeuten hatte.
    »In welcher Reihenfolge?«, hatte Braig sich bei seinem Kollegen erkundigt, als Doldes Mail bei ihm eingetroffen war.
    »Keine Ahnung. Das geben die Quellen nicht her.«
    Interessanter waren allemal die Anlässe, derentwegen Meisner bei verschiedenen Mitarbeitern der Polizei bekannt geworden war: 1998 eine allerdings wieder zurückgezogene Anzeige wegen Körperverletzung, zur Kenntnis gebracht in Esslingen; 2001 eine ebenfalls annullierte Anzeige wegen Vergewaltigung, diesmal in Reutlingen, und 2006 eine zum ersten Mal nicht wieder kassierte Anzeige, erneut wegen Körperverletzung, jetzt in Ludwigsburg. Anlässlich dieses Delikts war es zu einem Gerichtsverfahren gekommen, bei dem Meisner mit einer Geldbuße von immerhin 10.000 Euro belegt worden war.
    »Du hast nicht feststellen können, wer ihn da angezeigt hat?«, war Braig bei Dolde telefonisch vorstellig geworden.
    Wenige Minuten später hatte er sich die Namen ausdrucken können: Jasmin und Andreas Wahl aus Waldenbuch. So spürbar die Strafe einem Normalsterblichen auch im Geldbeutel liegen mochte, Meisner hatte sie wohl locker aus der Portokasse bezahlt. Dem Villen-artigen Anwesen nach, an dem sein Name prangte, schien es der Mann auf jeden Fall zu einer ganzen Stange Geld gebracht zu haben.
    Noch am Sonntag-Nachmittag hatte Braig versucht, Meisner telefonisch zu erreichen, vergeblich. Sowohl sein Festnetzanschluss als auch die Handy-Verbindung ließen nur die stereotype Computer-Ansage der jeweiligen Mailbox hören, die ihn aufforderte, sein Anliegen auszusprechen und auf den Rückruf zu warten.
    Eine Stunde später hatte sich Dolde erneut bei ihm gemeldet.
    »Ich glaube, wir sollten heute noch nach Ludwigsburg fahren. Sonntagabend hin oder her.«
    »Du arbeitest immer noch? Was hast du entdeckt?«
    »Meisners Auto. Ein 5er BMW.«
    Der Groschen war sofort gefallen. Nur allzu gut erinnerte er sich an die Aussage Sven Kleibers, des jungen Mannes, den er am späten Freitagabend unterhalb der Comburg getroffen und der ihm erzählt hatte, dass er wenige Stunden zuvor, kurz nach Einbruch der Dämmerung, einen 5er BMW in auffälliger Hektik vom Parkplatz unterhalb der Klosteranlage habe davonrasen sehen.
    »Da kommt einiges zusammen, wie?«
    Keine Stunde später, gegen 18.30 Uhr, hatten sie sich vor der im Dunkeln liegenden Villa getroffen, die Klingel anschließend mehrfach vergeblich betätigt. Im Haus war nirgends ein Lebenszeichen zu erkennen gewesen, keines der Fenster von einem Lichtschein erhellt.
    »Sieht so aus, als sei der Vogel ausgeflogen«, hatte Dolde überlegt. »Bedeutet

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