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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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wie Dorfdeppen, mit dunkelgrünen Jacken und karierten Hemden, Gewehre in den Händen, tote Tiere vor und neben sich. Jäger.
    Dieses Pack hatte ihr gerade noch gefehlt. Hirnlose Adrenalinbomber, die nur zum Orgasmus kamen, wenn sie wehrlose Tiere abknallten. Was sollte sie mit diesen Blödköpfen?
    Sie wollte das Foto gerade wieder zurücklegen, als sie den Kerl erkannte. Riederich. Mitten in der Horde dieser Vollidioten. Das passte. Der neureiche Unternehmer. Immer auf der Jagd. Unter der Woche nach Geld, später dann nach Bett- und anderen Hasen. Riederich im Kreis irgendwelcher anderer Idioten. Der Umgebung nach zu urteilen im Wald. Oder jedenfalls in dessen Nähe. Eine Jagdhütte oder ein ähnliches Gebäude im Hintergrund. Wie kam Braig zu dem Bild?
    Sie nahm ihre Brille, betrachtete das Foto in allen Einzelheiten. Erlegte Hasen, Rehe, Wildschweine, ein angeleinter Jagdhund, fünf mit Gewehren bewaffnete Exemplare dieser besonderen Fehlentwicklung der Evolution. Sie studierte die Gesichter, eins nach dem anderen, diese feisten, von der Jagdlust noch deutlich erhitzten Visagen, spürte die Übelkeit in sich aufsteigen.
    Riederich also als Jäger, überlegte sie, ich muss das Bild weglegen, sonst wird mir schlecht. Im selben Moment erkannte sie die Figur links außen. Orchitis. Die Hodenentzündung. Sie beugte sich zu dem Foto nieder, betrachtete den Kerl genauer. Orchitis. Ohne Zweifel. Na, also. War das nicht deutlich genug?
    Riederich und Orchitis auf einem Bild, in gemeinsamer Pose. Der neureiche Unternehmer und der Ministerialdirigent, der sich als Vertreter des Ministeriums seit Jahren so unverhohlen in ihre Arbeit einzumischen versuchte, wie man das eigentlich nur von irgendwelchen Bananenrepubliken im Urwald Afrikas vermutete. Einer der Spitzenbeamten des Ländles, der des richtigen Parteibuchs und des in üppigen Mengen abgesonderten Schleims wegen in selbst für diese Kategorien auffallend kurzer Zeit sämtliche Treppen bis zu den obersten Stufen hochgestolpert war. Nach unten treten, nach oben den Kopf einziehen – das altbekannte Programm. Orchitis, die Hodenentzündung. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sie sich an der Übersetzung seines Namens delektiert hatten. Die einzige Möglichkeit, den Umgang mit dem Mann zu ertragen. Grüß Gott, Herr Hodenentzündung. Jawohl, Herr Hodenentzündung.
    Orchitis und Riederich auf einem Bild. Wo hatte Braig das her?
    Sie nahm das Foto, ging ins Büro des Kollegen. Es war leer, roch nach eingetrocknetem Kaffee. Sie sah, dass die Kaffeemaschine leer vor sich hin köchelte, schaltete sie aus. War er wieder unterwegs? Sie wusste, dass er immer noch mit dem Tod der jungen Frau unterhalb der Comburg zu tun hatte, ging ins eigene Büro zurück, gab seine Handy-Nummer ein. Es dauerte mehrere Sekunden, ehe er sich meldete.
    »Du bist auf Tour?«
    Ein kräftiges Seufzen musste als Antwort reichen.
    »Mühsame Ermittlungen?«
    »Sisyphos. Ich hatte den Felsen fast auf dem Gipfel.«
    »Der Tod der jungen Frau?«
    »Lisa Haag, ja. Ich bin auf der Rückfahrt von Schwäbisch Gmünd.« Er berichtete ihr von dem Drohbrief, den Besuchen bei Tina Etzel und Christina Schaufler. »Und dann hat Dolde tatsächlich eine weitere Frau entdeckt. Kristin Röhrig aus Schwäbisch Gmünd, arbeitet als Friseuse. Da musst du erst mal drauf kommen, dass eine Kristin mit Tina unterschreibt. Angel Number twenty-five oder so. Ich war heute Morgen bei ihr im Laden. Braig, Kriminalpolizei. Sie war total schockiert, hat es sofort zugegeben.«
    »Sie hat den Brief gemeinsam mit Lisa geschrieben?«
    »Sie ist es, ja.«
    »Und was war der Grund dafür?«
    »Sie nahmen beide auf Meisners großartige Versprechungen hin an einer dieser Castingshows im Fernsehen teil. So elend habe ich mich im ganzen Leben noch nie gefühlt. Sie fing an zu heulen, als sie es mir erzählte. So beschissen wie du aussiehst, traust du dich tatsächlich hier unter die Leute? Das ist doch kein Arsch und kein Busen, was du da präsentierst, das ist doch nur labbriges, glibbriges Fett, pfui Teufel! Warum tust du den Zuschauern das an und versteckst dich nicht zu Hause in der Besenkammer? Zwei Wochen hatte sie sich nicht mehr unter die Leute getraut. Wenn Lisa nicht gewesen wäre, ich hätte mich umgebracht. Obwohl es Lisa nicht besser ergangen war. Die muss in ähnlicher Weise niedergemacht worden sein. Und anschließend gingen ihnen Meisner und einer seiner Kompagnons an die Wäsche. Sie nutzten die Verzweiflung aus, füllten

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