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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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ins Bett, der mir gefällt, nicht mit geilen Säcken, die mir irgendwas von einer besseren Platzierung bei der nächsten Model-Show vorlabern. Er hat es akzeptiert, die anderen Typen genau so. Die haben mich kein einziges Mal belästigt«, erklärte sie im Brustton der Überzeugung.
    Braig führte seine Tasse zum Mund, musterte die junge Frau mit kritischem Blick. Wie alt war sie? Einundzwanzig, – den Unterlagen Meisners nach, aus denen ihm Dolde zitiert hatte. Klang das nicht etwas zu selbstbewusst, zu lebenserfahren, zu altklug für eine so junge Frau?
    »Weshalb also sollte ich Meisner drohen?«
    Er trank von dem Tee, einer intensiv nach verschiedenen Früchten duftenden und kräftig schmeckenden Flüssigkeit, wusste nicht, was ihn an seinem Gegenüber so irritierte. Das doch etwas zu stark aufgetragene, uneingeschränkte Selbstbewusstsein?
    »Es geht um Ihre Sicherheit«, rechtfertigte er sich. »Lisa Haag wurde ermordet, wir fürchten, dieses Schreibens wegen. Wer immer hinter dieser Tina steckt, sie ist in größter Gefahr.«
    »Wenn Sie das glauben. Ich bin es auf jeden Fall nicht.«
    Bist du dir wirklich sicher, überlegte er, stellte den Gedanken dann aber zurück. »Um wen könnte es sich dann bei dieser Tina handeln?«
    Christina Schaufler schnappte nach Luft. »Sie sind gut. Glauben Sie, ich kenne alle diese dummen, nach Berühmtheit lechzenden Gören, die sich Meisner an den Hals werfen?«
    Zu denen du doch auch gehörst, arbeitete es in ihm. Er hörte ihr lautes Lachen, betrachtete sie nachdenklich.
    »Das ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die meisten dieser Affen flippen doch aus, wenn sie nur eine Kamera auf sich gerichtet sehen.« Sie lachte immer noch.
    Eine Spur zu breit, ein paar Phon zu laut. Er sah das Leuchten ihrer blauen Augen. Sie waren nicht einfach nur blau. Mehr als blau. Azurblau. Himmelblau. Von einer farblichen Intensität, die ihresgleichen suchte. Ihr Trumpf, ihr großes Plus.
    »Die lassen alles mit sich machen, um einen guten Platz auf seiner Engelsliste zu erhalten. Meisner könnte sich sein ganzes Trara ersparen, die meisten sind ralliger als läufige Hündinnen.«
    Er wusste nicht, ob sie merkte, in welch abfälligem Ton sie über ihre Kolleginnen sprach. »Welches Trara meinen Sie?«
    »Mein Gott, seine Methoden eben, sich seine Engel gefügig zu machen. Das ganze Gesülze von der Number One und der Number Two und so weiter. Und dann sein Initiationsritus, mit dem er jede Kandidatin einzeln auf seine Agentur einschwört.«
    Braig wusste nicht, wovon sie sprach, fragte nach.
    »Seine besondere Masche. Er macht es mit jeder Bewerberin, tut aber so, als unternehme er die Prozedur zum ersten und einzigen Mal. Exklusiv für dich. Du bist die Schönste, die Strahlendste von allen. Damit labert er jede voll, packt den zukünftigen Engel dann in seinen wunderbaren BMW, fährt mit ihm zu irgendeiner Burg, einem Aussichtspunkt oder einem Felsen irgendwo in der Pampa, marschiert mit ihm die letzten Meter vollends hoch bis zur absoluten Spitze und lässt ihn dann den atemberaubenden Anblick genießen. Siehst du die Welt unter dir, seine Flötentöne scheinen direkt aus dem Himmel zu kommen, warte nur ab, ich mache dich zur Number One, dann liegen dir alle zu Füßen. Sie beten dich an.«
    »Das hat er mit Ihnen gemacht?« War das die Erklärung, weshalb wir Lisa Haags Leiche unterhalb der Comburg fanden, fragte er sich. Der wunderbare Ausblick auf die Umgebung und Schwäbisch Hall?
    »Nicht nur mit mir. Mit allen, mit denen ich bisher gesprochen habe. Er selbst oder sein Kompagnon.«
    »Welcher Kompagnon?«
    »Na, der Teilhaber seiner Agentur. Sie gehört ja nur zur Hälfte ihm selbst. Seit etwa einem Jahr jedenfalls. Meisner war damals finanziell so klamm, dass er froh war, einen Teilhaber zu finden.«
    Braig schaute überrascht zu seiner Gesprächspartnerin. »Kennen Sie den Namen dieses Teilhabers?«
    Christina Schaufler zuckte mit der Schulter, nannte ihm den Namen. Er zog sein Notizbuch vor, notierte ihn. »Dann wäre die Agentur nicht am Ende, selbst wenn wir Meisner festnehmen.«
    »Er war nur der Geschäftsführer. Sein Kompagnon brennt genauso auf junges Fleisch.«
    »Aber bei Ihnen hatten beide noch keinen Erfolg?«
    Ihre blauen Augen flackerten, ihr Blick wurde etwas unstet, sie schaute zur Seite, als sie sich endlich zu einer Antwort durchrang. »Das habe ich Ihnen schon erklärt. Außerdem finden die genügend dumme Gören, die die Beine für sie breit machen.

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