Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel
Backnang, den ich untersucht habe, ja. Koch hat mir die Sache entzogen.«
»Er hat dir die Sache entzogen?«
»Es handele sich um eine Bagatelle.« Neundorf erklärte ihm den Sachverhalt, wurde mitten in ihren Ausführungen von Braig unterbrochen.
»Jetzt fällt mir wieder ein, wieso mir der Name bekannt vorkommt.«
»Riederich?«
»Riederich, genau.«
»Woher kennst du ihn?«
»Gestern Abend in Tübingen. Christina Schaufler nannte mir den Teilhaber an Meisners Model-Agentur. Riederich. Ich nehme an, wir reden vom gleichen Mann.«
22. Kapitel
Endlich also ein Fortschritt!
Braig stieg in Cannstatt aus dem Zug, holte sich beim Bäcker im Bahnhof zwei Brezeln, lief mit großen Schritten zum Amt. Erfreut nahm er die schon wieder frühlingshaft warme Luft wahr, atmete sie in vollen Zügen ein. Schritt um Schritt schien der Frust dieses Morgens von ihm abzufallen. Waren das die ersten Anzeichen der Klimaveränderung, diese angeblichen Wintermonate mit Mittagstemperaturen um die zwanzig Grad? Er sah zwei leicht bekleidete junge Frauen auf der anderen Straßenseite flanieren, fühlte sich augenblicklich besser.
Orchitis und Riederich, zwei namentlich bekannte Männer auf dem Foto mit Meisner, zwei Personen, die Bescheid wissen mussten, wo die Jagdhütte lag. So sehr es ihn in Schwäbisch Gmünd verwirrt hatte, erfahren zu müssen, dass nicht Lisa Haag den Drohbrief verfasst hatte, so erfreulich war die Nachricht mit Meisners Jagdgefährten. Wenn jetzt nicht alles schief ging, mussten sie die Hütte in wenigen Stunden identifiziert haben. Neundorf hatte ihm versprochen, sich trotz des Koch’schen Verdiktes um Riederich zu kümmern. Das ist kein Verstoß gegen die Anordnungen der Staatsanwaltschaft, hatte sie erklärt. Jetzt geht es um den Standort der Jagdhütte, eine völlig neue Ermittlung. Der wird Augen machen!
Er bog von der Decker- in die Wörishofener Straße ein, hörte sein Handy läuten. Dr. Dolde war in der Leitung, aufgeregt wie selten.
»Du hast die Mail?«
»Welche Mail?«
»Meisners Handy. Gestern Abend, 21.35 Uhr, wurde es benutzt.«
»Meisners Handy?« Braig blieb mitten auf dem Gehweg stehen, hatte jedes Gefühl für die korrekte Lautstärke verloren. »Wen hat er angerufen?«, fragte er so laut, dass eine junge Frau, die ihm entgegen kam, überrascht zu ihm hin sah.
»Das wissen sie noch nicht, leider. Sie haben mir versprochen, uns so schnell wie möglich zu informieren.«
»Von wo aus hat er telefoniert?«
»Wir müssen abwarten. Sie wollen uns baldmöglichst Bescheid geben.«
»Gestern Abend? Und diese Telefongesellschaft ist nicht imstande, jetzt, heute Mittag, konkrete Angaben zu machen?«
»Ich stehe in direktem Kontakt mit einer Mitarbeiterin des Unternehmens. Sie kümmert sich persönlich darum. Es gab eine Panne. Angeblich haben sie die Daten an eine falsche Adresse weitergeleitet.«
»So ein Quatsch! Das glaubst du?«
»Wie gesagt, ich stehe in direktem Kontakt. Wir werden es gleich haben, hoffe ich jedenfalls. Ich gebe dir sofort Bescheid. Du bist im Amt?«
»In fünf Minuten«, antwortete Braig. Er steckte sein Mobiltelefon weg, spürte die Nervosität im ganzen Körper. Meisner hatte sein Handy benutzt. Gestern Abend bereits. Was hatte das zu bedeuten? Ahnte der Mann nicht, dass sie es überwachten?
Er hatte die Taubenheimstraße erreicht, überquerte sie, lief direkt auf den Eingang des Amts zu. Er zog seine Kennkarte, ließ sich registrieren, passierte die Sperre.
Wen hatte der Kerl angerufen? Und von wo aus? Sie mussten der Telefongesellschaft Trab machen, dafür sorgen, dass sie jede weitere Aktivität des Mannes postwendend erfuhren.
Er eilte die Treppen hoch, rang um Luft, als sein Handy erneut Signal gab.
»Ja?«
»Reutlingen«, sagte Dolde.
»Was ist mit Reutlingen?«
»Dort wurde Meisners Handy gestern Abend benutzt. Reutlingen, in der Nähe vom Bahnhof. Dort steht der Mast, der den Anruf registrierte.«
»Der Kerl war mitten in Reutlingen?«
»Das ergeben die Aufzeichnungen, ja. Angerufen hat er eine Caroline Klenk.«
»Den Namen habe ich schon gehört.«
»Ja, ich schaue gerade in der Liste nach. European Angels No. One.«
»Du bist dir sicher?« Braig ahnte sofort, was das bedeuten konnte.
»Absolut. Ich habe den Namen Schwarz auf Weiß vor mir.«
»Du hast ihre Nummer und die Adresse? Wir müssen sie sofort anrufen.« Wenn es nicht schon zu spät ist, brodelte es in ihm.
»Hier hast du sie: Caroline Klenk, Neuffenstraße in Esslingen.« Er
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