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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Aufschlüssen der Unterwelt ergehen.
    Des einen Freud, des anderen Leid: So spannend die Exkursionen in die von der Natur geschaffenen dunklen Welten ausfallen, so katastrophal sind die Auswirkungen dieser starken Versickerung für die Bewohner der Albhochfläche: Seit jeher gilt sie als wasserärmste Region des Landes, zusätzlich belastet mit weitgehend miserabler Bodenqualität. Kein Wunder, dass hier nur wenige Menschen sesshaft werden wollten. Diejenigen, die es dennoch wagten, nahmen von Armut und Entbehrungen in Kauf. Bis heute ist die Schwäbische Alb daher – ganz im Gegensatz vor allem zu ihrem nördlichen Vorland – dünn besiedelt. Menschenleere Regionen laden zu Wanderungen und Urlaubswochen mit besonders intensiven Naturerlebnissen ein.
    Braig kannte die Argumente der Fremdenverkehrswerber zur Genüge, wusste die Alb als überaus reizvolle Landschaft zu schätzen. Auf vielen Wanderungen, Radtouren und zünftigen Fahrten mit der Hohenzollerischen Landesbahn, dem Roten Brummer und dem Ulmer Spatz, alten Schienenbussen, die sich an Sonntagen durch einsame Täler von Schelklingen aus die Albhochfläche hinaufkämpften und dort die waldreiche Landschaft um Münsingen, Gomadingen und Engstingen erschlossen, hatte er in den letzten Jahren gemeinsam mit Ann-Katrin in seiner spärlichen Freizeit Teile der Alb kennen- und lieben gelernt. Schafe, Ziegen, Gänse, Wacholderheiden und Orchideen mitten zwischen bunt gemischten Wäldern – wo sonst gab es die Gelegenheit, Relikte einer eigentlich längst vergangenen Zeit so hautnah zu erleben? Ausflüge auf die Alb, gleich in welchem Teil der weitläufigen Landschaft, waren für ihn so zum Inbegriff von Erholung und Entspannung vom Alltag geworden, auf die er sich jedes Mal aufs Neue freute. Nicht aber diese Tour am frühen Morgen des 22. Januar.
    Sie hatten Meisners Auto in Bissingen gründlich inspiziert, es dann ins Amt zu weiteren Untersuchungen bringen lassen, waren bisher auf keine außergewöhnlichen Spuren in und an dem Fahrzeug gestoßen. Die Fingerabdrücke des Besitzers überall, dazu die weiterer, bisher unbekannter Personen – die Techniker benötigten Zeit, sich den Wagen genauer anzuschauen. Mehrere Kollegen des Kirchheimer Polizeireviers waren damit beschäftigt gewesen, die Bewohner der Straßen rings um den am östlichen Ortsrand Bissingens gelegenen Friedhof zu befragen, ob jemand zufällig beobachtet habe, wann Meisners BMW dort abgestellt, woher das Auto gekommen und wohin der Fahrer gegangen war – vergebens, niemand hatte etwas gesehen.
    Dennis Zeller aufzusuchen, der keine zweihundert Meter vom Friedhof entfernt bei seinen Eltern wohnte, war ihm am Mittwoch Abend nicht mehr gelungen. Die auffällige Nähe des Wohnorts des jungen Mannes zum Fundort von Meisners Wagen und auch der Leiche Caroline Klenks verlangte geradezu nach einer genauen Prüfung, dessen war er sich bewusst. An diesem Abend aber hatte ihm die Zeit gefehlt, eventuelle Zusammenhänge zu eruieren.
    Stattdessen hatte er sich den Besuch bei den Eltern der Ermordeten auferlegt, die unangenehmste Pflicht des Tages. Er war in den südlich des Neckars auf einer Anhöhe hoch über Esslingen gelegenen Stadtteil Zollberg gefahren, hatte nach der Neuffenstraße gesucht, die sich in einem weiten Bogen rings um ein dicht besiedeltes Wohnrevier erstreckte. Braig hatte sich an der auch in der Dunkelheit deutlich sichtbaren Christuskirche orientiert, von dort den Weg zur Wohnung der Familie gefunden. Die Begegnung mit den nächsten Angehörigen der Ermordeten hatte für seine Ermittlungen letztendlich nichts erbracht – wie auch angesichts der Botschaft, die er zu überbringen gehabt hatte.
    »Polizei? Was hat unsere Caroline mit der Polizei zu tun?«, war er von Manfred Klenk, dem Vater der jungen Frau, mit besorgtem Unterton in der Stimme empfangen worden. Er hatte ihm seine Frau vorgestellt, Braig ins etwas überladen, mit zu viel pompös wirkendem Mobiliar und Schnickschnack in allen Ecken ausgestattete Wohnzimmer geführt.
    Der Kommissar hatte erfahren, dass die junge Frau bei einer Esslinger Bank beschäftigt und gerade für eine betriebsinterne Weiterbildungsmaßnahme ausgewählt worden war. Ihr Engagement als Model sei bisher nur nebenberuflich gelaufen, auch wenn sie seit der Erringung des Spitzenplatzes, »European Angels Number One«, wie ihre Mutter mit stolzgeschwellter Brust betont hatte, auf eine Karriere in der Model-Branche spekulierte. Herr Meisner, hatte sie Braig

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