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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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mitgeteilt, sei ihnen zwar nur namentlich bekannt, dessen Verdienste um die Förderung ihrer Tochter seien ihnen aber voll bewusst.
    »Was wollen Sie von Caroline?«
    Er hatte nicht länger mit seiner Botschaft zurückhalten können, mühsam versucht, ihnen den Tod der jungen Frau so schonend wie möglich beizubringen. Müde hatte er sich von ihnen verabschiedet, im Anschluss daran noch den sofort nach Neundorfs Anruf telefonisch verabredeten Besuch bei Karl Feldkirchner wahrgenommen, um sich bei ihm nach dem genauen Standort seiner Jagdhütte zu erkundigen. Der Mann, der ebenfalls in Esslingen, im benachbarten Stadtteil Berkheim wohnte, hatte Braig ohne Zögern den Schlüssel zur Hütte übergeben, dabei jovial betont, dass das Bauwerk jedem seiner Freunde zur Übernachtung offenstehe.
    »Oh ja, wir haben den Schlüssel schon mehrfach nachmachen lassen, weil ich ihn schon so oft hergegeben habe«, hatte Feldkirchner, ein etwa 60-jähriger, etwas grobschlächtig, aber sehr herzlich wirkender Typ erklärt, »fragen Sie mich nicht, an wen alles, ich weiß es nicht mehr. Wir selbst waren kurz vor Weihnachten, so Mitte Dezember zum letzten Mal droben. Seitdem nicht mehr. Und Sie glauben …«
    »Ich muss Sie um absolute Diskretion bitten«, hatte Braig erwidert, dann erfahren, dass die Hütte weder über Telefon, noch über Strom- oder Wasseranschluss verfügte.
    »Da kann man nicht viel kaputt machen, und wer bereit ist, ohne Luxus zu leben … Irgendwann will ich mich wenigstens um Strom kümmern, aber bisher ging’s ohne, und mir fehlt einfach die Zeit …« Der Mann hatte mit der flachen Hand auf seine dicke Wampe geklatscht, anscheinend ein Symbol seiner beruflichen Beanspruchung.
    Ausgestattet mit dem Schlüssel und detailliertem Kartenmaterial über den genauen Standort der Hütte hatte Braig beschlossen, mit der Erstürmung des Gebäudes bis zum frühen Morgen zu warten. Wenn Meisner sie wirklich als Zufluchtsort benutzte, konnte er nicht ausschließen, dass der Mann am späten Abend noch unterwegs war – und sei es nur, dass er den Weg von der Burg Teck in den Wald bei Gomadingen angesichts der Gefahr, unterwegs entdeckt zu werden, noch nicht bewältigt hatte. Frühmorgens gegen sechs Uhr dagegen – hoffte Braig aus Erfahrung – konnten sie ihn im Schlaf überraschen, falls es ihnen gelang, sich einigermaßen geräuschlos durch den zu dieser Zeit immer noch stockdunklen Wald zu nähern.
    »Du willst selbst in die Hütte?«, hatte Dolde besorgt gefragt.
    Braig hatte ohne langes Überlegen verneint. »Meisner hat eiskalt zwei seiner Engel ermordet, der ist nicht zimperlich. Da kommt es auf einen Toten mehr oder weniger kaum mehr an. Und weiß ich, wie lange es dauert, bis wir die Tür geöffnet haben? Nein, das geht nur mit einem Kommando.«
    Er hatte am Abend noch die Staatsanwaltschaft informiert, dann die Spezialeinsatztruppe angefordert.
    Der Zugriff auf die Hütte erfolgte weit schneller und unkomplizierter, als er es sich hatte träumen lassen. Gestartet in tiefschwarzer Nacht, kämpfte sich der Tross aus annähernd zwanzig Personen unten, im Vorland der Alb, durch dichte Nebelschwaden, bis kurz hinter Pfullingen Schloss Lichtenstein, vom gerade noch am Horizont sichtbaren Halbmond in schaurig-fahles Licht gesetzt, aus der feuchten Suppe erstand. Oben, auf der Hochfläche, war der Nebel spurlos verschwunden. Traifelberg, Kohlstetten, Offenhausen, Gomadingen – noch war kaum ein Licht hinter den Fenstern zu sehen. Sie bogen nach Süden ab, tauchten in die dichten Wälder der Münsinger Alb ein. Wenige Minuten später hatten sie sich der Hütte bis auf etwa achthundert Meter genähert, die Fahrzeuge abgestellt, den Marsch begonnen.
    Braig blieb zurück, wartete, bis die schwarz gekleideten Männer des Einsatzkommandos im Dunkel des Waldes verschwunden waren. Er hatte den Truppenführer verständigt, ihn über die Gefahr, die von Meisner ausging, informiert. Der Mann hatte alles ruhig zur Kenntnis genommen, die Lage der Hütte auf den Karten ausgiebig betrachtet, war dann zur Instruktion seiner Leute übergegangen. Routine, das ganze Auftreten des Endvierzigers kündete von Routine. Braig wusste, dass die übers ganze Land verteilten Mitglieder der Einsatztruppe alle paar Tage zu einem brenzligen Einsatz gerufen wurden, seien es ein Amoklauf eines aus der Bahn geworfenen Mannes, eine Massenschlägerei junger Partybesucher, Schießereien zwischen verfeindeten mafiosen Clans, ein Banküberfall mit

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