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Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel

Titel: Braig & Neundorf 11: Schwaben-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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verfügten.
    »Ja, ich.« Neundorf verzichtete darauf, sich an seiner Verblüffung zu weiden. Etwa ein höhnisches Grinsen aufzusetzen, ihm sekundenlang in die Augen zu starren und damit zu signalisieren: Lass deine Connections nur spielen, mich kriegst du nicht klein. Mich nicht. Sie hatte ihn überrumpelt, okay. Und er war ihr alles, nur nicht sympathisch. Er hatte versucht, ihr eins auszuwischen, sie beruflich niederzumachen. Es gab also einiges zu regeln. Aber nicht jetzt, nicht heute. Es handelte sich schließlich nicht um eine private Kriegserklärung, die verbissene Auseinandersetzung zweier hartnäckiger Dickschädel, sondern um eine dringende polizeiliche Ermittlung. Das Versteck eines zweifachen Mörders zu identifizieren, bevor der – vielleicht – noch einmal zuschlagen konnte. Deshalb stand sie hier in der Altstadt von Markgröningen und begehrte Einlass in Riederichs Haus.
    »Sie scheinen wohl nie Feierabend zu machen«, brummte er, warf demonstrativ einen Blick auf seine Armbanduhr.
    Zehn nach Sechs, sie wusste es selbst. Hatte in seiner Firma angerufen, dort niemand erreicht, dann seine Privatnummer in Markgröningen gewählt, auch hier ohne Erfolg. Sie war aufs Geratewohl hergefahren, hatte es einfach so versucht.
    »Das lässt sich nicht immer einrichten«, gab sie ihm Recht.
    »Dann wollen Sie mich tatsächlich erneut belästigen.«
    »Belästigen? Nein.« Sie schüttelte energisch ihren Kopf. Es war kalt geworden, wie an einem Januar-Abend normalerweise üblich. Sie war viel zu dünn angezogen, den warmen Nachmittagstemperaturen gemäß, spürte, wie die kalte Luft unter ihre Kleidung kroch. Nur jetzt keine Konfrontation, überlegte sie. Nicht hier vor der Haustür. »Ich benötige Ihre Hilfe. Darum geht es.«
    »Meine Hilfe? Die wollen Sie doch angeblich schon seit Tagen.«
    »Allerdings, ja. Vielleicht zeigen Sie sich heute mal etwas kooperativer.« Sie hielt ihm den Umschlag vors Gesicht, den sie eigens mitgebracht hatte, zog eines der Bilder daraus hervor. »Es geht um dieses Foto. In Ihrer Wohnung könnten Sie es wahrscheinlich besser studieren.«
    Er hatte den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden, überwand seinen inneren Widerstand, bat sie ins Haus. Seine Bereitschaft zur Mitarbeit schien jedoch begrenzt; statt sie wie bei ihrem ersten Besuch hoch in seine prächtig ausgestatteten Wohnräume zu führen, nahm er jetzt mit einem nur notdürftig eingerichteten, fast kahlen großen Zimmer im Erdgeschoss vorlieb. Ein Bett, ein Schrank, ein Tisch, zwei Stühle, mehr war nicht vorhanden.
    »Ein Foto?« Seine Miene spiegelte Skepsis. Er wies auf einen Stuhl, blieb selbst stehen.
    »Es wird Ihnen bekannt vorkommen.« Sie legte das Bild, das sie vorher mit der Schere so bearbeitet hatte, dass Meisner nicht mehr zu sehen war, auf den Tisch, zwang ihn, sich zu bücken und das Foto aufzunehmen.
    »Bekannt?« Seine ablehnende Haltung war nicht mehr zu übersehen. Er starrte auf das Bild, schaute dann zu ihr her, erneut völlig überrascht. Er hatte offensichtlich mit weiteren Anschuldigungen bezüglich des Backnanger Geschehens, vielleicht einem zufällig aufgenommenen Unfall-Foto gerechnet, nicht aber mit dieser Erinnerung an einen erfolgreichen Jagdausflug. Seine bisher starre Körperhaltung entkrampfte sich sichtbar, die Falten auf seiner Stirn schwanden zusehends.
    »Können Sie sich erinnern?«
    »Ja, natürlich.« Riederich schien seine innere Blockade endgültig aufzugeben. »Was wollen Sie mit dem Foto?«
    »Mich interessiert, wo es aufgenommen wurde.«
    »Wie bitte?«
    Nein, überlegte sie, er war kein Schauspieler. Mochte ihr das in den vergangenen Tagen auch manchmal so vorgekommen sein, jetzt lehnte sie diesen Gedanken energisch ab. Diese von Verblüffung gezeichnete Miene, mit der er sie anstarrte, entsprang keinerlei Verstellung. Sie war echt, hundert Prozent.
    »Wo es aufgenommen wurde?«
    »Genau.«
    »Darf ich wissen, warum Sie das interessiert?«
    »Wenn Sie mir doch einfach meine Frage beantworten könnten.« Sie sah, wie er wieder auf Ablehnung schaltete, gab sich kompromissbereit. »Wir suchen diese Jagdhütte. Es hat nichts mit Ihrer Person zu tun.«
    Er musterte sie abschätzend, schien ihr Glauben zu schenken. »Das war auf der Alb. Ich war zwei- oder dreimal dort. Die Hütte steht im Wald bei Gomadingen.«
    »Bei Gomadingen? Sie sind sich sicher?«
    »Ja, glauben Sie, ich will Sie anschwindeln?«
    Neundorf schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Ich möchte es nur genau

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