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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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will«, antwortete Herrmann.
    »Der Eingang ist bewacht?«
    »Die ganze Zeit über. Viele Kongressveranstalter legen Wert darauf, dass nur geladene Gäste Zutritt finden. Die Teilnahme kostet schließlich eine Menge. Wer nicht zahlt, soll draußen bleiben.«
    »Wer stellt das dafür zuständige Personal?«
    »Im Normalfall wir. Das ist sinnvoll, weil es sich dabei quasi um Profis handelt. Leute also, die das schon oft getan haben und daher alle Tricks kennen, die notwendig sind, Fremden den Zugang unmöglich zu machen.«
    »Sie halten es nicht für möglich, dass ein Fremder während des Kongresses dennoch ins Gebäude gelangt?«, fragte Braig. Herrmann überlegte, bedachte den Kommissar mit einem nachdenklichen Blick. »Was ist schon unmöglich?«, sagte er. »Ein Fremder.« Er wiegte seinen Kopf hin und her, musterte Braig aufmerksam. »Natürlich ist es im Prinzip möglich, unbemerkt ins Gebäude zu gelangen. Es gibt mehrere Eingänge, in der Hauptsache den Eingang zum Kongressgebäude am Platz der deutschen Einheit, hier oben bei uns den Durchgang zum Maritim-Hotel, unten in der Ebene 1 die Verbindung über die Treppe zum Haupteingang des Beethovensaals. Und dann die vielen Leute, überlegen Sie doch bitte, allein der Hegelsaal verfügt über 1869 Sitzplätze. Zudem sind wir juristisch verpflichtet, Passanten, die auf die Toilette müssen, ins Haus zu lassen, auch wenn sie bei uns keine Veranstaltung besuchen. Sie sehen, wir können nicht ausschließen, dass ein Fremder ins Gebäude kam, allen Kontrollen zum Trotz.«
    »Was ist mit den Teilnehmern des Kongresses – handelt es sich nur um vorher angemeldete Personen?«
    »Angemeldet schon«, antwortete Frau Kirsch, »aber nicht mit Namen. Jedenfalls nicht alle.«
    »Wie das?«, fragte Braig.
    »Na ja, viele Firmen buchen Plätze. Für fünf, manche auch für zehn, fünfzehn oder zwanzig Personen. Wen sie dann schicken, erfahren wir erst zu Beginn der Veranstaltung.«
    »Dann liegt im Moment also eine Liste aller Teilnehmer an der Pforte. Der Teilnehmer jedenfalls, die heute wirklich gekommen sind.«
    »Die Computer müssten alle erfasst haben, ja.«
    »Sie meinen, wir sollten den Fund des Toten im ganzen Gebäude bekannt geben und danach fragen, wer vermisst wird?«, mischte sich Herrmann ins Gespräch.
    Braig sah den besorgten Blick des Mannes, hatte sofort Söderhofers ablehnende Worte in Erinnerung. Schlagen Sie sich das aus dem Kopf. »Technisch wäre das machbar?«, fragte er.
    Er bemerkte Herrmanns Zögern, hörte dessen mit gedämpfter Stimme gesprochenen Worte: »Wir haben Lautsprecher in allen Räumen, ja.«
    Braig brauchte nicht lange zu überlegen, sich die Konsequenzen dieses Unterfangens auszumalen. Der Tod des bisher unbekannten Kongressbesuchers avancierte binnen weniger Sekunden nach seiner öffentlichen Bekanntgabe zum Ereignis des Tages. Nicht mehr die modernen Managementmethoden – oder wie immer der genaue Titel der Veranstaltung lautete – stünden wie vorgesehen im Mittelpunkt der Tagung, sondern das – noch dazu unfreiwillige – Hinscheiden eines ihrer Teilnehmer. Zumindest für die nächsten Stunden hätte die Konferenz ein neues Thema, Braig kannte die Mechanismen menschlicher Kommunikation aus langjähriger Erfahrung gut genug. Aus den Sälen eilende, zum Handy greifende, die sensationelle Botschaft im ganzen Land verbreitende Kongressteilnehmer – er hatte die durch die öffentliche Bekanntgabe ausgelösten Folgen plastisch vor Augen. Binnen kurzem wäre die Liederhalle von Scharen Neugieriger, auch unzähliger Journalisten umringt, der Tote in der Toilette in aller Munde. Sich in einem solchen Umfeld wieder auf die eigentlich geplante Problematik zu konzentrieren – alle Versuche der Veranstalter wären vorerst vergeblich. Und seine eigene Arbeit von einer unübersehbaren Menge Neugieriger, weitgehend sinnlose Kommentare abgebender Leute torpediert.
    Nein, ohne staatsanwaltliche Rückendeckung wollte er diese Maßnahme nicht in Angriff nehmen; er musste sich auf andere Methoden, die Identität des Toten zu ermitteln, konzentrieren. Noch hatte er die Telefonnummer, die sie in dessen Hosentasche gefunden hatten, nicht überprüft.
    »Ich fürchte, wir bringen den gesamten Ablauf des Kongresses durcheinander, wenn wir die Sache auf diese Weise bekannt geben«, lenkte er deswegen ein. »Es ist wohl auch in Ihrem Sinn, wenn ich vorerst auf anderem Weg versuche, den Namen des Mannes festzustellen.« Er sah, wie sich die Miene seines

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