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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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wir alles tun, dies nicht zu beeinträchtigen.«
    »Davon gehen wir aus«, erklärte Herrmann, »und Sie dürfen sich von Anfang an unserer Hilfsbereitschaft sicher sein. Wir wissen, dass nicht immer alles so geradlinig verläuft, wie man sich das wünscht. Wo viele Menschen beisammen sind, lassen sich auf Dauer bestimmte Begleiterscheinungen nicht vermeiden, jede andere Erwartung wäre unrealistisch. Jetzt hat es einen unserer Besucher getroffen. Das lässt sich leider nicht verhindern. In seinem und unserem Interesse hoffen wir nur, dass es Ihnen gelingt, den Vorfall oder müssen wir sagen, das Verbrechen aufzuklären?«
    Braig sah die fragenden Mienen seiner beiden Gegenüber, nickte kurz. »Das müssen wir wohl. Danach sieht es aus, ja.« Er wunderte sich über die natürliche, in keiner Weise Nervosität oder ungehaltene Verstimmung ausstrahlende Haltung der beiden Manager. Souverän in jeder Phase ihres Auftretens, abgeklärt in ihren Aussagen – ein wohltuender Gegensatz zu dem künstlich aufgeregten Getue Söderhofers, dessen unaufhörlich in pathetischen Gesten vorgetragenen hohlen Worthülsen ihn jetzt noch anwiderten, ein krasser Kontrast auch zu dem von seiner Entdeckung in der Toilette so deutlich schockierten Funktionär des Arbeitgeberverbandes wenige Minuten zuvor. Der Ablauf ihrer bisherigen Begegnung ließ Erfreuliches für die zukünftige Zusammenarbeit erwarten; Braig hoffte, dass seine Gesprächspartner in der Praxis dasselbe aufgeschlossene und souveräne Auftreten zeigten wie jetzt bei ihrem ersten Informationsaustausch. Er zog ein Foto des Toten aus der Tasche, das Rössle ihm ausgedruckt hatte, reichte es weiter. »Kennen Sie den Mann zufällig?«
    Er verfolgte, wie seine Gegenüber das Bild ausgiebig studierten, wurde mit energischem Kopfschütteln bedacht.
    »Das ist der Tote? Seine Identität ist Ihnen nicht bekannt?«, fragte Frau Kirsch.
    »Nein«, antwortete Braig. »Er hatte keinerlei Papiere bei sich.«
    »Tut mir leid. Ich glaube nicht, dass ich ihn schon einmal gesehen habe. Und vorhin auf der Toilette …«
    »Sie waren in der Kabine?«
    »Nein, nur davor. Ich kam von unten und ging zu meinem Büro, als ich einen Mann aus der Toilette springen sah. Er war bleich, zitterte am ganzen Leib, wollte schnell an mir vorbei. Dem geht es schlecht, dachte ich unwillkürlich, vor wem oder was ist der auf der Flucht? Ich sprach ihn an, ob ich ihm helfen könne. Er rannte noch ein Stück weiter, blieb erst mehrere Meter von mir entfernt stehen. »Da drin liegt ein Toter«, stammelte er dann. Na ja, Sie können sich vielleicht vorstellen, wie perplex ich war. Als ich seine Worte endlich voll begriffen hatte, wollte ich mich selbst überzeugen, verstehen Sie, schließlich bin ich für dieses Haus mit verantwortlich. Außerdem wusste ich ja nicht, ob das wirklich stimmt, was der Mann da behauptete, vielleicht hatte er Bewusstseinsstörungen oder so.«
    »Sie liefen in die Toilette und schauten in die Kabine?«, fragte Braig.
    »Genau. Ich glaubte, nicht richtig zu sehen. Keine Angst, ich habe nichts angerührt. Ich sah den Mann da liegen, über der Schüssel, das war irgendwie unwirklich, wie in einem Film. Dann ging ich wieder raus, nahm mein Handy und verständigte den Notarzt. Das dauerte keine fünf Minuten, da kam der schon. Und der gab dann sofort die Nummer der Polizei ein …«
    »Sie haben völlig richtig gehandelt. Vielen Dank.«
    »Mir geht es nicht anders.« Andreas Herrmann wies zur Tür. »Sie dürfen nicht vergessen: Mit den Menschen, die unser Haus besuchen, kommen wir normalerweise nicht in Berührung. Weder im Unterhaltungs- noch im Kongressbereich. Und für Herrn Trimmer, der diesen Kongress veranstaltet, gilt das im übrigen genauso. Wir sind sozusagen die Vertreter des Unternehmens, das die Räumlichkeiten und die entsprechende Technik zur Verfügung stellt, nicht mehr und nicht weniger. Herr Trimmer ist der Vertreter der Veranstalter; er mailt seine Angebote an Firmen, Behörden und Unternehmensberater, und die bieten ihren Angestellten eventuell die Teilnahme an. Wenn es sich bei dem Mann also um einen Kongressbesucher handelt, müssen Sie davon ausgehen, dass er uns nicht bekannt ist. Leider.«
    »Er trug auch kein Namensschild?«, erkundigte sich die Frau.
    Braig schüttelte den Kopf. »Ein Namensschild, das ihn als Kongressteilnehmer ausweist?«
    »Und zugleich als Legitimation für den Eintritt ins Gebäude dient. Das erhält jeder Teilnehmer. Falls er mal nach draußen

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