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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Emotionen.«
    »Aber hier doch besonders ausgeprägt. Einen Menschen, ob tot oder lebendig auf einer Toilettenschüssel zu drapieren, zeugt doch von tiefgehendem Hass.«
    »Das bedeutet, Täter und Opfer müssen sich gut gekannt haben«, hatte Braig erklärt. »Eine innerfamiliäre Auseinandersetzung scheidet aber wohl aus.«
    »Wieso? Der Zugang zum Kongresszentrum ist überwacht?«
    »Den Aussagen der Veranstalter zufolge, ja. Wobei sie selbst darauf hinweisen, dass man den Zutritt von Fremden nicht ausschließen kann.«
    »Wie lautet das Thema des Kongresses?«
    »Moderne Managementmethoden. Was auch immer damit gemeint ist, ich muss mich noch genau informieren.«
    »Vielleicht ging es um eine geschäftliche oder berufliche Sache. Zwei Konkurrenten um eine gut dotierte Stelle zum Beispiel.«
    »Die sich dermaßen in die Haare geraten, dass der eine den anderen im wahrsten Sinne des Wortes totschlägt?«
    »Das kannst du dir nicht vorstellen?« Ann-Katrin Räuber hatte ihn mit konsterniertem Gesichtsausdruck betrachtet. »Zwei Konkurrenten, die beide seit langem auf die Traumposition hin arbeiten und sich immer erbitterter gegenüberstehen? Irgendwann wird einem der beiden klar, dass der Job nur zu erlangen ist, wenn der andere vorher ausgeschaltet wird. Wie auch immer. Er hat seit Jahren nur noch ein Thema im Leben: Die gut dotierte Stelle. Nur noch der andere steht im Weg. Und dann, wie der Zufall es will, begegnen sie sich auf dem Kongress in der Liederhalle.«
    »Und der eine sieht den anderen den Raum verlassen und folgt ihm auf die Toilette, weil er endlich die Gelegenheit wittert, den Konkurrenten zu beseitigen?«
    »Wer weiß? Kannst du es ausschließen?«
    »Zuerst muss ich die Identität des Mannes ermitteln. Dann kann ich mich um seine genaueren Lebensumstände kümmern.«
    Er hatte lange über Ann-Katrins spontan geäußerte Bemerkung »Da war persönlicher Hass im Spiel« nachgedacht, sich dann gemeinsam mit ihr die Grünkern-Bratlinge und den gemischten Salat schmecken lassen. Beim anschließenden Kaffeetrinken war es Braig gelungen, die Ehefrau Markus Schmitts telefonisch zu erreichen.
    »Ich muss persönlich mit Ihnen sprechen«, sagte er, nachdem er sich ausführlich vorgestellt hatte, »sobald wie möglich. Wo kann ich Sie treffen?«
    »Mit mir?« Sie konnte den Grund seines Anliegens offensichtlich nicht nachvollziehen.
    »Mit Ihnen, ja. Wo sind Sie jetzt?«
    »In Esslingen. In der Maille. Bei den Beeten unterhalb der Inneren Brücke.«
    »Bei den Beeten?« Braig kannte die im Zentrum der Stadt gelegene Innere Brücke, einen Teil der romantischen Fußgängerzone sehr gut, wusste nicht, was die Frau bei irgendwelchen Beeten wollte.
    »Ja, ich arbeite beim Gartenbauamt in Esslingen.«
    »Ach so. Wie lange sind Sie heute dort noch tätig?«
    »Oh, den ganzen Nachmittag. Da ist Arbeit genug.«
    »Dann schaue ich innerhalb der nächsten Stunde vorbei.«
    »Wenn Sie unbedingt wollen. Finden Sie den Weg?«
    »Kein Problem«, antwortete er. »Tragen Sie Arbeitskleidung?«
    »Grüne Latzhosen und schwarze Stiefel«, verabschiedete sich die Frau.

11. Kapitel
    Die zwischen den Anhöhen des Schurwaldes und dem heutigen Flusslauf des Neckars gelegene Altstadt Esslingens bietet mit einer traumhaft schönen Kombination aus schmalen Gassen, frisch restaurierten Hausfassaden und romantischen Winkeln und Plätzen die weitläufigste mittelalterliche Szenerie des gesamten Großraums Stuttgart dar. Weitgehend vom motorisierten Verkehr befreit, fasziniert das Siedlungsensemble mit einer einzigartig stimmungsvollen Atmosphäre. Unzählige historische Gebäude, darunter die ältesten Fachwerkhäuser Deutschlands – bis ins 13. Jahrhundert zurück – konnten erhalten werden, ebenso viele Relikte der alten Befestigungsanlagen wie das Schelztor, das Wolfstor und der Pliensauturm. Auch die im Volksmund als Burg bezeichnete mächtige Anlage auf dem Berg über der Stadt diente nie als Niederlassung eines Rittergeschlechts, sondern wurde als Festung zur Sicherheit Esslingens errichtet.
    Die günstige Lage an einer ausgeprägten Furt des alten Neckarlaufs bewirkte, dass sich hier schon früh Menschen niederließen. Archäologen stießen in den letzten Jahrzehnten auf prähistorische Funde wie auf römische Grundmauern. Die doppeltürmige, das Stadtbild prägende Kirche St. Dionys ragt heute dort in die Höhe, wo Alemannen im 8. Jahrhundert das erste Gotteshaus errichteten. 300 Jahre später wurden die Staufer die Besitzer

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