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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Geschwätz? So oane. Also, die lügt doch. So oane. Der Mann hatte sich selbst disqualifiziert. Errare humanum est. Es war das einzige lateinische Zitat, das Braig im Moment einfiel. Kannte er überhaupt ein anderes? Er wusste es nicht. Das war sowieso ohne jeden Belang. Er sollte es sich aber einprägen, um es Söderhofer bei ihrer nächsten Begegnung ins Gesicht zu schleudern. Wenn es darum ging, Markus Schmitt als den Toten in der Liederhalle zu identifizieren. So oane, die lügt doch. Errare humanum est. Irren ist Söderhofer.
    Noch vor dem Mittagessen hatte er sich mit Ann-Katrin über den Mann unterhalten.
    »Du hast dich wieder geärgert.« Sie hatte es seinem Gesicht angesehen.
    »Söderhofer, ein neuer Staatsanwalt«, hatte er ihr erklärt.
    »Söderhofer? Habe ich noch nie gehört.«
    »Ich habe zum ersten Mal mit ihm zu tun. Die Gerüchteküche brodelt aber schon eine Weile. Wahre Horrorstories.«
    »Na ja, das tut sie oft. Und nicht immer zu recht, wenn du ehrlich bist.«
    »Nicht immer, nein. Aber in diesem Fall …«
    »Er ist für den Toten in der Liederhalle zuständig?«
    »Und wie. Er war am Tatort. Vor mir. Empfing mich und die Techniker mit Vorwürfen, weshalb wir so spät dran seien. Dabei bin ich sofort hin.«
    »Er war in der Toilette in der Liederhalle?«
    »Genau dort. Und gerade eben hat er mich schon wieder angerufen. Unser Briefing. Das nächste um 15 Uhr.«
    »Briefing?«
    »Der Typ wirft mit Fremdworten um sich. Ich habe den Eindruck, dass er sich für etwas Besseres hält und mit seinem Geschwafel imponieren will. Ziemlich arrogantes Auftreten.«
    »Du hältst ihn nicht für kompetent?«
    »Was weiß ich. Das kann ich noch nicht beurteilen. Ich kenne bisher nur einige seiner Macken. Eine davon ist, dass er von Prostituierten nicht viel hält. Jedenfalls nicht als Zeugen. Von ihren anderen Qualitäten dafür vielleicht um so mehr.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Ich habe versucht, den Toten zu identifizieren. Dabei stieß ich auf eine solche Dame. Sie glaubt, ihn erkannt zu haben.« Braig hatte mit kurzen Worten von seiner Arbeit berichtet.
    »Und dieser Söderhofer meint, die Frau halte mit der Wahrheit hinterm Berg?«
    »Er ist überzeugt, dass sie lügt. So oane. Warum auch immer.«
    »Wahrscheinlich hat er mit Prostituierten schlechte Erfahrungen gemacht.«
    »Als Kunde oder was?«, hatte Braig übellaunig gefragt.
    Ann-Katrin hatte versucht, ihn zu beruhigen. »Mein Gott, jetzt sei doch nicht so aggressiv. Der Mann ist ja wohl kein Anfänger, der hat sicher berufliche Praxis. Er wird wissen, warum er so skeptisch reagiert. Vielleicht hatte er in einem Prozess eine Prostituierte als Hauptbelastungszeugin, und als sie ihre Aussage machen sollte, sprang sie ab. Oder er hatte sich voll und ganz auf sie verlassen und nicht bemerkt, dass alles Lüge war, was sie ihm auftischte. Menschenskind, du bist doch vom Fach, du weißt doch selbst, wie oft so etwas passiert. Jetzt ist er traumatisiert, was solche Frauen anbelangt, ist das nicht nachvollziehbar?«
    »So wie du das erklärst schon, ja. Aber wenn es von ihm kommt, klingt es völlig anders.«
    »Dann warte erst mal ab. Noch hast du nicht viel Erfahrung mit ihm, das sagst du doch selbst. Konzentriere dich besser auf euren Toten. Er lag in der Toilette auf dem Boden?«
    Braig hatte keine Sekunde nachdenken müssen, die Frage seiner Partnerin zu verneinen. Der seltsame Anblick des Morgens stand ihm augenblicklich wieder vor Augen. »Auf dem Boden? Nein. Der hing quer über der Schüssel.«
    »Wie bitte?« Sie hatte ihn überrascht gemustert, sich die Lage des Toten, so wie er auf ihn gestoßen war, dann genau beschreiben lassen. »Mein Gott, wer macht denn so was?«
    »Makaber, ja?«
    Sie hatte nur mit dem Kopf genickt.
    »Rauleder meinte, die Eröffnungsszene eines skurrilen Films vor sich zu sehen. Eines Streifens, der garantiert zum Zuschauermagnet avanciert.«
    »Das ist möglich, ja. Wurde der Mann an Ort und Stelle getötet?«
    »Nicht ganz. Am anderen Ende der Toilette, vor dem Waschbecken. Mit einem harten Gegenstand von der Seite her niedergeschlagen, dann quer durch den Raum geschleift und auf die Schüssel gelegt. Rössle und Rauleder sind sich sicher, sie haben die Spuren detailliert überprüft.«
    »Hass«, hatte Ann-Katrin erklärt, »da war persönlicher Hass im Spiel.«
    »Das ist bei Gewaltverbrechen meistens der Fall. Hass oder Neid. Irgendeine oder gleich mehrere entartete, aus dem Gleis gelaufene

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