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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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auf das Foto, »handle es sich um meinen Mann?«
    Braig gab keine Antwort, holte tief Luft. Das feine Aroma unzähliger Stiefmütterchen strich ihm um die Nase.
    »Haben Sie das gedacht?«, wiederholte die Frau.
    »Wenn das dein Markus ist, fresse ich fünfzehn Besen auf einmal«, erklärte ihr Kollege, »der Typ hier besteht ja nur aus Haut und Knochen, was man von deinem Markus weiß Gott nicht behaupten kann.« Er lachte laut.
    Braig benötigte keine weiteren Anhaltspunkte, den Stand seiner Ermittlung endgültig zu begreifen. Ich habe mich getäuscht, war er sich bewusst. Der Tote in der Liederhalle … Zwei Jugendliche rannten schreiend hintereinander her, ohne auf ihre Umgebung zu achten, prallten ungestüm auf die Frau vor ihm. Sie schrie laut auf, ließ ihre Handschuhe fallen, bedachte die beiden Jungen mit einer Kaskade unflätiger Ausdrücke. »Saubande, elende!«
    Braig sah, wie sie sich gemeinsam mit ihrem Kollegen nach den Handschuhen bückte, nutzte die Gelegenheit, sich zu verabschieden. Es gab keinen Grund, Frau Schmitt noch länger mit seiner Anwesenheit von der Arbeit abzuhalten. Er murmelte einen kurzen Gruß, ließ die beiden Arbeiter stehen, folgte dem Weg durch den Park zur Inneren Brücke. Der Tote in der Liederhalle, um Markus Schmitt handelte es sich nicht, das war klar. Er hörte die Frau hinter sich etwas von verrückten Polizeibeamten rufen, die völlig sinnlos Steuergelder verschwendeten und die Leute schikanierten, versuchte krampfhaft, darüber nachzudenken, wo der Fehler zu finden sei. Lag er wirklich richtig in der Annahme, dass er sich getäuscht hatte, oder musste er vielleicht der Tatsache ins Auge sehen, dass er getäuscht worden war?
    So oane, pochte es in ihm, so oane, die lügt doch. War es wirklich so einfach? So oane, die lügt doch. Aber wieso nur, aus welchem Grund?
    Er stieg die Treppe zur Inneren Brücke hoch, hatte den Strom bummelnder Passanten erreicht, der der Gasse in beide Richtungen folgte. Zwei junge Frauen wenige Schritte vor ihm unterhielten sich laut lachend über einen Kerl, der vor wenigen Minuten mit ihnen anzubandeln versucht hatte.
    »Mit dem, nie!«, bekundete die Dunkelhaarige, mit knallengen Jeans und einem grellroten Sweatshirt bekleidet, »der probierts doch bei jeder!«
    Braig wartete auf die Antwort ihrer Freundin, wurde vom Signalton seines Handy überrascht.
    »So schlimm find i den Kerl net«, erwiderte die Blonde, nicht weniger modisch ausstaffiert, »uf en Drink dät i mit dem scho mol mitgange.«
    Er zog das Mobiltelefon aus der Tasche, warf einen Blick aufs Display. Staatsanwaltschaft Stuttgart.
    Auch das noch, überlegte er, Söderhofer, der hatte jetzt gerade noch gefehlt. Er sah auf seiner Uhr, dass es zwölf Minuten nach Drei war, erinnerte sich an die Aufforderung des Staatsanwalts am Ende ihres letzten Telefonats. Nächstes Briefing 15 Uhr.
    Braig seufzte laut. Der hatte ihm jetzt wirklich gerade noch gefehlt.
    »Hier ist das Büro von Herrn Staatsanwalt Söderhofer«, hörte er eine ihm inzwischen bekannte weibliche Stimme, »ich spreche mit Herrn Hauptkommissar Braig?«

12. Kapitel
    Herbert Wössner war der am frühen Morgen erlittene Schock noch deutlich anzumerken. Bleich und mit ausdruckslosen Augen lag er in seinem Bett im fünften Obergeschoss des Ludwigsburger Klinikums, die Fragen Neundorfs mit kraftlos dahingehauchten Worten nur bruchstückhaft beantwortend. Sie hatte sich von der behandelnden Ärztin die Erlaubnis zu einem kurzen Gespräch geben lassen, war dann nach Ludwigsburg gefahren, um den Mann im Krankenhaus aufzusuchen. Ein junger Krankenpfleger hatte ihr das Zimmer gezeigt, einen kleinen Raum mit zwei Betten, von denen nur eines belegt war, und sie dann mit dem Patienten alleingelassen. Sie war vor das mit offenen Augen vor sich hinträumende Überfall-Opfer getreten, hatte sich vorgestellt.
    »Katrin Neundorf vom Landeskriminalamt. Herr Wössner, können Sie mich verstehen?«
    Der Mann gab nur für den kurzen Moment weniger Sekunden zu erkennen, dass er sie wahrnahm. Seine Augen streiften ihr Gesicht, wandten sich unmittelbar danach wieder von ihr ab.
    »Ich weiß, dass es Ihnen schlecht geht. Das ist kein Wunder, nach dem Schock, den Sie erlitten haben. Ich will Sie auch nicht lange belästigen. Aber ein paar Fragen würde ich Ihnen trotzdem gerne stellen, wenn Sie einverstanden sind.« Wössners einzige Reaktion bestand darin, dass er seine Augen zu schmalen Schlitzen verengte und den Kopf zur Seite drehte.
    »Sie

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