Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
einen Besucher des in der Liederhalle gerade stattfindenden Kongresses.«
    »Nun, das hatte ich auch kaum anders erwartet. Sein Name?«
    »Markus Schmitt.«
    »Wie kommen Sie zu dieser Information?«
    »Die Telefonnummer, die wir in der Tasche des Toten fanden. Die Frau, der sie gehört, hat ihn erkannt.«
    »Sie haben persönlich mit ihr gesprochen?«
    »Ich war bei ihr und habe ihr sein Bild gezeigt, ja«, antwortete Braig.
    »Wer ist die Frau? In welcher Beziehung steht sie zu diesem Markus Schmitt?«
    »Sie hat ihn in einer Kneipe kennengelernt.«
    »In einer …« Der Staatsanwalt verstummte. »Wie soll ich das verstehen? Jetzt lassen Sie sich doch nicht alles aus der Nase ziehen!«
    »Es handelt sich um eine Zufallsbekanntschaft. Die Frau war wohl auf der Suche nach Kunden und kam dabei mit ihm ins Gespräch.«
    »Wie bitte? Würden Sie mir das bitte genauer erläutern? Von welchen Kunden sprechen Sie?«
    Braig spürte den kalten Wind, der hier im Schatten um die Hauswand strich, drückte die Tür auf, die Dr. Genkinger aus Rücksicht auf ihn nicht ins Schloss hatte fallen lassen, trat ins Treppenhaus. »Die Frau ist eine Prostituierte«, erklärte er.
    »Was sagen Sie da?« Söderhofer schien es die Sprache verschlagen zu haben. Er rang hörbar um Luft, kämpfte um Fassung. Vier, fünf Sekunden herrschte Ruhe, dann presste er ein mühsames: »So oane?«, hervor.
    »Schmitt war aber kein Kunde von ihr«, fuhr Braig fort, »das betonte sie extra.«
    »So oane«, wiederholte Söderhofer, »und die Telefonnummer in seiner Tasche, die war von der?« Er hatte Schwierigkeiten, sich von seinem Dialekt zu lösen, legte deutlich Abscheu in die Aussprache des letzten Wortes.
    »Das habe ich Ihnen gerade erkärt, ja. Ich habe bei der Kongressleitung nachgefragt und erfahren …«
    »Aber so oane, die lügt doch! Sie werden der doch net glauben wollen. Die Telefonnummer, die war garantiert eine Verwechslung. Den Mann ham mir in der Liederhalle gfunden, hams des vergessen?«
    Braig hatte Mühe, die Logik der Argumentation seines Gesprächspartners zu begreifen. »Wie soll ich das verstehen?«
    »Na, jetzt tuns doch net so! Wenn des so oane is … Die lügt, des ist doch klar. Oder glauben Sie etwa, ein Besucher von einem Kongress in unserer Liederhalle …« Der Staatsanwalt brach mitten im Satz ab, war nahe daran zu ersticken. Die moralische Ungeheuerlichkeit, die Braig angedeutet hatte, verschlug ihm den Atem.
    »Auf jeden Fall«, erklärte der Kommissar, »ist dieser Markus Schmitt als Kongressbesucher eingetragen. Angehörige, die ihn identifizieren könnten, habe ich bis jetzt allerdings noch nicht erreicht. Ich bemühe mich aber darum.«
    »Na, des tuns net!«
    »Wie bitte?«
    »Sie können doch net die Leut … Wenn so oane des sagt. Die lügt doch!«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    Er hörte keine Reaktion, glaubte schon Söderhofer hätte das Telefonat beendet, als sich der Mann nach mehreren Sekunden wieder meldete.
    »Wo ist die? Haben Sie die festgenommen?« Langsam, aber stetig fand er wieder zur schriftdeutschen Ausdrucksweise zurück.
    »Festgenommen? Wieso?«
    »Na! So oane!«
    Braig spürte ein heftiges Ziehen in seinem Magen, versuchte, das Gespräch auf den Punkt zu bringen. »Ich versuche jetzt also, den Mann so schnell wie möglich identifizieren zu lassen und dann zu überprüfen, ob es andere Kongressbesucher gibt, mit denen er in Kontakt stand. In diesem Umfeld werden wir uns wohl zuerst umsehen müssen.«
    »I woaß net, i woaß net.« Söderhofers Seufzen schien aus tiefstem Herzen zu kommen. »Die lügt, sage ich Ihnen, so oane, die lügt.«
    »Markus Schmitt ist als Kongressbesucher verzeichnet. Ich werde den Angehörigen sein Bild zeigen, dann wissen wir es.«
    Braig wartete mehrere Sekunden auf eine Antwort, hörte nur noch ein energisches: »Nächstes Briefing 15 Uhr. Sie rufen an!«, dann war die Leitung unterbrochen.
    15 Uhr, schüttelte er den Kopf, 15 Uhr. Er steckte das Mobiltelefon in seine Tasche, lief die Treppe hoch. Die Tür der Wohnung Dr. Genkingers im ersten Obergeschoss stand sperrangelweit offen, der Tierarzt, das Telefon am Ohr, nur zwei Schritte davon entfernt.
    »Aber sicher, er ist bei der Polizei«, hörte Braig seinen Vermieter mit lauter Stimme erklären, »ein ganz hohes Tier. Abteilungspräsident beim Landeskriminalamt, ja. Und seine Frau Gemahlin ist schwanger, sie erwartet Drillinge. Drillinge, jawohl, Sie haben richtig gehört.« Er beeilte sich, die Wohnung zu

Weitere Kostenlose Bücher