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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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den ihnen die Manager der Liederhalle für ihre Untersuchungen zur Verfügung gestellt hatten und starrte mit bleichem Gesicht auf einen imaginären Punkt an der Wand, als Braig auf ihn zu trat.
    Der Kommissar wies sich der uniformierten Beamtin gegenüber, die den Raum vor Neugierigen abschirmte, aus, nahm auf einem der Stühle Platz. »Mein Name ist Braig«, stellte er sich vor, »ich leite die Ermittlungen bezüglich des Toten, den Sie gefunden haben.« Er sah, wie sein Gegenüber erschrocken aus seiner Starre auffuhr und den Kopf zur Seite warf.
    »Wie bitte?«, fragte der Mann.
    Er schätzte ihn auf Anfang fünfzig, ein schlanker, hagerer Typ mit einer ausgeprägten, nur von einem schmalen Haarkranz am Hinterkopf umsäumten Glatze, einer modischen, randlosen Brille und hellen, unruhig zu ihm hinauf blickenden Augen.
    »Braig«, wiederholte er, als er die offensichtliche Orientierungslosigkeit in der Miene des anderen bemerkte, »der Tote auf der Toilette. Ich leite die Ermittlungen.«
    Dr. Enssle reagierte wie in Zeitlupe, betrachtete Braig zuerst langsam mit ausdrucksloser Mimik, fand erst nach und nach zu der Konzentration, sich auf ein Gespräch einzulassen.
    »Dr. Ulrich Enssle«, nannte er seinen Namen, »ich habe den …« Er stockte, holte tief Luft und sprach dann erst weiter. »Ich habe den Toten gefunden.«
    Braig signalisierte mit bedächtigem Kopfnicken sein Verstehen, ließ dem Mann Zeit, vollends zu sich zu kommen. »Sie nehmen hier an dem Kongress teil?«
    »An dem Kongress?« Dr. Enssle fuhr sich mit einem Tuch über das Gesicht, entspannte zusehends. »Ja, genau.« Er gab seine unnatürliche, jedes Selbstbewusstsein verneinende Körperhaltung auf, richtete sich in seinem Stuhl auf, suchte an der Lehne Halt. »Optimierung moderner Managementmethoden. Heute und morgen.«
    »Sie kennen die anderen Kongressbesucher?«
    »Die anderen? Nein.«
    »Es handelt sich nicht um eine firmeninterne Veranstaltung?«
    »Nein. Die Leute kommen von überall her.«
    »Und von welcher Firma kommen Sie?«
    »Ich bin Funktionär des Arbeitgeberverbandes.«
    Braig nickte, kam auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen. »Könnten Sie mir bitte beschreiben, wie Sie den Toten fanden?«
    Enssle fuhr sich mit dem Tuch unter seinen Hemdkragen, tupfte sich den Schweiß vom Hals. »Wie ich ihn fand, ja.« Er zog die Nase hoch, steckte das Tuch in die Hosentasche. »Ich schaute nach einer Toilette, öffnete die Tür, da lag er.«
    Braig versuchte, sich den genauen Fundort des Getöte­ten noch einmal zu vergegenwärtigen. Es handelte sich um eine Toilette, die aus drei etwa gleich großen, ohne Türen ineinander übergehenden Räumen bestand. Als erster ein Waschraum mit Handwaschbecken, Seifenspendern zum Kurbeln und Behältern mit Papierhandtüchern, danach ein Urinal mit mehreren Becken, zum Schluss die eigentliche Toilette mit acht Kabinen. Vier links, vier rechts. In der dritten Kabine der linken Reihe hatten sie den Mann entdeckt. »Sie betraten die Toilette allein?«
    Sein Gegenüber schien nicht zu verstehen. »Allein?«
    »Ja. Oder waren da noch andere Personen – außer dem Toten natürlich?«
    »Ach so, – nein, niemand. Nur ich.«
    »Sie sind sich sicher?«
    Enssle betrachtete ihn unsicher. »Ja, klar. Wieso fragen Sie?«
    »Na ja, der Täter«, antwortete Braig. »Der Mann war noch nicht lange tot. Wissen Sie, um wie viel Uhr etwa Sie die Toilette aufsuchten?«
    Sein Gegenüber brauchte nicht lange zu überlegen. »Neun Uhr dreißig«, sagte er. »Halb zehn.«
    »Das wissen Sie so genau?«
    »Ja, das weiß ich genau. Ich schaute genau in dem Moment auf die Uhr, als ich die Toilette betrat.« Er deutete auf seine Armbanduhr.
    »Zufällig oder aus einem bestimmten Grund?«
    »Wie bitte?« Enssle legte seine Stirn in Falten, schaute fragend zu Braig.
    »Ihr Blick auf die Uhr.«
    »Ach so, das. Zufällig natürlich.«
    »Sie betraten also die Toilette allein, und außer Ihnen hielt sich niemand in dem Raum auf. Die Kabinentüren waren alle offen?«
    »Offen? Nein, die waren geschlossen.«
    »Geschlossen?«, fragte Braig überrascht. Er erinnerte sich an den Moment, als er die Toilette betreten hatte, sah die halbgeöffneten Kabinen vor sich. Alle, eine wie die andere. Ob Söderhofer …? Nein, das schien absurd.
    »Ich glaube schon. Wieso fragen Sie?«
    »Als ich vorhin in die Toilette kam, war keine einzige Kabine geschlossen. Alle Türen waren offen. Jedenfalls ein Stück weit.«
    »Dann wird es bei mir wohl

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