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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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wissn, wer hier heute Morgen raus und rein jegangen is, wa?« Marianne Mikuleit sah das bestätigende Kopfnicken ihrer Gesprächspartnerin, wies zur Haustür. »Dann jehn Se ma rüber zum dicken Diebele und frachen Se den. Der weeß et, jarantiert. Wahrscheinlich hat er sich sojar de Minuten notiert, wie lange eener hier im Haus war und wann er et wieder verlassen hat. Der jlotzt den janzen Tach uf de Straße, dem entjeht nischt, sach ick Ihnen!«
    Die Kommissarin hatte der Frau versprochen, ihre Empfehlung zu befolgen, sich dann Name und Adresse Marianne Mikuleits notiert. »Falls ich noch weitere Fragen an Sie hätte.«
    »Jederzeit, jerne, dat is keen Problem«, hatte die sich bereiterklärt. »Und wenn ick nich zu Hause bin, finden Se mich in de Bäckerei Scheib. In der Stadt in der Nähe vom Bahnhof.«
    Neundorf hatte sich freundlich bedankt, war dann über die Straße gelaufen, auf den Namensschildern des Mehrfamilienblocks nach Diebele suchend. Ein korpulenter Mann Mitte sechzig füllte den gesamten Türrahmen, als sie gerade auf den Klingelknopf drückte. Er trug ein rot-schwarz gemustertes Holzfällerhemd mit kurzen Ärmeln, das trotz XXL-Ausführung über seinem Bauch weit auseinanderklaffte und ein verblichenes, ursprünglich wohl weißes Unterhemd freilegte, dazu eine blaue Arbeitshose, hatte eine geöffnete Bierflasche in der Hand. Sein Blick war auf ihren rechten Arm gerichtet.
    »Wieso schellet Sie bei mir?«, kam es vorwurfsvoll über seine Lippen.
    Neundorf zog ihre Hand zurück, musterte ihn überrascht. »Sie sind Herr Diebele?«
    »Wenn’s recht ischd, ja.«
    Sie trat zwei Schritte zurück, um der Bierfahne, vermischt mit Körperschweiß, auszuweichen, wartete, bis er schwer atmend vor den Briefkästen des Gebäudes Aufstellung genommen hatte, zeigte ihm ihren Ausweis. »Landeskriminalamt. Ich glaube, Sie können uns helfen.«
    »Landeskriminal …« Er beugte sich unwillkürlich nach vorne, starrte ihr mit von Überraschung geprägter Miene in die Augen. Sein Puls beschleunigte sich, die Arme gerieten in Bewegung. Er hauchte ein kaum vernehmbares »Polizei?«, setzte dann die Bierflasche an den Mund, nahm einen kräftigen Schluck.
    Neundorf bestätigte seine Nachfrage mit einem Kopfnicken, bemerkte die Nervosität, die sich der schwergewichtigen Gestalt bemächtigte. Ob er schon in unliebsamen Kontakt mit ihren Kollegen geraten war? Ein alter Stammkunde gar?
    »Mei liebe Lisbeth«, keuchte Diebele, »des han i net denkt.«
    »Wieso? Was bringt Sie so außer Atem?«, erwiderte sie.
    »Außer Atem? Mi bringt gar nix außer Atem«, erklärte er, »aber dass Sie moinet, i könnt eahne helfe!«
    »Sie sollen sich gut auskennen hier.«
    Der Mann wurde sichtlich verlegen. »Hano ja, ma dut halt, was mer ka. S’ ischd wenig genug.«
    »Sie sind oft zu Hause?«
    »Wie’s halt so ischd, net. Mei Füaß«, er deutete auf seine voluminösen Beine, machte eine unbeholfene Bewegung in ihre Richtung, »die wellet halt nemme so recht.«
    Neundorf nickte, schaute in die Höhe. »Aber Sie haben eine schöne Wohnung.«
    Diebele wandte den Kopf zur Seite, lächelte verlegen. »Hano ja, ma dut halt, was ma ka«, wiederholte er. »Aber des ischd eigentlich des Verdienscht von meinem Weib.«
    Sie wunderte sich, dass die etwas ungepflegt wirkende Gestalt verheiratet war, zeigte über die Straße. »Sie haben nicht zufällig mitbekommen, wer heute Morgen dort drüben aus und ein ging?«, brachte sie ihr zentrales Anliegen direkt zum Ausdruck.
    Diebele fühlte sich sichtbar geschmeichelt. »Hano ja, nadierlich.« Er nickte mit seinem Kopf. »Ihre Kollege, die Polizei, mir hent sie scho gsehe.«
    »Die uniformierten Beamten?«
    Der Mann bestätigte ihre Vermutung mit eifrigem Kopfnicken.
    »Sie wissen, warum sie gekommen sind?«
    Diebele hob schützend seine linke Hand in die Höhe. »Hano ja, die Leut saget, der Chef vom Altenheim sei umbracht worde.«
    »Das stimmt nicht ganz«, erklärte Neundorf. »Der Mann wurde überfallen.« Sie sah die vor Neugier starr auf ihr Gesicht fixierten Augen ihres Gegenüber, fügte: »Aber er lebt«, hinzu.
    »Er lebt«, wiederholte ihr Gesprächspartner, »do gucket na, no hot’s mei Weib also doch richtig beobachtet.«
    »Was hat Ihre Frau beobachtet?«
    »Hano ja, wie die den naustrage hent, jetzt grad vor a paar Minute. Mei Weib sait, der hätt sich bewegt.«
    »Das ist möglich«, bestätigte die Kommissarin, »ja.« Sie sah die Aufregung in seiner Miene, spürte, dass es ihm

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