Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer
Mann ließ ein lautes Lachen hören. »Wo wird sie gewesen sein? Bei mir, wie immer.«
»Geht das etwas genauer?«
»Fiona und ich leben zusammen, ich nehme an, Sie wissen Bescheid.«
»Wo?«, fragte Braig.
»In Großbettlingen. Hat sie es Ihnen nicht erzählt?«
»Bis jetzt nicht, nein. Wann haben Sie sich heute Morgen getrennt?«
»Kurz vor neun«, antwortete sein Gesprächspartner. »In Nürtingen, fünfzig Meter von Fionas Firma entfernt. Wie jeden Morgen.«
»Sie fahren zusammen?«
»Ja, mit meinem Wagen. Ich muss weiter nach Köngen.«
»Und vorher – Sie haben den ganzen Morgen gemeinsam verbracht?«
Der Mann lachte erneut. »Sie sind aber hartnäckig. Ja, wir waren zusammen. Den ganzen Morgen. Im Bett und am Frühstückstisch. Nur nicht im Bad und nicht auf der Toilette. Das erledigen wir getrennt, wenn es erlaubt ist?« Er formulierte den letzten Satz in ironischem Ton und als Frage.
»Das ist erlaubt, ja. Ich bedanke mich, Herr …“
»Ach, Sie wissen nicht einmal meinen Namen? Köstner, Harald. Haben Sie noch weitere Fragen? Ich stehen Ihnen gerne zur Verfügung.«
»Das ist im Moment nicht nötig. Vielleicht später noch einmal, vielen Dank.«
»Gern geschehen. Richten Sie Fiona liebe Grüße aus. Und ich wünsche ihr noch viel Vergnügen mit ihrem interessanten Gesprächspartner.« Sein Lachen schallte aus dem Lautsprecher, bis Braig aufgelegt hatte.
»Zufrieden?« Fiona Berings Miene war von einem breiten Grinsen überzogen.
Braig wusste, dass Köstners Antwort die Frau keineswegs von jedem Verdacht befreite. Seine Aussage konnte abgesprochen, er selbst an der Tat beteiligt oder allein dafür verantwortlich sein, zudem war es möglich, dass die Frau oder sie beide eine dritte Person mit dem Gewaltakt an ihrem ehemaligen Lebensgefährten beauftragt hatten. Noch allerdings verfügte er über keinerlei Anhaltspunkte, die Fiona Bering in besonderer Weise verdächtig machten. »Haben Sie noch Schlüssel zur Wohnung von Herrn Allmenger?«, fragte er.
Seine Gesprächspartnerin nahm wieder auf ihrem hohen Drehstuhl Platz, winkte mit der Rechten ab. »Wieso denn? Mein Gott, wir haben nichts mehr miteinander zu tun, begreifen Sie das denn nicht? Weshalb sollte ich Schlüssel zu seiner Wohnung besitzen? Die Sache ist vorbei!«
»Aber Sie wissen vielleicht, wer noch Schlüssel dazu hat.«
»Na, seine aktuelle Gespielin wohl«, antwortete sie, die letzten Worte anzüglich betonend, »vorausgesetzt, er wechselt sie nicht so häufig wie seine Unterhosen.« Sie bedachte ihn mit süffisantem Grinsen.
»Wechselt er die häufig?«, fragte er.
»Oh ja«, antwortete sie. »Das muss man ihm lassen. Roland ist eines der wenigen männlichen Exemplare, das sich wirklich täglich frische Unterwäsche leistet. Sommer wie Winter.«
»Das heißt, Herr Allmenger ist seit dem Ende Ihrer Beziehung kein Kostverächter, was das andere Geschlecht anbelangt.«
»Seit dem Ende unserer Beziehung?« Ihre Stimme hatte einen schrillen Tonfall angenommen. »Schon lange vorher. Was denken Sie, warum ich einen Schlussstrich unter diese Sache zog?«
»Er hat Sie betrogen?«
Fiona Berings Gesicht gewann deutlich an Farbe. »Betrogen? Was geht Sie das an?«
Volltreffer, überlegte er, gab sich mit seiner Wortwahl aber Mühe, auf jede Schärfe zu verzichten. »Nichts, es sei denn, der Überfall hat damit zu tun.« Wobei ich den Mann fast verstehen kann, setzte er im Stillen fort. Sich in andere Beziehungen zu stürzen, um dem aggressiven Drachen wenigstens zeitweise zu entkommen, schien nachvollziehbar. Jedenfalls so, wie er das gegenwärtige Auftreten der Frau erlebte.
»Vielleicht hat sich eine seiner vielen Gespielinnen gerächt«, erklärte sie. »Wenn er sie so behandelt hat wie mich?«
»Das halten Sie für möglich?«
»Ich halte überhaupt nichts für möglich«, blaffte sie zurück. »Aber seit Roland so viel Geld hat, glaubt er, mit seinen Scheinen alles kaufen zu können. Einen Betthasen nach dem anderen. Vielleicht hat sich eine der Damen nach ihrem abrupten Rauswurf nicht damit besänftigen lassen.«
»Sie wissen nicht zufällig die Namen dieser Frauen?«
»Da müssen Sie sich einen anderen Idioten suchen. Fragen Sie doch seine Mutter. Obwohl …“
»Allmengers Mutter? Wo finde ich die?«
»Na, bei ihm im Heim, die kann doch nicht mehr selbstständig leben.«
»In welchem Heim?«, fragte Braig.
»Na, in seinem Seniorenstift, wie er das vornehm formuliert. Abendsonne. Allein schon diese beiden
Weitere Kostenlose Bücher