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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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weiter.
    Theresa gegenüber freilich hielt sie sich mit solchen Vermutungen zurück, hatte die Frau doch genug abartiges Geschwätz am Hals. Die Seitenwand von Lauras Zimmer war erst vor ein paar Jahren eingezogen worden, um aus einem großen zwei kleine Räume zu machen, sie hatte es ihr noch nicht lange erzählt, die Gewissheit im Blick, dass Laura – ob sie wollte oder nicht – oft genug Ohrenzeuge von dem wurde, was nebenan gesprochen wurde. Vertraulich, wie Theresa betonte. Manchmal nahm die Pfarrerin ihre Besucher mit in ihr Wohnzimmer, vielleicht weil sie Lauras Ohren doch etwas fürchtete.
    Voll Psycho, was die arme Frau sich alles anhören musste! Vom Gejammer darüber, dass Theresa das wöchentliche Treffen des Frauenkreises am Donnerstagabend schon wieder versäumt hatte bis zur Beschwerde, dass sie letzte Woche von einem ungenannt bleiben wollenden Zeugen in der Begleitung eines fremden Mannes in einer Wirtschaft im Stuttgarter Westen beobachtet worden war.
    »Noi, Frau Pfarrer, also so goht’s net!«
    Wie hält die arme Frau das nur aus, fuhr es ihr ein ums andere Mal durch den Kopf, wenn sie – die Musik abgestellt, um besser meditieren und zuhören zu können – mit einem Ohr an der Wand, die Augen auf das Treiben in der Kneipe gegenüber gerichtet, das Palaver nebenan wieder verfolgte, wie schafft sie es nur, fast immer ruhig zu bleiben?
    Ein Mal, etwa zwei Wochen nachdem Laura ins Pfarrhaus gezogen war, hatte Theresa sie zu einem Gespräch mit einer der alten Hexen gebeten, die sie alle paar Tage in absolut dringender, um keine Sekunde aufzuschiebender Angelegenheit aufsuchten. Die Augen vor Neugier weit aufgerissen war die schon deutlich angegammelte Zicke auf sie zugestürmt und hatte sie ausgiebig von oben bis unten gemustert, Theresas vorstellenden Worten kaum Beachtung schenkend.
    »Das ist Laura, meine neue Mitbewohnerin und das ist die liebe Frau Staible aus unserer Gemeinde.«
    »Soso«, hatte die seltsame Tussi gegrummelt, »wisset Se, junges Fräulein, mir dätet jo scho gern wisse, wer do in oserem Pfarrhaus alles raus ond noi goht.«
    »Bisher hat sich leider noch keine Gelegenheit ergeben, Laura vorzustellen«, war Theresa beschwichtigend auf den Vorwurf eingegangen, »aber jetzt wissen Sie ja Bescheid, Frau Staible.«
    »Aber die andere wellets au wisse.«
    »Na ja, ich denke, dafür werden Sie schon sorgen.«
    Wie Theresa es schaffte, im Umgang mit all den verschrobenen Gruftis so freundlich zu bleiben, war Laura ein Rätsel. Sie jedenfalls hätte das nicht gekonnt. Manchmal war sie nahe dran, mit ihren Fäusten an die Wand zu schlagen, wenn sie wieder einmal mitbekam, was der Pfarrerin so vorgejammert wurde …
    Zwei nicht allzu weit entfernte Stimmen rissen sie aus ihren Gedanken. Gerade hatte sie es sich gemütlich gemacht, den Kopf zurückgelehnt und den ersten Zug aus ihrer frisch gedrehten Zigarette inhaliert … Erschrocken richtete sie sich auf, sah zwei Männer keine zweihundert Meter von ihr entfernt Hand in Hand über die Wiese schlendern. Lachend, scherzend, einander nicht aus den Augen lassend.
    Voll Psycho, zwei Schwule! Hier in der Pampa, irgendwo auf der Schwäbischen Alb, am Ende der Welt. So was hatte sie noch nicht mal in Stuttgart erlebt.
    Sie suchte hinter einem dichten Hartgrasbüschel Deckung, blies den Rauch vorsichtig zur Seite. Die beiden Männer, Gruftis weit jenseits der Zwanzig, blieben am Rand eines kleinen Felsens stehen, der vor ihnen aus dem Gelände ragte, blickten hinunter ins Tal. Die roten Ziegeldächer des kleinen Orts waren zu erkennen, der sie nur um wenige Meter überragende Turm der Kirche, das graue Band der Straße, auf dem sich ab und an ein Fahrzeug zeigte. Laura sah, wie einer der Männer dem anderen sorgsam über die Haare fuhr, kicherte leise. Wahnsinn, die sind ja richtig verknallt! Wie ein junges Liebespaar!
    Sie hatte schon vieles gesehen, was zwei Menschen so miteinander anstellen konnten. Freiwillig und unfreiwillig. Seit mehreren Jahren schon. Oft genug zu Hause, wenn ihre Mutter wieder einen ihrer »Freunde«, wie sie die Wichser oft genug beschönigend beschrieb, mit in die Wohnung geschleppt und sich dort, beide mehr oder weniger vom Suff gezeichnet, bei offener Schlafzimmertür von ihm hatte bespringen lassen – ein widerliches, von allzu lautem Geschrei und Gestöhne begleitetes Schauspiel, das Laura einmal, sie erinnerte sich noch genau an den Moment, mit einem halben Eimer Wasser unterbrochen hatte. Schrill kreischend

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