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Bran

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Titel: Bran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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Weckfunktion. Einige Sekunden später schält Cejla sich aus den serafidischen Kissen, mit denen sie ihre Koje ausstaffiert hat.
    »Bist du schon zurück?«
    »Viel gab es nicht mehr zu bereden.«
    »Wann starten wir?«
    »Wenn du dich angezogen hast.«
    Sie klettert aus der Koje, schlüpft in ihre Kleider und verschwindet in der winzigen Nasszelle des Schiffes. Mit rosigem Glanz auf den Wangen und frisch gezogenem Scheitel ist sie wenig später wieder da. Sie erklimmt den Kopilotensitz. Vom Tower kommt die Freigabe.
    Die HOOKED KITE hebt ab.
    Im Raum will das Schiff selbsttätig beschleunigen. Aber Straner zieht die manuelle Steuerung an sich. Sie bleiben auf Unterlicht, schließlich haben sie es nicht eilig.
    Sie kauen Croissants und schlürfen ihren Kaffee, während Rangkor langsam zurückfällt und der Kirgol-Cluster vor ihnen erscheint.
    »Was habt ihr besprochen?«
    »Dies und das.«
    Straner sieht in den Raum hinaus. So viele Sterne! Wie soll man sich für einen entscheiden?
    Aber er hat sich entschieden.
    »Wohin sollen wir fliegen?«
    »Wohin du willst, Liebster.«
    »Ich fürchte, die Reichweite der HOOKED KITE ist nicht groß genug, um uns aus Brightons Machtbereich zu bringen.«
    »Je mehr man beherrscht, umso weniger kann man alles kontrollieren.« Cejla beißt krachend in ihr Gebäck. »Es gibt zahllose einsame Winkel im Cluster, in denen man glücklich werden kann.«
    »Tinerfaro?«
    »Warum nicht?«
    »Oder Selinaor?«
    »Das soll eine sehr geheimnisvolle Welt sein. Man weiß fast nichts über sie.«
    »Fliegen wir nach Selinaor.«
    Er gibt den neuen Kurs ein.
    Sie schweigen, während das Schweigen der Sterne an ihnen vorüberzieht.
    »Ich spreche dich ungern darauf an«, sagte Cejla irgendwann.
    Straner sagt nichts. Er weiß, dass sie den Finger gleich auf jene Wunde legen wird, die noch nicht ganz vernarbt ist.
    »Kundali.«
    »Hm?«
    »Du weißt, von wem ich rede. Die Infantin.«
    »Mordals Tochter?«
    Cejla starrt ihn an.
    »Sie war Mordals Tochter«, sagte er.
    »War?«
    »Ich tötete ihn, Augenblicke bevor er zu Leli ging, um sie zu zeugen.«
    »Das heißt?« Cejla hält ihren selbstwärmenden Kaffeebecher in der Rechten wie ein Werbeholo, das in alle Ewigkeit so stehen bleiben wird.
    Sein Gesicht ist leer wie die Wüste, wenn die Sonne im Zenit steht.
    Aus Cejlas Kehle ringt sich ein Ächzen los. Ungläubig und überwältigt wie das Seufzen der Geliebten in der ersten Nacht.
    »Sie ist deine Tochter! Du hast mit ihr geschlafen!«
    »Und wie!« Straner pfeift durch die Zähne. »Einhundertacht Mal. Und keine Berührung glich der anderen!«
    »Was für eine Tortur!«
    Er sieht sie an und lacht. »Ich weiß nicht, wie oft es war. Wir haben irgendwann aufgehört zu zählen.«
    »Dann ist die Ehe ungültig.« Sie gibt sich kalt wie eine Advokatin. Aber ihre Augen funkeln, und die Irisringe glühen, Intarsien aus Lapislazuli wie bei einem kostbaren kirgolischen Schmuckstück.
    »Das ist sie sowieso.«
    Seine Mundwinkel zucken.
    »Im Übrigen kann ich dich beruhigen. Kundali ist Richards’ Tochter, so wie sie es selbst gesagt hat.«
    »Weil deine Nacht mit Leli vereitelt wurde.«
    Er seufzt. Diese Erinnerung ist die unangenehmste. Er hat auf die unvergessliche Nacht mit der Königin der Kurtisanen verzichten müssen. Dafür macht er sich mit den einhundertacht Nächten bezahlt, die er in Kundalis Armen verbracht hat.
    »Aber das war, nachdem du mit ihr in der Wüste warst.« Cejla ist noch nicht von seiner Unschuld überzeugt. »Straner! Die Kundali, mit der du geschlafen hast, war deine Tochter!«
    Er grinst wie ein Götze im Schrein eines Schamanen, frech und undurchdringlich.
    Cejla stellt ihren Kaffee in die Halterung. »Du lügst noch immer! Klär mich endlich auf. Ich will nicht mit einem Mann verheiratet sein, der hundertmal seine eigene Tochter gevögelt hat!«
    Er lässt sie zappeln, während die HOOKED KITE ihren Kurs verfolgt, Parsec für Parsec.
    Die Welten des Kirgol-Clusters treten auseinander und nehmen individuelle Züge an. Weißlich wie ein geschliffener Opal, Panesh, rot glühend wie ein naturbelassener Rubin, Kirgol. Weiter in der Ferne, der blaue Saphir Tinerfaros, und noch ferner, geheimnisvoll glosend, der grüne Smaragd Selinaors.
    »Kundali ist Mordals Tochter!«, sagt er endlich.
    »Wie kann das sein? Mordal ist tot!«
    »Mordal lebt.« Straner weidet sich an ihrer Verblüffung. »Ich warnte ihn, bevor ich auf ihn schoss. Ich ließ ihm einen großen Geldbetrag zukommen,

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