Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bran

Bran

Titel: Bran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
Vom Netzwerk:
Todes zurückzukommen …« Er deutete in Richtung der balsamierten Leiche.
    »Ach so. Ihr müsst entschuldigen. Aber es kommt nicht oft vor, dass jemand das nicht weiß.«
    »Das …« Straner wartete vergebens, dass der Alte von sich aus etwas preisgab. »Starb der Khan im Feld?«
    »Das wäre schön gewesen und eines großen Führers würdig.« Der Mann setzte ein furchterregendes Grinsen auf, das geeignet war, kleine Kinder zu erschrecken.
    »Aber?«
    »Er wurde Opfer eines feigen und hinterhältigen Attentats.« Das Kopfschütteln des Alten konnte der Tat als solcher gelten oder auch der Tatsache, dass sie seinem Gast so gänzlich unbekannt war.
    »Ein Attentat?« Straner war plötzlich hellwach.
    »Ein Sprengstoffanschlag.« Die Miene des alten Kämpfers verzerrte sich noch ein bisschen mehr. »Die Konservatoren hatten alle Hände voll zu tun, ihn wieder so weit zusammenzuflicken, dass man ihn hier präsentieren konnte!«
    Straner atmete tief durch. »Und wer waren die Täter?«
    »Terroristen!« Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
    »Und der jetzige Khan …«
    »Mordal der Große?« Das Lachen des Alten klang etwas verächtlich.
    »Gott möge ihn ewig schirmen, ja.«
    Straners Ironie blieb dem Mann verborgen. Er sann lange nach, als koste es ihn Überwindung, die Erinnerung an eine so schändliche Tat wieder aufzusuchen.
    »Die Täter wollten das Land ins Chaos stürzen. Beinahe wäre ihnen das auch gelungen. Aber Mordal bestieg rechtzeitig den Thron und stellte die Ordnung wieder her.« Der letzte Satz war Straner ein wenig zu glatt. Er schien auswendig gelernt.
    »War denn Mordal nicht der rechtmäßige Erbe?«
    Der Alte sah ihn komisch an, immer wieder bereit, über so viel Unwissen die Fassung zu verlieren.
    »Mordal? Nein.«
    »Aha.«
    »Er stand in weitläufiger Beziehung zum Herrscherhaus, die kirgolische Linie.« Der Veteran setzte ein zerknirschtes Gesicht auf, das andeuten sollte, diese Dinge seien unappetitlich und ihm im tiefsten Inneren zuwider. »Ein Cousin der zweiten oder dritten Ordnung.« Achselzucken.
    »Wurde dem Khan nie eine Beteiligung an dem Attentat nachgewiesen?«
    Straner erschrak selbst über diese Frage. Er spürte, wie Cejla scharf die Luft einsog und ihn über die Implantate zurückpfiff.
    Die Wandlung, die mit ihrem Führer vor sich ging, war eindrucksvoll. Straner hatte sie in dieser Form nicht vorhergesehen. Der Mann verschloss sein ganzes Wesen wie mit einem Fallreep, das krachend vor ihm in die Tiefe donnerte.
    »Wer seid Ihr?«, grunzte er. »Was schnüffelt Ihr hier herum?«
    »Er hat es nicht so gemeint«, sagte Cejla rasch. Sie steckte dem Alten ein paar Scheine zu und komplimentierte Straner nach draußen. »Fremdweltler.«
    Der Veteran der Salzkriege steckte das Geld weg und jagte ihnen einen dunklen Blick wie eine aufs Geratewohl abgefeuerte Salve hinterher.
      
    »Bist du wahnsinnig?« Im Freien stellte Cejla ihn zur Rede wie eine Mutter ihren unerzogenen Sohn.
    »Was willst du?« Straner hob die Schultern.
    »Du redest dich um Kopf und Kragen!«
    »Ich habe nur Fragen gestellt.«
    »Es gibt Fragen, die man besser nicht stellt.«
    »So kommen wir einfach nicht weiter.« Er kickte einen losen Stein über den Vorplatz des Mausoleums und sah schmollend zu der steinernen Front der Prachtfassaden hinüber, die im heißen Mittagslicht loderten wie Fackeln. »Wenn ich nicht öffentlich herumfragen darf, musst eben du mir helfen.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du so impertinent bist!« Cejla zitterte am ganzen Körper. War es Wut? Oder hatte sie tatsächlich Angst? Wovor?
    »Ich habe mich nur nach dem Ableben des alten Herrschers erkundigt.«
    »Sei still!«
    »Wenn es ein Mausoleum gibt und einen Toten, der öffentlich ausgestellt wird, wird man doch fragen dürfen, wie es dazu kam.«
    »Du sprichst von unserem Herrn.«
    »Du meinst Mordal? Also hängt er doch mit drin!«
    Sie brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. Immer wieder sah sie sich um, als fürchte sie, belauscht zu werden. Aber der Mittagsverkehr der Plaza tobte ohrenbetäubend. Selbst auf zwei Schritt Abstand war es kaum möglich, ihre Worte zu verstehen.
    »Du beleidigst unseren Fürsten.«
    »Nichts steht mir ferner. Ich will nur Aufklärung.«
    »Das sind Dinge, die dich nichts angehen.«
    Er seufzte. »Du hast das alles gewusst.«
    »Jedes Kind weiß es hierzulande.«
    »Warum hast du es dann nicht gesagt?« Straner schüttelte den Kopf. Die ganze Aufregung wäre vermeidbar

Weitere Kostenlose Bücher