Bran
immer nur der Sohn seines Vaters sein, der ein galaktisches Firmenimperium aufgebaut hatte. Doch in der Politik ging es um andere Dinge. Immaterielle Dinge. Unabhängigkeit. Und Macht.
Straner lag rücklings im Dunkel und grinste vor sich hin.
Brighton war harmlos. Aber Richards war gerissen. Unter dem doppelten Boden seines Auftrags hatte er einen dritten ausgehoben, der nur ihm bekannt war. Für sich selbst hatte er den besten Part vorgesehen. Er würde von allem am meisten profitieren. Er benutzte Mordal und würde ihn später als Marionette an kurzen, straffen Fäden führen.
Und Mordal beabsichtigte natürlich, Richards zu benutzen. Er würde sich seiner entledigen, sowie der Coup geglückt war.
In dem Zustand tiefer Entspannung, den er nach der Nacht in Lelis Armen erreicht hatte, liefen seine Gedanken ganz von selbst weiter.
Mordal. Mordal Khan. Gott möge ihn ewig schirmen!
Plötzlich ergab alles ein Bild. Die Teile fügten sich von allein zusammen. Mordal war Kundalis Vater. Er hatte sie gezeugt in der Nacht, in der er mit Leli zusammen war, einen Tag, bevor sie sich Straner hingab. Sie hatte ihre Geschlechtsapplikationen modifiziert, das hatte er gesehen. Er hatte es auch spüren können. Offenbar hatte sie empfangen. Sie trug Mordals Samen in sich. Jetzt schaltete sie ihre Implantate wieder um. Auf Lust, statt auf Zeugung. Das erklärte nicht nur die wilde Leidenschaft, mit der sie Straner überwältigt hatte, sondern auch ihre Traurigkeit. Sie konnte noch nicht wissen, dass der Coup glücken, dass Mordal Khan sein würde. Vielleicht käme er bei dem Umsturz ums Leben. Umso eifersüchtiger hütete sie das Pfand, das sie von ihm in der Tiefe ihres Leibes barg.
Also hatte das Volk doch recht: Kundali war die Tochter eines Dahergelaufenen – denn nichts anderes war Mordal, dieser Spross eines ungewaschenen Nomadenvolkes, in den Augen der Zhidaer – und einer Hure. Zugleich war sie die rechtmäßige Infantin und Thronerbin. Denn sie war Mordals Tochter.
Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen, die noch von Lelis gierigen Küssen brannten, fiel er in einen traumlosen, schweren, sorgenfreien Schlaf.
Kapitel 8. Das Komplott
»Aber das weiß doch jedes Kind, das in der Schule nicht gepennt hat.«
Scout war beleidigt, weil Straner ihn nicht gefragt hatte. Was für ein Aufwand, schien die modifizierte Ratte sagen zu wollen: Raumflüge, Zeitreisen, investigative Ermittlungen in Rotlichtmilieu und revolutionärem Untergrund.
»Euer Richards hat unseren alten Khan getötet. Iban Mogul, auf dessen morschen Knochen wir hier sitzen. Ihr wolltet ein Protektorat aus Zhid machen.«
»Wer: ihr?« Straner nippte an dem Bier, das in dem selbstkühlenden Behälter wunderbar frisch blieb, obwohl die Nacht stickig und drückend war.
»Rangkor! Stell dich nicht dümmer, als du bist. War Richards nicht Gesandter eures Senats?«
Sie hatten sich auf der Rückseite des Mausoleums getroffen. Straner saß auf dem Postament aus schwarzem Obsidian und ließ die Beine baumeln, den Rücken an eine der klobigen Säulen gelehnt, die an die Füße von Dickhäutern erinnerten. Der Stein war warm. Er hatte die ganze Glut eines Vormonsuntages gespeichert und gab sie nun langsam ab. Wie eine der Massagebänke in »Leli’s Budike«.
»Hörst du mir überhaupt zu?«
Die Ratte turnte aufgeregt an den Reliefs und Statuen herum, deren schwarze Massen wie Angstfantasien in der Dunkelheit gestikulierten.
»Richards ermordete Iban Mogul und verhalf Mordal an die Macht. Mordal vom Stamm der Kirgoler. Ein Beduine, den es in die Stadt verschlagen hat!«
Scouts elektronisch verstärkte Augen glühten listig durch die Nacht.
»Manchmal merkt man das heute noch. Er ist ja hier im Grunde nie richtig heimisch geworden.«
»Richards …«
»Lass mich ausreden. Mordal gehörte angeblich dem Clan an, aus dem auch Iban Mogul stammte. Aber vielleicht war das auch nur eine nachträglich Konstruktion, um seine Macht zu legitimieren.«
»Senator Richards …«
»Damals war er Sekretär!«
»Wie auch immer.«
»Ich bin noch nicht fertig. Mordal wartete, bis der Staatsstreich perfekt war. Dann ließ er Richards ausweisen und übernahm selbst die Herrschaft.«
»Tobey Richards hat Iban Mogul nicht getötet!«
»Das ist ja einerlei.«
»Findest du?«
Straner wunderte sich manchmal, wie die Ratte über solche Dinge hinwegging. Sagte sie nicht, dass sie süchtig nach Information sei? Die juristische Finesse – auf
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