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Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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fror. »Aber nächste Woche ist er wieder da. Die Saison geht ja bald wieder los. – Soll ich ihm was ausrichten?«
    »Danke, es ist nicht so wichtig«, sagte Pieplow und ging zum Auto zurück.
    »Sie sind wegen dieser Sache damals hier, oder?«
    Pieplow drehte sich um und ging einen Schritt auf den Mann zu.
    »Das hat sich also schon herumgesprochen?«
    »Im Winter geht das schnell, wenn sonst nichts zu tun ist.« Der Mann stellte sich als Georg Kamenke vor und erwies sich als redselig. Wahrscheinlich, weil sonst nichts zu tun war.
    »War ’ne schlimme Geschichte. Die Leute reden nicht gern darüber. Schon gar nicht mit Fremden. Ist ja auch nicht gut fürs Geschäft, wenn so was passiert.« Kamenke zog den Zeigefinger unter seiner rotgefrorenen Nase entlang und wischte ihn am Hosenbein ab.
    Er war dabei gewesen damals und sah heute noch alles vor sich, als sei es gestern gewesen. Den Brand, der das Feuerwehrfest so abrupt beendet und auch den Besoffensten ernüchtert hatte. Manus verkohlte Leiche. Den Sturm auf Thiels Behausung im ehemaligen Gesindehaus, dem man heute nicht mehr ansah, was für eine Bruchbude es gewesen war.
    »Im Prozess haben Sie nicht zu den Zeugen gehört?« Kamenke war kein Allerweltsname, und Pieplow konnte sich nicht erinnern, ihn irgendwo gelesen zu haben. Auch Thiel hatte ihn nicht erwähnt.
    »Nee«, sagte Kamenke, »von dem, worauf’s ankam, hatte ich ja nichts gesehen.« In seiner Stimme schwang Bedauern. So ein Auftritt vor Gericht … das hatte doch was. Die Zeitungen und das Fernsehen nicht zu vergessen.
    Pieplow lenkte das Gespräch auf Baring und Möhle. Die hatten doch entscheidende Aussagen machen können?
    »Stimmt. Obwohl sie hackedicht waren. Besonders Möhle. Der hatte ganz schön hingelangt damals.« Kamenke untermalte seine Behauptung mit einer Kippbewegung in Mundhöhe. »Wie das eben so ist, wenn’s was zu feiern gibt.«
    Offenbar nicht nur dann, dachte Pieplow. In Kamenkes Atemluft wehte eine beachtliche Fahne.
    Pieplow sah zu Ostwald hinüber, der nicht aus dem Auto gestiegen war, und hätte gern gewusst, ob Möhles eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit irgendwo aktenkundig und irgendjemand darüber stutzig geworden war.
    »Und Baring?«, hakte er nach.
    »Pah«, machte Kamenke. »Die waren wie Leuchtturm und Beiwagen, hat Jensen immer gesagt.«
    Leuchtturm und Beiwagen?
    »So heißen in Dänemark Pat und Patachon«, erklärte Kamenke.
    Aha.
    Ob er denn damals seine Bedenken nirgends zu Protokoll gegeben habe, wollte Pieplow zum Schluss noch wissen.
    »Bedenken? Ich hab doch keine Bedenken! Ich sage nur, wie’s war und was jeder weiß.« Kamenke machte die Augen schmal und fixierte Pieplow mit plötzlicher Skepsis. »Warum fragen Sie eigentlich nicht Ihren Kollegen Ehmke? Der kennt sich hier doch aus.«
    »Das haben wir vor.« Pieplow fror und wollte ins warme Auto zurück.
    »Dann müssen Sie aber nach Stralsund!«, rief Kamenke ihm nach. »Im Winter ist er höchstens am Wochenende mal da!«

19
    Im Hause Rohrbach fing Pieplow schon auf dem Flur zu schwitzen an und beneidete Ostwald, dessen Mantel Rohrbach abnahm und an die Garderobe hängte. Pieplow legte nur seine Dienstmütze ab.
    Frau Rohrbach erschien in der Wohnzimmertür und sah fragend zwischen ihrem Mann und den überraschenden Besuchern hin und her. Als Rohrbach ihr erklärte, mit welchem Anliegen sie gekommen waren, klang seine Stimme trocken und pelzig.
    »Wir wollen gerade Kaffee trinken«, sagte Frau Rohrbach. Sie hatte ein schmales, fast spitzes Gesicht und einen forschenden Blick. Wenn sie lächelte, zeigten sich Krähenfüße in den Augenwinkeln. »Möchten Sie vielleicht auch eine Tasse?«
    Ostwald nickte.
    »Wenn es Ihnen keine Umstände macht«, sagte Pieplow höflich.
    »Ganz und gar nicht«, versicherte sie und sagte damit die erste Unwahrheit.
    »Wer ist da? Ich will wissen, wer da ist!« Aus dem Wohnzimmer kam ein Klirren, als würde mit Porzellan geworfen.
    »Hier sind zwei Herren von der Polizei, Vater«, antwortete Rohrbach. Er führte sie in den Raum und deutete auf zwei freie Plätze am Tisch.
    »Die sollen sich nicht hinsetzen!«, schimpfte der Alte. »Anfangen sollen sie! Anfangen!« Sein knochiger Zeigefinger stach in die Luft.
    Pieplow blieb irritiert stehen. Ostwald setzte sich an die Schmalseite des Tisches und sah den Alten interessiert an.
    »Vater, bitte«, sagte Rohrbach. Er strahlte eine Müdigkeit aus, die mit ein paar Stunden Schlaf nicht zu beheben sein würde.
    »Halt

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