Brandfährte (German Edition)
Brandgeruch überwunden hat, wie alt Lotte ist und was sie alles kann, da drehte plötzlich jemand den Schlüssel im Schloss der Eingangstür. Der kleine Hund schoss bellend in den Flur und Frau Blanke hinterher.»
Andrea Voss machte eine kleine Pause und schien etwas zu trinken. Dann fuhr sie fort.
«Während der Hund vor der Wohnungstür tobte und akustisch zu Höchstform auflief, starrte Gerda Blanke durch den Spion. Sie schien gar nichts dabei zu finden, als sie merkte, dass ich sie beobachtete.» Andrea Voss stockte kurz und sprach dann mit veränderter Stimme weiter. «Lotte und ich passen immer auf, wer hier reingeht», imitierte sie die alte Frau. «Also, wenn ich alles zusammenrechne, bleibt unterm Strich bei den möglichen Tatverdächtigen nur ein Mann übrig, den Maike Ahlers aus guten Gründen nicht bei sich zu Hause treffen wollte oder konnte. Vielleicht eine heimliche Liebschaft mit einem verheirateten Mann, jedenfalls irgendwas Verbotenes.» Ihre Stimme klang triumphierend. «Und? Liege ich so falsch?»
«Ja. Nein.» Steenhoff war hin- und hergerissen. «Andrea, ich sage dir jetzt etwas, was noch kein anderer Journalist weiß. Aber du darfst es im Moment nicht verwenden.»
Die Reporterin zögerte einen Moment, doch dann siegte ihre Neugier. «Okay. Ich hoffe, dass ich es nicht sowieso in den nächsten Tagen herausgefunden hätte.»
«Wir werden Ende der Woche eine Pressekonferenz einberufen. Bis dahin solltest du dich gründlich über das Thema Stalking informieren. Dann könntest du den Artikel noch mit ein paar Hintergrundberichten garnieren.»
«Ihr sucht also nach einem Stalker?», fragte Andrea Voss zweifelnd. «Aber sind das nicht in der Regel abgedrehte, eifersüchtige Expartner? Laut Gerda Blanke ging die letzte Beziehung von Maike Ahlers vor rund einem Jahr in die Brüche. Da sie Maike Ahlers in der Zeit zwei-, dreimal in ihrem Schlafzimmer hat weinen hören, hat aber doch wohl der Typ mit ihr Schluss gemacht und nicht andersrum», meinte Andrea Voss.
«Da hast du recht. Aber es gab jemand anderen, der sie auf Schritt und Tritt verfolgt haben soll. Außerdem war jemand, kurz bevor das Feuer bemerkt wurde, in der Wohnung von Maike Ahlers.»
Die Reporterin pfiff durch die Zähne. «Erzähl weiter.»
«Sehr viel mehr wissen wir noch nicht», blockte Steenhoff weitere Fragen der Reporterin ab.
Er schwor Andrea Voss erneut darauf ein, nichts von ihrem Gespräch nach außen dringen zu lassen.
Eine Viertelstunde später stand er vor der Findorffer Bäckerei. Doch die Verkäuferinnen kannten Maike Ahlers nicht. Auch das Foto, das Steenhoff ihnen zeigte, sagte ihnen nichts.
Steenhoff wollte gerade erneut Andrea Voss anrufen, um zu erfahren, mit wem sie gesprochen hatte, als sein Blick auf eine unscheinbare Bäckerei am anderen Ende der Straße fiel.
Die pausbäckige Frau hinter dem Tresen erkannte Maike Ahlers sofort. Sie bestätigte, dass die junge Frau regelmäßig am Wochenende bei ihr Brötchen gekauft hatte. Sie war noch immer bestürzt darüber, dass ausgerechnet ihre Stammkundin Opfer eines Verbrechens geworden war.
«In letzter Zeit war die junge Frau ja so dünn geworden. Ich habe zu meiner Kollegin gesagt, die hat bestimmt Liebeskummer.»
«Sie sollen einer Reporterin gegenüber geäußert haben, dass Frau Ahlers vor einigen Wochen mal fluchtartig ihr Geschäft verlassen hat», erklärte Steenhoff. Die Frau nickte und sortierte geistesabwesend ein paar Stücke Butterkuchen in der Auslage.
«Das war vor vier oder fünf Wochen an einem Sonntagmorgen. Da stehen die Leute bei uns ab neun Uhr immer Schlange. Ich wollte Frau Ahlers gerade bedienen, als ihr Blick auf jemanden in der Ecke fiel.» Sie deutete auf ein gläsernes Kühlregal, in dem Butter, Milch und Sahne zum Verkauf angeboten wurden. «Ich konnte gar nicht so schnell gucken, da war sie schon draußen.»
Steenhoff spürte, wie ihm heiß wurde. «Wer stand dort?»
«Ein schlanker, gut aussehender Mann», antwortete die Verkäuferin, ohne zu überlegen. «Er wirkte auch ganz überrascht über die Reaktion der jungen Frau.»
Sie nahm einen Tortenheber und ordnete einige Stücke Rhabarberkuchen auf dem Blech neu.
«Könnten Sie den Mann beschreiben?», fragte Steenhoff gespannt.
«Beschreiben?», wiederholte die Frau hilflos. «Ich glaube nicht. Wir haben so viele Kunden im Laufe einer Woche.»
«War er dunkelhaarig, über oder unter 40 Jahre alt, größer oder kleiner als ich?», fragte Steenhoff, um ihrem
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