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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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Kontinents begeistert. Frau Ahlers hat sogar eine Reise zum Gosses Bluff im Northern Territory Australiens unternommen.»
    Er schaute aus dem Fenster. Unwillkürlich folgte Steenhoff seinem Blick. Doch er sah nur den mit Ziegelsteinen gepflasterten Parkplatz des Präsidiums. Mit einem Ruck wandte sich Hermann Schmidtbauer wieder an Steenhoff. «Dieses einzigartige Naturdenkmal Gosses Bluff ist Ihnen doch sicherlich ein Begriff, oder?» Steenhoff musste passen. Nachdem Schmidtbauer minutenlang über einen Kometen aus Karbondioxid, Eis und Staub referiert hatte, der vor rund 130  Millionen Jahren mit einer ungeheuren Wucht einen riesigen Krater in die australische Wüste geschlagen hatte, lenkte Steenhoff das Gespräch wieder auf Maike Ahlers. «Hatte sie einen Freund?»
    «Nicht dass ich wüsste. Jedenfalls habe ich nie einen Mann aus ihrer Wohnung kommen sehen.» Er schluckte. «Eine schreckliche Sache. Jedes Mal wenn ich an ihrer Haustür vorbeigehe, könnte ich heulen.»
    Er wirkte plötzlich müde und erschöpft.
    Hermann Schmidtbauer war nie in der Wohnung seiner Mieterin gewesen. Manchmal hatte er die junge Frau jedoch im Hausflur getroffen und ein wenig mit ihr geplaudert.
    «Ist Ihnen in letzter Zeit irgendetwas an ihr aufgefallen?», wollte Steenhoff wissen.
    «Das hat mich Ihre Kollegin auch schon gefragt. Ich hatte spontan nein gesagt, aber das stimmt nicht. Sie …» Hermann Schmidtbauer suchte nach Worten. «Sie war dünn geworden, zu dünn, wenn sie mich fragen. Und sie sah krank aus. Aber vor allem wirkte Frau Ahlers immer gehetzt.»
    Er hob hilflos die Schulter. «Ich habe mir damals gesagt, dass sie wohl viel Stress bei der Arbeit hat. Heute ärgere ich mich, dass ich sie nie gefragt habe, was mit ihr los war.»
    Als er sie auf ihren vermeintlichen Bekannten ansprach, sei sie geradezu panisch geworden, berichtete der Vermieter. «So hatte ich sie noch nie erlebt. Die Augen flackerten, sie atmete ganz hektisch, und sie hielt sich am Geländer fest. War doch klar, dass ich solch einen Kerl nicht in die Hausgemeinschaft reinholen würde. Der hätte mir bieten können, was er wollte», sagte Hermann Schmidtbauer entschieden.
    «Haben Sie ihr nicht geraten, zur Polizei zu gehen?»
    «Doch. Natürlich. Aber sie erklärte mir, dass sie dort schon gewesen sei. Ich glaube, wegen ihrer zerstochenen Autoreifen und des aufgeschlitzten Fahrradschlauchs. Der Polizeibeamte soll allerdings nicht sehr interessiert gewesen sein. Als sie ihm sagte, dass ein Mann sie ständig mit seinen Liebesbeteuerungen verfolge, soll der Beamte erwidert haben, dass sie sich doch freuen solle, einen Verehrer zu haben. Da hat sie wohl von der Polizei keine große Hilfe mehr erwartet. Außerdem sagte sie mir, dass sie keine Beweise gegen den Mann in der Hand habe.»
    «Aber wir haben doch seit einigen Jahren an jeder Inspektion extra Beauftragte für Stalking», warf Steenhoff zweifelnd ein.
    «Aber wissen das auch die Beamten, die an der Wache Dienst schieben?»
    «Natürlich.»
    «Nun, dieser Wachhabende offenbar nicht», stellte Hermann Schmidtbauer nüchtern fest.
    Steenhoff nahm sich vor, gleich am nächsten Tag mit dem betreffenden Kollegen zu sprechen.
    Dann ließ er sich noch einmal beschreiben, wie der Unbekannte wegen der leerstehenden Wohnung Kontakt zu Hermann Schmidtbauer aufgenommen hatte. «Der rief mich auf meinem Handy an. Erst später habe ich mich gefragt, woher er die Nummer hatte. Von Maike Ahlers jedenfalls bestimmt nicht.»
    «Sprach er flüssig oder stotterte er, und wie war sein Wortschatz? Benutzte er Fremdwörter? War er gebildet, oder drückte er sich eher schlicht aus? Konnten Sie ausmachen, ob er aus Norddeutschland kam oder aus einer anderen Region?»
    «Uff. Sie wollen es aber genau wissen.» Hermann Schmidtbauer sah ihn beeindruckt an. «Geben Sie mir etwas Zeit.»
    Steenhoff spürte, dass er bei Hermann Schmidtbauer einen Nerv getroffen hatte. Der Mann bat um ein Blatt Papier und einen Stift und machte sich ein paar Notizen. Steenhoff ließ ihn gewähren. Er wusste, dass der präzise Wissenschaftler in Hermann Schmidtbauer sein Gedächtnis genauestens durchforsten würde, um etwas zutage zu fördern.
    Steenhoff stand auf und machte dem Zeugen ein Zeichen, dass er gleich wiederkommen werde.
    Dann ging er auf den Hof des Präsidiums und einmal um das Gebäude, in dem die Kantine des Präsidiums untergebracht war. Gedanklich wiederholte er noch einmal alle Fragen, die er Schmidtbauer stellen wollte. Hatte

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