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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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Erinnerungsvermögen nachzuhelfen.
    «Er war blond.» Sie zögerte. «Nein, dunkelbraun. Der Ton ging fast ins Schwarze. Ach, ich weiß es wirklich nicht mehr genau. Aber er sah gut aus.»
    Steenhoff bohrte noch eine geschlagene Stunde nach. Am Ende wusste er nicht viel mehr, als dass der Mann, der Maike Ahlers so in Angst und Schrecken versetzt hatte, ein schlanker Mann und eine «attraktive Erscheinung» gewesen war. Was immer das zu bedeuten hatte. Es war ihm nicht gelungen, der Verkäuferin zu entlocken, was sie genau unter «gut aussehend» verstand. Auch auf das Alter mochte sie sich nicht mehr festlegen. Schließlich meinte sie sich zu erinnern, dass der Kunde zwischen 35 und 55  Jahre alt gewesen war. Als sie Steenhoffs verzweifelten Gesichtsausdruck sah, fügte sie mit fester Stimme hinzu: «Aber was ich genau sagen kann, ist, dass er nie zuvor und nie danach wieder bei uns eingekauft hat.»
     
    Für den Nachmittag hatte Steenhoff den Vermieter von Maike Ahlers ins Präsidium geladen. Der Mann war am Telefon freundlich und entgegenkommend gewesen, hatte aber nicht verstanden, warum er nach dem Gespräch mit der «netten Kommissarin» erneut befragt werden sollte. Als Steenhoff ihm erklärte, dass dies in Mordfällen gang und gäbe sei, willigte er sofort ein.
    Hermann Schmidtbauer war ein gedrungen wirkender Mann mit einem runden Gesicht voller Lachfältchen um die wachen Augen. Steenhoff schätzte den Zeugen, der ihn mit erwartungsvoller Miene ansah, auf 60  Jahre. Tatsächlich war er schon einige Jahre älter, wie er Petersens Bericht entnehmen konnte.
    «Sie haben noch mal ein Studium aufgenommen?», eröffnete Steenhoff das Gespräch. Die Augen des Mannes leuchteten. «Ja. Geowissenschaften. Mein alter Traum. Jetzt, nachdem mein Schwiegersohn und meine Tochter unsere Konditorei und das Café in der Celler Innenstadt übernommen haben, bin ich wieder mein eigener Herr und kann tun und lassen, was ich will.» Er strahlte. Er schien völlig vergessen zu haben, warum er ins Polizeipräsidium gekommen war.
    «Was genau machen Sie in Ihrem Studium?», erkundigte sich Steenhoff.
    Hermann Schmidtbauer freute sich sichtlich über Steenhoffs Interesse und sprudelte los: «Das ist ein berufsvorbereitendes Erststudium über drei Jahre. Natürlich will ich alter Knacker nicht mehr in dem Beruf arbeiten, aber es bringt mir ungeheuren Spaß, die Techniken zu lernen und alles über Meeresgeologie, Sedimentologie und Paläontologie zu erfahren. Ich wollte schon immer in diese Fachrichtung, aber mein Vater hat mich damals regelrecht in die Konditorei hineingezwungen.» Er zuckte entschuldigend mit den Achseln. «Heute würden das die jungen Leute nicht mehr mit sich machen lassen.»
    Plötzlich schaute er Steenhoff ernst an. «Wissen Sie, Herr Steenhoff, ich finde das auch gut so. Meine Tochter hat sich jedenfalls aus freien Stücken dafür entschieden, mit ihrem Mann das Familienunternehmen weiterzuführen.»
    Langsam redete sich Hermann Schmidtbauer warm. Erst nach einer halben Stunde kam Steenhoff auf das eigentliche Thema zu sprechen. Schmidtbauer hatte sich zum Studienbeginn nach einer kleinen Wohnung in Bremen umgesehen. Da seine Frau bereits einige Jahre zuvor gestorben war, wartete niemand zu Hause auf ihn, und er wollte im Semester jede Woche ein paar Tage in Bremen verbringen. Auf seiner Wohnungssuche stieß er zufällig auf das zum Verkauf stehende Mehrfamilienhaus in Findorff. Es war schlicht, aber von guter Bausubstanz, preislich günstig, und die Universität war in 20  Minuten mit dem Rad zu erreichen. Jeden Morgen, so hatte sich der ehemalige Konditor ausgerechnet, konnte er von hier aus in wenigen Minuten im Bürgerpark sein und an Teichen, Seen und Wildblumenwiesen vorbei zur Universität fahren. Er kaufte kurzerhand das Sechs-Parteien-Haus und bezog eine kleine Wohnung im obersten Stockwerk.
    «Wie haben Sie Maike Ahlers kennengelernt?» Mit dieser Frage leitete Steenhoff behutsam zum Kern seines Interesses.
    «Sie wohnte schon dort, als ich das Haus kaufte.»
    Maike Ahlers schien ihn mächtig beeindruckt zu haben. «Eine weitgereiste, eigentlich auch gebildete junge Frau. Ich habe nie verstanden, warum sie sich mit dem Beruf der Arzthelferin begnügt hat.»
    Er sah Steenhoff an. «Stellen Sie sich vor, die war ja nach der Schule für längere Zeit in Australien. Aber statt sich wie ihre Altersgenossen an den Strand zu legen, hat sie sich für die geologischen Höhepunkte dieses wunderbaren

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