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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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Verkäuferin selbst noch einmal zu befragen.
    Mit der Feststellung, dass es sich nicht um ein typisches Tötungsdelikt handele, hatte die Reporterin natürlich recht. Die meisten Täter, mit denen es Steenhoff und seine Kollegen zu tun hatten, waren entweder eifersüchtige Ehemänner, Saufkumpane des Opfers oder Mitglieder gewaltbereiter Clans. Schon Raubmord kam verhältnismäßig selten vor. Die großen Ausnahmen im Leben eines Mordermittlers waren Serienmörder oder Sadisten. Und Maike Ahlers? Wem war sie zum Opfer gefallen? Warum hatte ihr «nerviger Verehrer», wie sie den Unbekannten ihrer Mutter gegenüber bezeichnet hatte, sie getötet?
    Steenhoff griff zu seinem Telefon und wählte spontan eine Nummer.
     
    «Andrea Voss,
Weser Kurier
», meldete sich eine Frauenstimme.
    «Morgen. Ich bin’s, Frank. Wie kommst du auf den heimlichen Geliebten?»
    Einen Moment lang war es am anderen Ende still.
    «Guten Morgen. Und was hast du Neues für mich?», konterte die Reporterin.
    «Ich habe dir gestern schon gesagt, dass ich dir zurzeit nichts sagen kann», antwortete Steenhoff gereizt.
    «Und warum sollte ich dir dann etwas liefern?» Ihre Stimme sollte forsch klingen, aber Steenhoff hörte, wie sie ein leises Lachen unterdrückte. «Ach ja. Jetzt weiß ich’s. Als Belohnung für deine gelungene Charmeoffensive gerade eben. Wahrscheinlich hast du den ganzen Morgen darüber nachgedacht, wie kann ich Andrea beeindrucken und ihr auf meine nette Art etwas entlocken?» Andrea Voss schien bestens gelaunt. Sie genoss es merklich, sich über Steenhoff lustig zu machen.
    «Okay. Du hast recht. Entschuldige. Ich war etwas direkt», räumte Steenhoff ein.
    «Och, nur etwas», bemerkte Andrea Voss trocken. «Also, du rufst wegen der Unterzeile in meinem heutigen Artikel an, in der ich über einen heimlichen Geliebten spekuliere?»
    «Ja.»
    «Also …», sie holte tief Luft. «In den meisten Fällen sucht die Mordkommission doch nach einem Beziehungstäter. Zudem habt ihr in eurer Pressemitteilung nichts von einem Raub geschrieben. Außerdem dürfte man das bei einer Zahnarzthelferin als Motiv wohl auch ausschließen. Bei der Frau war ja im materiellen Sinne nicht viel zu holen. Und ein Sexualdelikt war es ja auch nicht …»
    «Woraus schließt du das?»
    Die Journalistin zögerte einen Moment und gab sich dann einen Ruck. «Frank, du bist nicht der einzige Fachmann in Sachen Mord und Totschlag, mit dem ich spreche», antwortete Andrea Voss vage.
    Blitzartig überlegte Steenhoff, mit wem die Reporterin gesprochen haben könnte. Petersen hätte sie nach einigen freundlichen Worten sofort an ihn weiterverwiesen. Ebenso Rüttger. Schneider und Berger wiederum hätten es nicht gewagt, sich hinter seinem Rücken mit einer Reporterin über einen aktuellen Fall zu unterhalten. Und Wessel? Immerhin hatte Andrea Voss seit ihrer kleinen, aber wichtigen Nebenrolle in dem Drama um den Serientäter Hans Bilg einen guten Ruf innerhalb der Polizei. Er würde seine Kollegen darauf ansprechen müssen. Plötzlich kam ihm ein anderer Gedanke. Bei einem Gerichtsprozess in den vergangenen Wochen, bei dem er als Zeuge hatte aussagen müssen und über den Andrea Voss berichtete, hatte er sie in der Pause mit dem Gerichtsmediziner angeregt reden und lachen sehen. Gut möglich, dass sie ihre Erkenntnis, dass das Opfer nicht vergewaltigt wurde, aus allererster Hand hatte. Unwillig schob er den Gedanken beiseite.
    Andrea Voss hatte den Faden schon wiederaufgenommen.
    «Also, die alte Frau aus dem Haus hat außerdem gesagt, dass das Opfer keinen festen Freund hatte …»
    «Du hast mit Gerda Blanke gesprochen?», unterbrach sie Steenhoff streng.
    «Klar. Du nicht?», antwortete die Reporterin.
    Steenhoff stöhnte leise auf.
    «Jedenfalls – diese Frau Blanke muss das wissen. Die sitzt nämlich tagaus, tagein am Fenster und schaut gemütlich raus. Da in ihrem Leben außer Gassigehen mit dem Hund nicht viel geschieht, rennt sie immer zu ihrem kleinen Guckloch in der Tür, sobald jemand das Haus betritt.»
    «Das hat sie dir erzählt?», fragte Steenhoff verblüfft.
    Die Reporterin lachte zufrieden auf.
    «Ja, wir haben uns lange über ihren schwarzen Bettvorleger, diese Lotte, unterhalten. Lotte ist ihr Ein und Alles. Du kennst das doch. Wenn man das Lieblingsthema eines Menschen findet, dann öffnet er sich auch in anderen Dingen. Jedenfalls plauderten wir eine geschlagene Stunde über Lotte, wie der kleine Mischlingshund den Schock und den

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