Brandhei
ihn in Wirklichkeit ein wenig erregend fand.
Er hob vier von den Einkaufstüten auf. »Na klar kannst du das, aber warum willst du dich damit abschleppen, wenn ich dir helfen kann?«
»Ich komme schon klar.«
Er lächelte sie an. »Ja, und machst ein hübsches Gesicht dazu.«
Sie trug ebenfalls vier Tüten und starrte ihn bloß an. »Warum sagst du solche Sachen?«
»Weil sie wahr sind.«
»Du sagst also immer die Wahrheit?«
»Immer«, antwortete er.
Sie ging auf das Haupthaus zu. Er folgte ihr. In der Küche stellten sie die Einkaufstüten ab, dann drehte Amy sich zu ihm um. »Ich bin nicht wie die Mädchen, mit denen du in den Bars in Three Rocks abhängst.«
»Das sind nur Freundinnen.«
Sie warf ihm einen angewiderten Blick zu, und er lachte. »Wirklich.« Er trat näher, um ihr zu helfen, die Tüten auszupacken. »Wir hängen alle zusammen ab, Eddie und Stone auch, aber keiner von uns ist gebunden, wenn du das meinst.« Da er keine Ahnung hatte, wohin er die Sachen legen sollte, die er aus der Einkaufstüte zog – frisches Obst und Gemüse, Fleisch -, stapelte er alles einfach auf die Arbeitsflächen. »Es wäre schön, wenn du irgendwann mal mitkommen würdest.«
»Ich würde nicht dazupassen.«
»Woher weißt du das?«
»Ich weiß es eben.« Sie wandte sich ab. »Ich hab zu tun.«
»Komm doch heute Abend mit.«
»Ich mache keine Dates.«
»Dann gehen wir als Freunde aus, mit den andern.«
Amys Hände verharrten. Mit einer Dose Tomaten in jeder Hand, sah sie ihn an. »Aber kein Date.«
»Nur Spaß. Mit ein paar Freunden. Kein Druck, nichts. Du isst, unterhältst dich, lächelst... Verdammt, du könntest dich sogar selbst vergessen und lachen.«
»Ich weiß nicht.«
»Denk mal darüber nach.«
»Vielleicht. Du musst jetzt gehen.«
»Warum?«
»Weil ich nicht denken kann, wenn du hier bist.«
Er grinste. »Weißt du, ich glaube, das ist das Netteste, was du je zu mir gesagt hast.« Pfeifend schlenderte Tucker aus der Küche. Den restlichen Nachmittag verbrachte er damit, Holz zu hacken, wobei er Amys Küchenfenster im Blick behielt.
Amy schockte sich selbst an diesem Abend, indem sie mit Tucker in die Stadt fuhr. Sie saßen in der Last Stop Bar and Grill mit einer Gruppe seiner Freunde, lachten und redeten und – das musste sie zugeben – amüsierten sich gar nicht schlecht. Sie hatte die am wenigsten ausgebleichte ihrer drei Jeans angezogen und ein neues T-Shirt, das sie sich von ihrem Lohn gekauft hatte. Die Musik fetzte, das Essen war gut, und da stellte sie doch tatsächlich fest, dass sie aus keinem besonderen Grund lächelte.
»Also darauf habe ich nur gewartet.« Tucker zog sie vom Stuhl in Richtung Tanzfläche. »Vergiss bitte nicht, du amüsierst dich.«
»O nein.« Sie stellte sich auf die Hinterbeine. »Ich amüsiere mich nicht besonders – Tucker!«
Er ließ ihre Hand los und begann zu tanzen – wenn man dieses Fuchteln mit den Armen und das Zucken mit den Beinen tanzen nennen konnte; gütiger Himmel, was tat er da mit seinen Beinen? Tucker war definitiv der schlechteste Tänzer, den sie je gesehen hatte; sie schlug die Hände vor den Mund. Sollte das ein Witz sein?
»Komm schon.« Er deutete an, dass sie es ihm gleichtun sollte.
Er machte also keine Witze.
Auch Eddie war auf der Tanzfläche, mit zwei Mädchen.
Der Rest der Gruppe, bei der sie gesessen hatten, war auch da, alle tanzten zusammen, zwar keiner so idiotisch wie Tucker, aber es schien niemanden zu interessieren, was für einen Eindruck sie machten, Hauptsache, die Musik war gut.
»Wenn du glaubst, dass ich albern aussehe«, sagte Tucker, »dann solltest du mal sehen, wie du aussiehst, wenn du da mit so einer mürrischen Miene rumstehst.«
»Ich habe keine mürrische Miene.« Aber er hatte ja Recht, sie zog tatsächlich ein verdrießliches Gesicht, also änderte sie das. Als sie dann wieder Tucker ansah, der noch immer um sie herumhüpfte und hopste und ihr ins Gesicht lächelte, wobei er so süß und glücklich aussah, verdrehte sie die Augen. »Okay.« Sie wiegte die Hüften. »Siehst du? Ich tanze.«
Er lachte. Aber sie bewegte sich etwas mehr, wobei sie diesmal die Arme einsetzte. Amy konnte tanzen; sie hatte Stunden damit verbracht, spätabends, nachdem ihr Vater einfach auf dem Sofa eingeschlafen war. Sie war in seinen Ankleideraum gegangen. Und dann hatte sie darin zur Musik aus ihrem kleinen Radio getanzt, sich das einzige Kleidungsstück ihrer Mutter angezogen, das er behalten hatte,
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