Brandhei
ein langes Sommerkleid mit Blumenmuster, und so getan, als wäre sie eine Märchenprinzessin, die in ihrem Schloss eingesperrt war und auf ihren Prinzen wartete. Es war das einzige Mal, dass sie sich wirklich glücklich gefühlt hatte.
Als sie jetzt die Augen schloss und sich gehen ließ und ausgelassen tanzte – viel besser als Tucker -, überkam sie dasselbe Gefühl.
Sie empfand Glück.
Callie stand am Waschbecken in ihrem Bad und trug ein meergrünes Hemdchen aus Satin samt dazu passenden Shorts; beide Kleidungsstücke bemühten sich nicht einmal, viel von ihrem Körper zu verbergen. Ein weiterer Internet-Impulskauf. Natürlich war das Dessous-Model groß, langbeinig und superschlank gewesen, aber Callie musste zugeben, dass einem das Ensemble auch dann gut stand, wenn man Kurven hatte.
Sicher, hübsche Unterwäsche unter der Arbeitskleidung zu tragen war ein jämmerlicher Versuch, sich in einer entschieden unweiblichen Welt fraulich zu fühlen, aber Callie fand trotzdem, dass sie sich dieses kleine Zugeständnis an ihre Weiblichkeit verdient hatte.
Als es an der Tür klopfte, tat ihr Herz einen Sprung.
»Callie?«
Herrje, schon seine Stimme, die ein wenig belegt und heiser klang, erregte sie. Nicht sicher, was sie davon halten sollte, griff sie nach ihrem Morgenmantel, schlüpfte hinein und öffnete dann die Tür.
Jake stand vor ihr, den gesunden Arm gegen den Türpfosten gelegt. »Hi.«
»Hi.« Plötzlich ein wenig unsicher, verschränkte sie die Arme. »Du hattest einen anstrengenden Tag.«
»Ich wollte dich der Maklerin vorstellen, aber du warst nirgends zu finden.«
»Ich hatte auch viel zu tun.« Sie war den beiden absichtlich aus dem Weg gegangen. Kindisch, zweifellos, aber sie hatte diese Distanz gebraucht. »Wie ist’s gelaufen?«
»Die Leute waren ziemlich entgeistert wegen der Gerüchte. Es heißt, entweder haben wir hier auf der Ranch einen neckischen Geist, oder jemand will sie in Verruf bringen.«
»Keiner der Vorfälle ist so schlimm...«
»Fehlendes Geld.« Er zählte die anderen an den Fingern ab. »Ein verletztes Pferd, eine verletzte Pferdebesitzerin, noch mehr fehlendes Geld.« Er schüttelte den Kopf. »Das reicht schon, um die Leute abzuschrecken.«
»Es tut mir leid, Jake.«
»Tatsächlich?«
Callie lehnte sich gegen die gegenüberliegende Seite der Tür. »Es tut mir leid, dass du Schwierigkeiten hast, ja. Es tut mir aber nicht leid, dass du noch nicht verkauft hast.«
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Hinsichtlich Ehrlichkeit kann man immer auf dich zählen.«
»Immer. Du hast die Nachricht von Joe bekommen?«
»Er hat gesagt, du hättest am Telefon attraktiv geklungen.« Sein Lächeln wurde breiter. »Ich habe ihm geantwortet, dass du es bist.«
»Und er hat gesagt, du hättest ihm versprochen, dass du zurückkommen und die nächste Gruppe von Auszubildenden anleiten würdest.« Sie ließ ihre Stimme ganz ruhig klingen, auch wenn sie reichlich aufgewühlt war. »Ich habe ihm geantwortet, er solle sich darauf einstellen, dass du einen hässlichen Welpen mitbringst.«
Er hörte auf zu lächeln. »Callie...«
»Ich möchte nicht darüber sprechen.« Sie wollte es nicht, weil sich dadurch nichts geändert hätte. »Kannst du damit leben?«
Er blickte sie einen langen Augenblick an. »Ja. Vorerst.«
Sie wich zurück. Sein Körper streifte ihren, als er die Hütte betrat und die Tür schloss; er strich ihr sanft über die Wange. »Ich habe den ganzen Tag an dich gedacht. Ich gehe davon aus, dass du mir zumindest einen flüchtigen Gedanken geschenkt hast.«
Fast hätte sie gelacht. Einen flüchtigen Gedanken? Hundert wohl eher. »Ja. Davon kannst du ausgehen.«
Mit der anderen Hand strich er über ihren weichen Hausmantel. Sie spürte die Wärme, die er jedes Mal tief in ihrem Inneren hervorrief, und hob die Hand an seine Brust.
»Wovon ich noch ausgehe, ist, dass wir heute Abend bei dir schlafen.« Seine Stimme war ein raues Flüstern. In seinen Augen spiegelte sich sein Verlangen, ein so großes, ein so riesengroßes, dass es ihr den Atem verschlug.
Sie strich mit der Hand über seine Brust. Unter seinem Hemd war er warm, muskulös. »Ich halte das für eine gute Annahme.«
»Was befindet sich unter dem Bademantel?«, fragte er, streifte ihn ihr selbst von den Schultern und ließ ihn zu Boden fallen. Dann ließ er den Blick über sie wandern. »Das ist unglaublich. Und jetzt zieh es aus.« Aber kaum hatte er das gesagt, kümmerte er sich schon selbst
Weitere Kostenlose Bücher