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Brandhei

Brandhei

Titel: Brandhei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalvis Jill
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durchgegangen, und sie hatte es nicht mehr unter Kontrolle? Dann würde sie stürzen und sich das Genick brechen. Das war alles, woran er dachte, als er losrannte. Bei jedem Schritt durchzuckten Schmerzen seine Schulter. Doch er biss die Zähne zusammen.
    Als er bei der Koppel angekommen war, preschte das Pferd gerade hinein.
    »Halt durch!«, schrie er, sprang auf die Einzäunung und wusste selbst nicht, ob er einen Zügel oder Callie selbst erwischen würde oder was er überhaupt tun wollte. Er wusste nur, dass er irgendetwas tun musste. »Callie, halt durch!«
    Aber dann, knapp fünf Meter entfernt von seinem Hochsitz auf dem Zaun, verhielt das Pferd plötzlich, wechselte in den Trab über, dann in den Schritt. Genau vor ihm blieb es stehen.
    »Jake?« Callie blinzelte zu ihm hinunter. »Was machst du hier?«
    »Äh …«
    Das Pferd gab seinem Unmut darüber, dass der Spaß vorbei war, mit einem Schnauben Ausdruck und tänzelte unruhig, bis Callie sanft mit ihm sprach – ein »Brr« beruhigte es. Jetzt, vollkommen unter Kontrolle, war das Pferd ruhig. Callie blickte Jake an. »Warum sitzt du da oben?«
    »Du hast geschrien.«
    »Habe ich nicht.«
    »Ich hab dich doch gehört.«
    Sie hob eine Schulter. »Es war so ein schönes Gefühl, hier draußen zu sein, dass ich vielleicht ein leises »Wuuu-huuu« oder so herausgelassen habe.«
    »Ja, bestimmt.« Er war vom Laufen immer noch kurzatmig, was ihm nur zeigte, dass ein Sturz und eine Operation die Kondition eines Mannes zugrunde richten konnten.
Und seine Fähigkeit, auf dem Zaun das Gleichgewicht zu halten, war auch nicht besonders groß. Jake wagte nicht herunterzuspringen; seine Schulter klopfte vor Schmerzen bei jedem Herzschlag. So stieg er ganz vorsichtig herab. »Nur ein kleines Wuuu-huuu?«
    »Dachtest du, dass ich...« Sie schaute ihn an, während ihr Pferd noch einmal schnaubte und mit einem seiner langen Beine gefährlich nah an Jakes Fuß stapfte. »Dachtest du etwa, dass ich Hilfe benötige? Auf einem Pferd?«
    In ihrer Stimme lag ein Ton des Beleidigtseins, aber bei all dem Adrenalin, das in ihm zirkulierte, war ihm das ziemlich egal. »Du solltest nicht so schreien. Ich dachte, du bist in Schwierigkeiten.«
    »Da hast du dich getäuscht, Jake. Du bist hier nicht bei deiner Arbeit. Hier draußen musst du nicht den Helden spielen.«
    Genau. Er war ohnehin kein Held.
    Sie lehnte sich über den Hals des Pferdes und umarmte es. Dann gab sie dem Pferd einen letzten Klaps und sprang ab. »Und selbst wenn ich in Schwierigkeiten gewesen wäre – damit werde ich schon allein fertig.« Sie griff die Zügel und führte das Pferd zum Stall, wobei sie Jake über die Schulter hinweg einen letzten, strengen Blick zuwarf.
    Wunderbar, sie wird damit allein fertig. »Gut zu wissen«, murmelte er vor sich hin und rieb sich die Schulter. Er war ein Idiot. Er wünschte, er wäre in San Diego; auf der Wache beim Kartenspielen und auf den Alarm wartend; in seinem kleinen Haus mit einer guten, heißen Pizza und Kabelfernsehen oder in einer Bar mit einer Frau... überall, nur nicht hier.
    Zum zweiten Mal in dieser Nacht ging er zu den Blockhäusern. Er zog den Schlüssel aus der Hosentasche, den Callie ihm, mit einem merkwürdigen Ausdruck im Gesicht,
gegeben hatte – etwas zwischen Belustigung und Mitleid.
    In diesem Fall hätte er das Mitleid vorgezogen. Jake blieb vor dem zweiten Blockhaus stehen. Es war das seines Bruders.
    Halb bruders, rief er sich in Erinnerung, denn Tucker schienen die Blutsbande zurzeit nicht besonders zu interessieren.
    Es war nicht immer so gewesen. Früher einmal war Tucker sehr glücklich gewesen und hatte oft auf Jakes Schultern gesessen. Das war schön, sehr schön, aber Jake schüttelte die Erinnerungen ab und wollte gerade nach der Klinke greifen , als sich die Tür öffnete. In die dunkle Nacht fiel Licht.
    Tucker stand in der Tür und machte ein düsteres Gesicht. »Willst du die ganze Nacht vor der Tür verbringen, oder willst du reinkommen?«
    »Das war keine gute Idee.«
    »Verdammt wahr.« Tucker trat beiseite und ließ ihn herein.
    »Aber bis morgen lässt sich nichts anderes machen. Es sei denn, du willst in deinem Wildwestgeländewagen schlafen.«
    Jake schaute auf den Toyota in der Auffahrt, den er am Flughafen gemietet hatte. Er hatte keine Ahnung, warum dieser seinem Bruder womöglich nicht gefiel. »Und was lässt sich morgen früh machen?«
    »Dann kannst du abhauen.«
    Jake lächelte grimmig und trat ein. »Früher kamst du

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