Brandhei
Unterhaltung darin bestand, diese schöne, widerspenstige Frau zu verführen. »Hast du Angst vor einem kleinen Abenteuer im heißen Whirlpool?«
»Ich habe vor gar nichts Angst.«
»Nur davor, dich mir zu öffnen.«
»Kommt jetzt die Geschichte vom Topf und dem Deckel, Jake?«
Er seufzte und strich mit dem Finger über die dunklen Erschöpfungsränder unter Callies Augen. »Ich habe gesehen, wie du dich heute abgerackert hast, und vermutlich tun dir alle Knochen im Leib weh. Ich sage ja nur, dass du dir eine kleine Pause verdient hast.«
»Nicht mit dir.«
Er stieß mit der Schuhspitze in den Staub. Mist, hier draußen gab es jede Menge davon. Hinter dem Lagerfeuer, um das noch alle Gäste versammelt saßen, die sich glänzend amüsierten, senkte sich die Nacht herab wie ein dunkler Mantel.
»Also, wer ist dieser Michael?«
»Ein guter Freund.«
»Ah ja.«
»Was soll das heißen: Ah ja?«
»Frauen benutzen den Ausdruck ›ein guter Freund‹ nie als Beschreibung für einen Mann, den sie begehren.«
»Und spielt das für dich eine Rolle?«
»Ganz bestimmt«, sagte er. Er stand nahe genug neben Callie, dass er ihren Puls in der Halsbeuge sehen konnte. »Denn zwischen dir und mir, was immer wir sind, besteht ein verdammt großes Verlangen.«
»Diese Kuss-Episode heute war ein Fehler, Jake.«
»Vielleicht sollten wir sie wiederholen, nur um sicherzugehen.« Er lachte, als er sah, dass sie verärgert schien. »Also gut. Du bist ein Workaholic, der nicht viel wilden Spaß benötigt. Ich hab’s verstanden.«
»Ich hatte schon oft wilden Spaß.«
»Na, na.«
»Doch, hatte ich.« Sie reckte trotzig das Kinn. »Ich bin mal in einer Bar einem Wildfremden vorgestellt worden, bin mit ihm am selben Abend durchgebrannt und habe ihn schließlich einen Monat später verlassen. Wild genug?«
Er fasste ihre linke Hand und strich über ihren ringlosen Ringfinger.
Sie entzog ihm ihre Hand. »Wie sich herausstellte, war er als Ehemann nicht geeignet.«
Er sah ihr in die Augen und fragte sich, was sie ihm alles
verschwieg. »Die Ehe ist wohl nicht besonders gut verlaufen?«
»Das kann man so sagen.«
»Na ja, wie wär’s hiermit: Du probierst es noch einmal mit wildem Spaß, diesmal aber, ohne dich zu binden.«
»Hast du da besondere Talente?«
»Das weißt du doch.« Er lächelte schmeichlerisch, weil er hier draußen umkam und verzweifelt und entsetzlich einsam war. »Sieh mal, ich weiß nicht, warum du mit mir streitest. Wir wollen im Grunde doch beide dasselbe.«
»Ach ja? Und das wäre?«
»Das, was alle wollen.« Er hob die Hand und schob ihr eine Strähne des feuerroten Haars hinters Ohr – nur um sie berühren zu können. »Glück. Zufriedenheit.«
»Nun, das habe ich. Ich habe das alles.« Sie sah ihn noch einen Augenblick an, als wollte sie sich vergewissern, dass er es glaubte, dann ging sie weg.
Er stieß einen langen Seufzer aus. Wieder allein. »Muss schön sein, zu glauben, dass man alles hat.«
Der folgende Tag begann früh für Callie. Außer der beunruhigenden Tatsache, dass keiner wusste, wo das Serum abgeblieben war oder wer mit Sierra den Mist veranstaltet hatte, stellte sich heraus, dass die Gäste ihre Anmeldeformulare falsch verstanden hatten. Es waren keine erfahrenen Reiter, sondern Anfänger. Mehr noch, die meisten von ihnen hatten noch nie auf einem Pferd gesessen. Das war zwar kein großes Problem, aber es bedeutete, dass die Planungen geändert werden mussten.
Callie stand in ihrem Büro im Haupthaus, blickte hinaus auf die Koppel und versuchte den Tag zu planen, als Jake in der Tür erschien, mit zwei Bechern Kaffee in der Hand.
»Wow«, sagte sie. »Ich bin beeindruckt.«
»Weil ich Kaffee einschenken kann?«
»Weil du Stiefel trägst.«
»Ja. Musste mir ein Paar von Lou ausleihen.« Er reichte Callie einen Becher, blies in seinen und trank einen Schluck. »Was würdest du dazu sagen, Callie, wenn wir eine Abmachung träfen?« Er sah ihr mitten ins Gesicht. »Wir fangen von vorne an.«
»Womit?«
»Damit, dass wir einander kennen lernen. Denn anscheinend erwische ich dich immer auf dem falschen Fuß.«
Es hätte sie beschämen können, dass sie diese Gefühle in Jake geweckt hatte, aber als sie sich an einige seiner Worte erinnerte, verschwand ihr schlechtes Gewissen.
»Wenn ich die Ranch verkaufe …«
»Wenn wir wieder von vorne anfingen, würde das gar nichts ändern«, sagte sie.
»Wir könnten es doch wenigstens versuchen.« Er streckte ihr die Rechte
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