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Brandhei

Brandhei

Titel: Brandhei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalvis Jill
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sich von seinem Platz nahe dem Lagerfeuer, schnappte ihn sich und nickte Callie zu. Er würde sich um ihn kümmern.
    Dankbar stieß sie einen Stoßseufzer aus und fuhr sich mit den Händen durchs Haar; sie wandte sich wieder Jake zu. »Danke.« Seiner Mimik war allerdings abzulesen, dass sie ihre Stimme aufrichtiger hätte klingen lassen sollen.
    »Das hat dich bestimmt Überwindung gekostet«, sagte er.
    »Ich kann nicht anders, du hast diese Angewohnheit, aufzukreuzen und zu versuchen, die Situation zu retten.«

    »Versuchen? Korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber du wärst zu Tode zerquetscht worden, wenn ich dich heute Morgen nicht aus dem Pferdestall gezogen hätte.«
    »Aus der Box«, korrigierte sie ihn. »Der Pferdebox.«
    »Und dass ich eben Keito gefunden habe, hat dir Ärger erspart.«
    »Also gut, du hast mich zweimal gerettet. Vielen Dank. Danke.«
    »Der Hund?«
    »Ja?«
    Jake lächelte immer noch und sah dabei völlig selbstsicher und zum Küssen gut aus, verdammt noch mal. »Ich habe dich auch vor dem Hund gerettet«, erinnerte er sie.
    »Also gut: dreimal danke.«
    »Herzlichen Dank.«
    »Dir fehlt die Arbeit sehr, nicht wahr?«
    Seine Miene verschloss sich. »Es geht hier nicht um mich.«
    »Weißt du was? Ich geh jetzt schlafen.« Sie war längst überfällig fürs Bett.
    »Ist das eine Einladung?«
    »Du träumst wohl.«
    »Wie wär’s stattdessen mit einem Bad im heißen Whirlpool?«, fragte er mit einem solchen Lächeln, dass ihr ganz weich in den Knien wurde. »Unsere wunden Körper brauchen es, wollen es.«
    Nein. Was ihr Körper brauchte und wollte, das waren zwei ganz verschiedene Dinge.
    Sie brauchte Ruhe.
    Und zugleich begehrte sie Jake.

6
    Unter dem Schein des Dreiviertelmondes und mehr Sternen, als er in San Diego je gesehen hatte, wusste Jake, dass Callie den Kopf schütteln würde, noch ehe sie es tat.
    »Kein Bad in der heißen Wanne«, antwortete sie.
    Das erstaunte ihn nicht, aber was ihn überraschte, das war der Anflug des Bedauerns. Er hatte gesehen, wie Callie und die andern losgelegt hatten, nachdem die Gäste eingetroffen waren, und mühelos ihre Gastfreundschaft und ihre Dienste als Gemeinschaft angeboten hatten. Wie eine eingeschworene Gemeinschaft.
    Was ihn betraf, so hatte er sich bemüht zu helfen. Wo bei die Bemühung der entscheidende Ausdruck war. Tucker hatte ihm eine Liste mit Dingen gegeben, die zu erledigen waren, darunter das Satteln einiger Pferde. Jake schaffte es, den Schweinen Fressen und Wasser zu geben – wobei er sich die Schuhe mit einer Art von Schmutz ruiniert hatte, den er sich lieber nicht allzu intensiv ansehen wollte. Einen Sattel auf ein Pferd zu bekommen war ihm dagegen nicht gelungen. Verflucht, er hatte nicht mal den eigenen Arm über die Schulter heben können – geschweige denn einen Sattel. Keito hatte er nur deshalb einen kurzen Augenblick auf dem Rücken tragen können, weil der Junge leicht war, fröhlich auf seinen Rücken gekrabbelt war und sich überwiegend auf seiner »guten« Seite festgehalten hatte.
    Es war Jake nicht gelungen, die wenigen Kühe von einer Weide zur anderen zu treiben, wie Tucker ihn gebeten hatte; allerdings hatte er das Gefühl, dass sein Bruder nichts anderes von ihm erwartet hatte. Tucker hatte einfach nur zugeschaut, als wäre Jake die größte Enttäuschung seines Lebens.

    Jake hatte den Fehler begangen, sich darüber zu ärgern, und zwar so sehr, dass er sogar versucht hatte, auf ein Pferd zu steigen. Eddie hatte ihm dabei geholfen. Schon das Sitzen war ein Problem gewesen. Schritt noch mehr. Doch als er die Zügel locker ließ, wodurch das Pferd in Trab fiel, hatte seine Schulter so sehr geschmerzt, dass er fast vom Pferd geglitten und wie eine jämmerliche Gestalt auf dem Boden liegen geblieben wäre.
    Demütigend. Zugleich aber vermutete er, dass Tucker seinen Spaß daran gehabt hatte. Alles hier erschien Jake ungeheuer fremd. Es gab hier einfach so viele offene Flächen, das Ganze umgeben von Bergrücken, überzogen mit Büschen, und meilenweit Horizont. Kein thailändisches Essen. Keine Kinos mit zwanzig Leinwänden. Kein Verkehr – es sei denn, man zählte die Kuh dazu, die hin und wieder die Auffahrt versperrte.
    Er war erst zwei Tage hier, und er verlor allmählich bereits den Verstand; wie sollte es erst nach drei Monaten sein? Zur Erholung hierher gekommen zu sein war die dümmste Idee, die er je gehabt hatte, und es stand schon außergewöhnlich schlimm um ihn, wenn die einzig mögliche

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