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Brandhei

Brandhei

Titel: Brandhei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalvis Jill
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unheimliche Weise persönlich schien.
    »Ich will ihn doch nicht umbringen. Er ist auf Molly geritten.«
    »Das ist doch gut gegangen, oder?«
    »Ich bitte dich – Molly würde auch ein Krabbelkind auf sich reiten lassen.«
    »Trotzdem, Jake hat’s probiert.«
    »Du bist die logischste, intelligenteste Frau, die ich kenne«, sagte er verdutzt. »Werd jetzt bloß nicht weich, nur weil es hier einen hübschen Jungen gibt, mit dem du flirten kannst.«
    Callie lachte und hoffte, dass sie vor lauter Schuldgefühl nicht rot wurde. »Hast du mal in den Spiegel geschaut? Dein Gesicht ist genauso hübsch.«
    »Callie.« Plötzlich sah Tucker ganz jung aus. »Nun hör mir mal zu, Jake wird uns verlassen. Ich weiß es.«

    Sie erinnerte sich, wie wütend und aufsässig Tucker gewesen war, als er auf die Ranch kam, ein Siebzehnjähriger mit den Erfahrungen und Erlebnissen eines Fünfunddreißigjährigen, der nach einem Sinn im Leben suchte. Damals hatte es ihr fast das Herz gebrochen.
    Und es brach ihr auch jetzt. Dieses Land und diese Ranch hatten Tucker einen Sinn im Leben gegeben. Callie wollte wütend auf Jake sein, weil er nicht mehr für Tucker tat, aber vermutlich hätte er alles für ihn getan, wenn er nur gewusst hätte, was.
    Sie wünschte, sie hätte die Beziehung der beiden Brüder in Ordnung bringen können, aber das schaffte sie nicht. Sie konnte lediglich darauf hinwirken, dass sie wieder zusammenkamen, ihnen dabei helfen, dass sie einander kennen lernten und – hoffentlich – am Ende einander vertrauten. Gott, wie sehr sie doch hoffte, dass Jake sich Tuckers Vertrauen als würdig erwies. Was sie selbst betraf, so hatten viele Menschen sie verlassen oder sich ihrer Gefühle als unwürdig erwiesen. Ihr Vater, ihre Mutter. Matt. Für sie spielte es keine Rolle mehr. »Ich suche hier nicht nach einem neuen Ehemann, Tuck, sondern nur nach einer Arbeitskraft.«
    »Was auch immer.«
    Da sich keine andere Möglichkeit bot, ging sie los und suchte Jake. Sie fand ihn im Whirlpool. Den Kopf zurückgelegt, den Körper ausgebreitet, lag er schnarchend da. Sie stieß seinen Arm mit der Stiefelspitze an.
    Er schlug die Augen auf und lächelte. »Ich wusste, dass du zur Vernunft kommen und dich mir anschließen würdest.«
    »Meinst du das ernst?«
    »Todernst.« Er rutschte zur Seite und machte Platz. Schlug mit der flachen Hand aufs Wasser.

    Sie schüttelte den Kopf. »Ich meinte, ob du uns helfen willst.«
    »Bittest du mich darum?«
    Sie seufzte. »Jaaa.«
    Er sah sie nur an, und da seufzte sie noch einmal. »Könntest du uns heute bitte aushelfen?«
    »Habe ich dabei auch mit den Schweinen zu tun?«
    »Nein.«
    »Oder mit der Gans?«
    »Nein.«
    »Wie wär’s damit: alles, was vier Beine hat, zusammentreiben?«
    Sie hob eine Braue. »Nein.«
    Er lächelte verteufelt langsam und sexy. »Also gut, liebend gerne.« Er stand zu seinem Wort und erhob sich aus der Wanne. Dabei rann das Wasser seinen zum Niederknien schönen Körper hinab. Rasch kehrte Callie ihm den Rücken zu.
    »Du hast doch schon alles gesehen«, rief er ihr in Erinnerung. »Das meiste davon hast du sogar schon angefasst oder geküsst.«
    »Wir treffen uns dann auf der Koppel«, sagte sie rasch und ging weg, während Jake lachte. Sie benötigte keine Erinnerung daran, was sie mit Jake alles getan hatte. Wenn sie auch nicht genau wusste, was ihr an jenem Abend entgangen war, so hatte sie es doch millionenmal gedanklich erwogen.
    Doch in Wahrheit hatte er keine Zeit vergeudet, sondern sie schlicht durch andere Frauen ersetzt, zahllose Male. Vergiss das nie, schärfte sie sich ein.
    Als Jake sie einige Minuten später draußen traf, sah er in seiner Kleidung – Jeans, weißes T-Shirt mit blaukariertem, offenem Flanellhemd und Stiefel – wie ein Pferdetrainer
aus. Allerdings kein Hut und keine Handschuhe, was demonstrieren sollte, dass er nicht bloß ein weiterer Eddie oder Stone war und auch kein Tucker. Dieser Mann gehörte nicht hierher, und im Grunde wollte er auch gar nicht hier sein. »Es ist ganz einfach.« Sie reichte ihm ein Paar Handschuhe, zusammen mit den Zügeln von Misty, einer besonders freundlichen, lieben Stute. Auf Mistys Rücken saß einer von Callies Gästen, ein etwa vierzigjähriger Mann namens Lee, der so gut wie kein Englisch sprach.
    Callie lächelte zu ihm hinauf, dann sagte sie zu Jake: »Geh einfach mit den beiden in der Koppel umher, bis Lee sich an das Gefühl gewöhnt hat, dass er auf dem Rücken eines Pferdes sitzt. Misty

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