Brandhei
haben.«
»Das finde ich nicht.«
Amys Miene war mürrisch geworden. Tucker verstummte. Er hatte ganz spielerisch-harmlos mir ihr geflirtet, aber sie war nicht darauf eingegangen. Mehr noch, sie war sichtlich glücklicher gewesen, als sie vergessen hatte, dass er ihr zuschaute. Überrascht sah er sie noch einmal lange an, musste schließlich jedoch die Wahrheit erkennen. Das war nicht die Amy, die versucht hatte, auf den Flirt einzugehen oder schüchtern zu sein. Sie wollte tatsächlich in Ruhe gelassen werden. Es fiel ihm schwer, sich das vorzustellen, denn sie hasste es ja, allein zu sein. Aber vermutlich hatte sie einen guten Grund dafür; inzwischen waren ihre Bewegungen fast geziert, wobei es ihm nicht entging, dass sie ihn im Auge behielt, damit sie jederzeit wusste, wo er stand.
Plötzlich hatte er keinen Hunger mehr und war auch nicht mehr daran interessiert, mit ihr zu flirten. »Verstehen Sie doch, es passiert Ihnen hier nichts«, sagte er ruhig.
Amy war eine vielsagende Sekunde lang ganz still, dann ließ sie wieder Teigklumpen für die Kekse auf das eingefettete Kuchenblech fallen.
»Die Blue-Flame-Ranch.« Er schluckte den merkwürdigen Kloß im Hals herunter und brachte ein Lächeln zustande. »Wir sind hier eine Art Ansammlung von Ausgestoßenen, Außenseitern und ehemaligen Wandervögeln.«
Amy nahm das volle Kuchenblech in die Hand und stieß Tucker mit der Schulter gegen die Brust, gerade fest genug, dass er einen Schritt zurücktrat, als sie auf ihrem Weg zum Herd an ihm vorbeiging. »Entschuldigen Sie.«
Das war wohl ihre reizende Art, ihn daran zu erinnern,
dass er ihr nur nicht zu nahe kommen sollte, nahm er an und rieb sich die Brust. Nachdem sie das Kuchenblech in den Backofen geschoben hatte, richtete sie sich auf und wischte sich die Hände an der Schürze ab. Dann sah sie ihm mitten ins Gesicht. »Ich bin weder eine Ausgestoßene noch eine Außenseiterin oder ein ehemaliger Wandervogel. Ich versuche nur, meine Arbeit zu machen und mich von den anderen fernzuhalten; Sie gehören auch dazu.«
»Mein Fehler dann.«
»Ja.« Sie drehte sich zum Spülstein um und fing an, das Geschirr zu waschen. Tat so, als wäre er gar nicht anwesend. Schickte ihn weg.
Da war nichts zu machen, er stieß bei ihr auf Granit. Er seufzte, warf einen letzten, sehnsüchtigen Blick auf die Kekse, die im Ofen allmählich aufgingen, und tat, was Amy wünschte: Er ließ sie allein.
Spät an jenem Abend saß Callie auf ihrem Bett und las, statt zu schlafen, in einer Zeitschrift, denn die Bilder gingen ihr einfach nicht aus dem Kopf. Die Bilder, wie Jake sie unter Sierra, die mit ihren Hufen wild um sich geschlagen hatte, weggezogen hatte, ehe das Pferd sie niedertrampeln konnte. Jake, wie er die bedauernswerte, abgemagerte Hündin für sich einnahm, so dass er ihre Welpen retten konnte. Jake, wie er Keito fand und ihn vor dem Lagerfeuer schützte.
Jake, wie er sie küsste, sie liebkoste, als wäre sie in diesem Augenblick wichtiger für ihn als die Luft zum Atmen.
Und auch die Vorstellung, wie er von einem Hausdach stürzte, und alles, was er danach erlitten haben musste, wurde sie einfach nicht wieder los. Bestimmt litt Jake unter seiner jetzigen Situation und vermisste seine Arbeit und sein normales Leben. Callie war so sehr in diese Gedanken
verloren, dass sie, als es leise an der Tür klopfte, fast aus dem Bett gefallen wäre.
Sie blickte an sich hinab. Das sonnenscheingelbe Seidenoberteil mit Spaghetti-Trägern und das dazu passende Höschen, die sie gerade im Internet gekauft hatte, eigneten sich absolut nicht für Herrenbesuch. Sie griff nach ihrem Hausmantel. »Wer ist da?«
»Ich.«
Sie erkannte mühelos die tiefe Stimme, und selbst wenn nicht, die Art, wie ihr Körper sich in Erwiderung versteifte, hätte ihr gesagt, dass es Jake war. Ihr Körper kannte ihn schon, sehnte sich nach ihm, auch wenn ihr Geist noch versuchte, sich dagegen zu wehren.
Er klopfte noch einmal, nur einmal, und sie legte die Stirn an die Tür, während ihr Herz wie eine Trommel schlug.
»Callie?«
Sie legte sich die Hand auf die Brust, als könnte sie auf diese Weise ihr Herz festhalten. Am helllichten Tag hätte sie ihm widerstehen können, aber es war kein Licht im Zimmer, keine Wärme, keine Sonne. Und plötzlich sehnte sie sich nach ihm. »Ich bin nicht angezogen.«
»Das ist mir egal. Ich möchte dich nur sehen.«
Seine Stimme klang, als ginge es ihm nicht besonders gut, und Callie hatte es noch nie über sich
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