Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandhei

Brandhei

Titel: Brandhei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalvis Jill
Vom Netzwerk:
zweite Runde.«

    Noch einen Augenblick zuvor hatte sie Lust gehabt zu kuscheln. Jetzt wollte sie ihm ein Kissen an den Kopf werfen. »Wir sollten darüber sprechen, Jake.«
    »Worüber?«
    »Darüber, dass es dir nicht gut geht. Dass dir deine Arbeit fehlt. Über deinen Vater. Tucker …«
    »Ich will nicht darüber reden.« Er ging im Raum auf und ab, nahm die Kleidung in die Hand, die sie beide erst kurz zuvor so achtlos in alle Richtungen geworfen hatten, und zog seine Jeans hoch. Dann blickte er zu Callie auf. »Ich gehe jetzt besser.«
    Sie hatte keine Ahnung, warum sie etwas anderes erhofft hatte. »Ja, sicher.«
    Wieder seufzte er. »Callie …« Er schaute sie einen langen Augenblick an. Mit ihren zerzausten Haaren sah sie so verdammt sexy aus. »Nichts.«
    Enttäuschung legte sich ihr wie eine Kralle ums Herz und kühlte ihre noch immer heiße Haut. »Bis dann, Jake.«
    »Bis dann.« Die Tür zu ihrem Blockhaus schloss sich hinter ihm.
    Während ihr Körper noch immer summte, legte Callie sich zurück. Das war’s, dachte sie. Das kommt nicht wieder. Warum aber ihr Körper zitterte und nach mehr verlangte, sogar jetzt noch, als sie sich umdrehte und sich zwang zu schlafen, war ihr ein verstörendes Rätsel.

8
    Es war zehn Minuten – so kam es ihm jedenfalls vor – nachdem er sich aufs Bett gelegt hatte, als Jake aus dem Schlaf schreckte. Der Grund war, dass Tucker von der
Couch aufgestanden war und ihm mit dem Fuß einen Schlag an den Hinterkopf versetzt hatte – und zwar nicht aus Versehen, da war Jake sich sicher.
    »’tschuldigung«, murmelte Tucker, dem es aber nicht wirklich leid zu tun schien.
    Jake hatte davon geträumt, dass er wieder in Callies Bett lag, in dem er sich so unbeschreiblich wohl gefühlt hatte. So wohl, dass er es gar nicht mehr hatte verlassen wollen. »Wie spät ist es?«
    »Halb sechs. Morgenstund hat Gold im Mund, Stadtjunge.«
    Darüber musste Jake lachen. »Du warst selber mal ein Stadtjunge. Du hast wie ein Baby gegreint, wenn ich dich geweckt und zum Kindergarten gebracht habe.«
    »Das stimmt, ist aber schon verdammt lang her.« Tucker, der nur mit Boxershorts bekleidet war, schnappte sich seine Jeans vom Fußboden und ging in Richtung Bad.
    »Ich musste dich praktisch von mir loseisen, damit du in den Bus stiegst!«, rief Jake ihm hinterher.
    Tucker stolperte, fing sich aber wieder. Die Badezimmertür schlug hinter ihm zu.
    Jake legte sich zurück und betrachtete die Zimmerdecke. Wenn er in der Feuerwache übernachtet hatte, hatte er länger ausschlafen können. Die Dämmerung war ihm noch nie so früh vorgekommen. Und für Frühling war es hier draußen arschkalt. Die Fenster waren beschlagen.
    Er hatte keine Lust aufzustehen. Am liebsten wäre er im Bett geblieben und hätte über den erstaunlichen Sex nachgedacht, den er am Abend zuvor gehabt hatte; aber so wie alles hier draußen in der Wildnis hatte sogar der kein gutes Ende genommen.
    Sein eigener Fehler. Es war gemein gewesen, Callie einfach so zu verlassen, obwohl sie doch nur eines gewollt
hatte: mit ihm zu reden. Und deshalb hatte er nichts Besseres verdient – egal, was sie ihm heute vorsetzte. Was für Qualen sie sich heute wohl für ihn ausgedacht hatte? Wieder Schweine füttern? Wieder Kühe von der Weide treiben?
    Aber wer tat denn so etwas freiwillig jeden Tag aufs Neue?
    Vielleicht waren die Leute hier ja alle verrückt. Ja, das würde vieles erklären.
    Die Dusche wurde angestellt.
    Nein, die waren gar nicht verrückt. Denn kein Irrer würde im Morgengrauen aufstehen und so schwer arbeiten oder sich so sehr engagieren. Und während Jake sich streckte und wegen der Schmerzen in seiner Schulter zusammenzuckte, gestand er sich widerwillig ein, dass sein kleiner Bruder beides tat. Es war verblüffend, wie gut es ihm stand, Verantwortung zu übernehmen.
    Eine äußerst willkommene Abwechslung.
    Nach einigen weiteren Minuten ging die Badezimmertür auf, und ein komplett angezogener Tucker ging zur Tür.
    »Tuck?«
    Tuck, die eine Hand an der Tür, zögerte. »Ja?«
    »Wann wirst du mir verzeihen, dass ich dich allein gelassen habe?«
    »Ich war erst fünf, du hast mir nichts bedeutet.«
    Eine Lüge. Das wussten sie beide. Sie hatten einander alles bedeutet. »Du weißt, dass ich fortgehen musste«, sagte Jake leise. »Mutter...«
    »Es ist mir egal.«
    »... war eifersüchtig auf uns. Sie hatte damals die ganze Kontrolle, und die hat sie genutzt, um...«
    Die Tür knallte zu. Doch bevor Jake sich

Weitere Kostenlose Bücher