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Brandhei

Brandhei

Titel: Brandhei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalvis Jill
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weil ich nicht um ihn getrauert habe. Warum sagst du mir das alles jetzt? In welcher Weise habe ich mich verändert?«
    »Vielleicht hast du dich ja nicht verändert.«
    »Und vielleicht betrifft das ja uns beide«, sagte er leise. »Vielleicht habe ich die Dinge auch überdacht.«
    »Dein Leben hat sich verändert.«
    »Und zwar drastisch.«
    »Und das macht dich traurig.«
    »Sehr traurig.«
    »Ich würde sagen, dass es mir leidtut, aber ich möchte nicht, dass du glaubst, dass ich dich bemitleide.« Sie lächelte sanft. »Aber hast du vielleicht mal daran gedacht, dass etwas Gutes dabei herauskommen könnte, wenn du einen anderen Weg im Leben einschlägst? Dass du etwas genauso Lohnenswertes finden kannst wie deine Arbeit als Firefighter?«
    »So weit bin ich noch nicht.«
    Callies Walkie-Talkie meldete sich; sie stand auf. »Bleib liegen und kühl deine Schulter.«
    Nachdem sie gegangen war, versuchte er, ruhig liegen zu bleiben, was ihm auch für fünf Minuten gelang. Unruhig warf er die Eispackung beiseite und stand auf, wobei er vorsichtig die Schultern rollte und sich einredete, dass er nicht mehr Schmerzen hatte als sonst. Eine Lüge. Es brannte wie Feuer, vom Hals bis in die Fingerspitzen. Er knöpfte sich das Hemd zu und durchquerte die Diele, in der es still war. Allzu still.
    Nun, da er sich im Fitnessraum fast selbst erwürgt hatte, waren alle Möglichkeiten, ein wenig Ablenkung zu finden, ausgeschöpft. Er sehnte sich nach etwas, was ihn beschäftigte, was ihn von allem ablenkte. Zu Hause wäre dies Sex
gewesen. Sex auf dem Küchentisch. Sex zum Nachtisch. Sex, Sex, Sex.
    Jetzt konnte er sich glücklich schätzen, wenn er jemanden hatte, mit dem er zusammensitzen und sich unterhalten konnte. Verdammt, er wurde langsam alt. Er musste die Ranch verkaufen und von hier verschwinden. In sein Leben zurückkehren.
    Doch tief im Inneren hatte Jake doch ein wenig Angst vor der Wahrheit – dass das Leben, in das er zurückkehren wollte, nicht mehr existierte.
    Er trat aus dem Haus in den warmen Frühlingstag.
    Eine Gans lief zum Rand des Rasens, den Hals gereckt, bereit anzugreifen. Jake malte sich tatsächlich aus, das unausstehliche Viech wäre der Geist seines Vaters, der ihn verfluchte und ihm drohend die Faust schüttelte. Als die Gans ihn zweimal anschrie, hörte Jake: »Verlierer, Verlierer.« Er verschloss Augen und Ohren vor diesem geistigen Bild, wandte sich von der Rasenfläche ab und betrat stattdessen die Zufahrt.
    Die Gans ließ ihn gehen, behielt ihn jedoch genau im Auge.
    Callies roter Jeep parkte noch immer auf der Auffahrt. Die Motorhaube war aufgeklappt. Darunter kam ein außergewöhnlich hübsches Bein zum Vorschein, bekleidet mit Jeans und abgewetzten Cowboystiefeln.
    Sie redete mit sich selbst, dem Jeep oder dem alten Hund, der ihr zu Füßen lag. »Du riesiges, wertloses Stück Scheiße.«
    Jake hob missbilligend eine Braue, kam näher und blieb unmittelbar neben der Motorhaube stehen. Shep sparte seine Kräfte und hob nicht mal den Kopf. Wie es ihm gelungen war, je eine Hündin zu schwängern, war Jake absolut rätselhaft.

    Weiteres Gefluche von Callie.
    »Gibt’s ein Problem?«
    Sie richtete sich ruckartig auf und prallte mit dem Hinterkopf gegen die Motorhaube. Nachdem sie abermals einen beeindruckenden Fluch ausgestoßen hatte, rieb sie sich den Schädel und funkelte Jake böse an. »Schleich dich ja nicht noch einmal so an mich heran.«
    »Ich habe mich gar nicht herangeschlichen. Was ist denn mit dem Jeep?«
    »Er springt nicht an.« Sie trat gegen den Reifen. »Und Lou ist nach Boca gefahren, zu einem Bewerbungsgespräch. Verdammt.«
    »Ich habe Lou eben noch gesehen. Er hatte seinen Werkzeugkasten dabei.«
    »Er wollte den Jeep durchsehen. Dabei hätte er doch merken müssen, dass der Motor nicht anspringt.«
    »Vielleicht kann ich dir ja helfen.«
    »O nein. Ich arbeite daran, den Spielstand zwischen uns auszugleichen, nicht daran, meine Schuld zu vergrößern.« Wieder verschwand sie mit dem Kopf unter der Motorhaube.
    »Glaubst du etwa, ich führe Buch?«
    »Ach, hör doch auf mit diesem beleidigten, verletzten Krieger-Gehabe. Es geht nicht um dich.« Callies Worte hallten unter der Motorhaube.
    Verletzter Krieger? »Sieh mal, ich habe nach der Highschool als Automechaniker gearbeitet, während der Ausbildung zum Firefighter. Ich könnte da vielleicht...«
    »Ich hab das schon alles im Griff.«
    Sie sah ihn nicht einmal an. Verdammt, dass ihn so etwas überhaupt nervte –

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