Brandhei
täglich, aber er konnte noch immer nicht den Arm nach oben ausstrecken. Das Gewicht zu stemmen stand außer Frage, das wusste er, aber er versuchte es dennoch, aus reiner Dummheit.
Und hätte sich dabei fast erdrosselt, als sein rechter Arm nachgab und die Stange gegen seine Luftröhre drückte. Einen Augenblick lang mühte er sich ab, konnte sich aber nicht bewegen, konnte nicht atmen. Na klasse, du Profi, dachte er, als ihm alles vor Augen schwand. Nette Art, das Zeitliche zu segnen …
»Himmel!« Plötzlich sah er, wie feuerrote Haare ihm ins Gesicht schlugen, und dann wurden die Gewichte angehoben.
Callie blickte böse auf ihn herunter und sah wütender aus, als er sie je erlebt hatte. »Hast du etwa Todessehnsucht?« Als er sich aufrichten wollte, legte sie ihm die Hand auf die Brust und hielt ihn unten. »Kennst du denn nicht deine Grenzen, verdammt noch mal?«
Er packte ihre Hand, schob sie beiseite und setzte sich auf, wobei er versuchte, nicht nach Luft zu ringen und so auszusehen, als ob er sich höllisch wehgetan hätte. »Ich hätte das mühelos geschafft«, sagte er mit dünner, rauer Stimme, die allerdings weder ihn noch Callie überzeugen konnte.
Callie schob sich die Haare aus dem Gesicht. »Ich bin im Büro gewesen und habe das Geklirr der Gewichte gehört. Ich dachte, einer unserer Feriengäste hielte sich hier auf, und wäre fast nicht hier reingegangen.« Sie schüttelte den Kopf. »Du hättest dich umbringen können, Trottel.«
Trottel? Hatte er sie eine Idiotin genannt, als sie sich verletzt hatte? »Ich bezahle meinen Aufenthalt hier nicht, um mich beleidigen zu lassen.«
»Du bezahlst überhaupt nicht für deinen Aufenthalt«, korrigierte sie. »Ich meine es ernst, Jake, das war das Dümmste …« Sie stockte. Er sank auf die Bank zurück, hob die linke Hand und rieb sich die Schulter.
»Hast du dir wehgetan?«
Ja, es tat höllisch weh, und er hatte die Schnauze voll davon. »Mir geht’s prima. Danke für den Vortrag. Du kannst dich wieder an die Arbeit machen.«
»Lass mich mal sehen.«
»Wie bitte? Nein.«
»Zieh mal das Hemd aus.«
Er musste unwillkürlich lachen. »Haben wir das nicht vor einer Woche mit vertauschten Rollen gespielt?«
»Komm schon...« Sie war ungeduldig und knöpfte ihm
selbst das Hemd auf, wobei sie vor Konzentration die Zunge zwischen die Lippen schob.
Jake schaute auf die Zunge, während Callie ihm über die nackte Haut strich und ihm das Hemd von der Brust und der Schulter streifte. »Ich habe herausgefunden, dass es meiner geistigen Gesundheit äußerst abträglich wäre, wenn ich noch mal mit dir schlafen würde. Ich bitte dich also, steck die Zunge wieder in den Mund.«
Aber sie nahm gar keine Notiz von ihm, sondern berührte seine Narbe, die von der Armbeuge bis zur Schulterspitze verlief. »Du hast dir nichts gezerrt.«
»Nein.« Seinen Unterleib hatte die Ermahnung, nicht mehr mit Callie schlafen zu dürfen, offenbar nicht erreicht, denn er reagierte auf die Berührung. »Die Narbe ist verheilt.«
»Aber sie schmerzt?«
»Nur wenn ich atme.«
Sie knetete sie ganz leicht, die Bewegung war ebenso qual- wie lustvoll. »Du massierst nicht kräftig genug. Das Narbengewebe ist verhärtet.« Darauf packte sie kräftiger zu und hörte erst damit auf, als er vor Schmerz scharf einatmete. »Zu fest?«
»Nein.« Schweißperlen traten ihm auf die Stirn.
Callie schüttelte den Kopf, murmelte irgendetwas in ärgerlichem Tonfall und massierte ihm weiter die Schulter und die Narbe, wobei sie wie sein Physiotherapeut vorging. »Tut das gut?«, fragte sie einige Minuten später.
Darauf wollte er nicht eingehen, denn er war sich nicht sicher. Schließlich hörte sie auf, drückte ihn jedoch zurück auf die Bank, als er aufstehen wollte. »Liegen bleiben«, sagte sie und lief aus dem Fitnessraum, kam jedoch kurz darauf zurück und legte ihm eine Eispackung auf, die so kalt war, dass er aufschrie. »Zehn Minuten, großes Baby.«
»Was soll dieses Krankenschwesterngetue? Oder bist du zu allen Männern in deinem Leben so nett?«
»Du kannst ja meinen Ex fragen. Ich habe mal seine eigene Schrotflinte auf ihn gerichtet.«
»Und ich habe dich für so lieb gehalten. Warum hast du eigentlich so früh geheiratet?«
»Abgesehen davon, dass ich dumm war?« Sie hob die Schultern. »Das ist eine lange Geschichte.«
»Ich habe viel Zeit.«
Callie legte die Hand auf die Eispackung. »Sie ist, ehrlich gesagt, ein bisschen erbärmlich.«
»Na ja, ich fühle mich
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