Brandhei
Kopf an seine Schulter zu schmiegen.
»Bist du fertig – können wir zum Mittagessen fahren?«, fragte Michael und drückte Callie sanft an sich.
Sie lächelte ihn etwas verdutzt an. »Ich wusste gar nicht, dass du mich zum Essen abholst. Ich wollte gerade zu dir in die Stadt kommen, aber der Jeep hat Probleme gemacht. Michael, das ist Jake Rawlins.«
»Ah.« Michael schüttelte Jake die Hand und musterte ihn. »Ich habe mir schon gedacht, dass ich Sie früher oder später kennen lerne. Was ist denn mit dem Jeep, Callie?« Er steckte den Kopf unter die Motorhaube. »Die Zündspule fehlt.«
»Das wissen wir schon«, antwortete Callie.
»Wir kennen nur nicht den Grund«, sagte Jake.
Die beiden Männer sahen einander einen langen Augenblick an, wie Männer es manchmal so tun. Callie hätte fast die Augen verdreht. Beide sahen wahnsinnig gut aus, waren aber zugleich völlig unterschiedlich. Jake war größer, schlanker und entschieden bissiger, ihn umgab eine geheimnisvolle Aura, was Michael nie erreichen konnte. Doch wäre wohl jeder Mann neben Jake und seiner sehr männlichen Ausstrahlung blass erschienen.
»Du solltest niemandem erlauben, mit deinem Jeep zu fahren«, sagte Michael zu ihr. »In der vergangenen Woche habe ich Stone darin fahren gesehen, und gestern hat Eddie darin Benzin für dich geholt. Außerdem hast du zugelassen, dass Lou den Jeep durchgesehen hat. Du weißt doch, warum man ihn bei Roger’s rausgeschmissen hat.«
»Ja, aber er ist unschuldig, man hat ihm nichts nachweisen können.«
»Roger ist ein Arsch«, ließ Michael sich hinreißen. »Trotzdem, jeder könnte dir schaden wollen. Aber wir können ja nach dem Essen eine neue Zündspule in der Stadt besorgen.«
»Na ja, wenn Lou sie herausgenommen hat, während er am Jeep gearbeitet hat, dann hatte er sicher einen guten Grund dafür. Vielleicht holt er mir ja gerade eine neue.« Callie wandte sich an Jake. »Ich bin gleich zurück. Wir müssen nur ein paar finanzielle Fragen klären.«
»Nein, das tun wir nicht. Ich habe keine Lust, unsere Verabredung zum Mittagessen mit geschäftlichen Fragen zu verschwenden.« Michael winkte Jake zu und führte Callie dann zu seinem Pick-up. »Jeder verdient mal eine Pause, und genau darum handelt es sich hier. Eine Mittagspause.«
Callie reckte den Hals, während sie ihren Sicherheitsgurt anlegte. Jake ging bereits weg. »Warum hast du das getan?«, fragte sie Michael, als er sich hinters Steuer setzte.
»Was?«
»Jake im Glauben zu lassen, dass wir eine Verabredung haben. Es ist ein Arbeitsessen, und das weißt du. Ich will mit dir über einen Kredit sprechen und was ich brauche …«
»Er hat dich so merkwürdig angesehen. Als wollte er dich buchstäblich verschlingen.« Michaels strahlend blaue Augen wirkten plötzlich nicht mehr hell und freundlich, sondern beschützend. Und besorgt. »Du willst Blue Flame von diesem Mann kaufen? Dann musst du dich freundlich, aber distanziert geben. Nett, aber kühl. Nicht wie ein Umfaller erscheinen, und ganz bestimmt nicht, als wärst du zu haben.«
Callie schüttelte den Kopf, lachte jedoch über Michaels verdrehte Logik. Distanziert und kühl – als ob das verhindern könnte, dass sie in Jakes Armen landete. »Vielleicht hast du Recht.«
»Ich habe immer Recht, Schätzchen. Immer.« Und damit legte er den Vorwärtsgang des Pick-ups ein und fuhr in die Stadt.
Die japanischen Geschäftsleute reisten ab. Noch am selben Abend, als Lou aus der Stadt zurückkam, fragte Callie ihn nach der Zündspule.
»Sie war noch da, als ich am Jeep gearbeitet habe«, sagte er und wirkte dabei so durcheinander, dass sie ihm glaubte. Er ging aus dem Haus, um selbst nachzuschauen, und kratzte sich am Kopf. »Das ist merkwürdig.«
Mehr als merkwürdig, aber Callie hatte schon eine neue Zündspule besorgt und die ganze Geschichte aus ihren Gedanken
verbannt, denn sie hatte keine Lust, sich das Hirn deswegen zu zermartern.
Am folgenden Tag kam eine Gruppe von Bibliothekaren aus Tucson, die, unter der Leitung von Eddie und Stone, zu einer verlassenen Geisterstadt ausreiten wollte. Stone war am Morgen krank gewesen, hatte sich jedoch so weit erholt, dass er die Feriengäste führen konnte. Callie beschlich das unangenehme Gefühl, dass er wieder einmal einen Kater auskurieren musste, aber weil er seine Arbeit erledigen konnte, mischte sie sich nicht ein.
In der Zeit, als Eddie und Stone nicht auf der Ranch waren, strichen Lou, Tucker und Jake die Pferdestallung.
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