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Brandhei

Brandhei

Titel: Brandhei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalvis Jill
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konnte, wurde sie wieder aufgestoßen. »Willst du mir nun bei der Arbeit helfen oder nicht?«, fragte Tucker barsch.
    »Ich komm ja schon.«
    »Ich weiß, du möchtest dir nicht die Hände schmutzig machen, aber vielleicht könntest du dich in der Geschirrkammer blicken lassen und mir helfen, die Ausrüstung für unseren Tagesausflug zusammenzustellen.«
    »Es ist mir wurscht, ob ich mir die Hände schmutzig mache. Ich war es bisher nur nicht gewohnt, verdammt noch mal, eine Kuh...«
    Die Tür knallte erneut, und Jake blieb allein in der Hütte zurück. Langsam erhob er sich aus dem Bett, die Schulter war ganz steif, und er kam sich doppelt so alt vor. Die heiße Dusche half da auch nicht.
    Er trat nach draußen und warf einen Blick in Richtung Callies Hütte. Er hätte jetzt noch dort drin sein, hätte ihren tollen Körper halten und es noch einmal tun können. Aber nein, er hatte ja Hals über Kopf aus dem Blockhaus fliehen müssen, statt sich mit Callie zu unterhalten. Er hasste es, zu reden, insbesondere worüber Callie sprechen wollte – über ihn und seine Gefühle.
    Er setzte sich in Richtung Pferdestall in Bewegung. Kaum war er eingetreten, sah Moe ihn böse an. »Okay, hör zu«, sagte Jake, blieb an der Box stehen und streckte die Hand aus, um ihn zu tätscheln. »Was hältst du von einem Friedensvertrag?«
    Moe zeigte die Zähne.
    Jakes Hand zuckte zurück. »Dann eben nicht«, sagte er leise und ging in die Geschirrkammer. Einige Tage zuvor hatten Eddie und er die Welpen und ihre Mutter hierher gebracht und auf ein weiches Bett aus Stroh gelegt. Sie hatten der braunen Hündin den Namen Tiger gegeben, wegen ihres ausgeprägten Schutzinstinkts, und sie schien stolz darauf
zu sein. Jetzt hob sie den Kopf und beschnüffelte Jake, dann ließ sie ihn die Welpen tätscheln, worauf alle sich kringelten und winselten.
    Wenigstens ein weibliches Wesen hier mochte ihn.
    Wenn man allein lebte und manchmal Vierundzwanzig-Stunden-Dienste schob, konnte man sich keinen Hund anschaffen, und deshalb hatte Jake auch keinen. Aber als er den Bauch eines der warmen, schokoladenbraunen Welpen streichelte, verspürte er tief in sich ein Sehnen.
    Doch weil er wusste, dass er keinen der Welpen mit nach Hause nehmen konnte, seufzte er kurz und machte sich auf die Suche nach Tucker, um ihn zu fragen, welche Arbeiten zu erledigen waren. Jake hatte keine Ahnung, und da niemand im Pferdestall zu sehen war, ging er zum Haupthaus, das im Morgensonnenschein lag. Er hörte keinerlei Geräusche. Keine Flugzeuge, keine Autos, keine hupenden Lkw, nichts. Nur hin und wieder das Schnauben eines Pferdes, das Glucken einer Henne.
    Der Himmel erstreckte sich unendlich weit vor ihm, so weit wie das Land im Umkreis. Ringsum hoch aufragende, schroffe Canyons, an den Hängen mächtige Eichen und Bergahorn. Nirgends, wohin man gehen konnte, keine Brände, die man löschen konnte, keine Aufgabe. Noch deprimierender war allerdings die leise nagende innere Stimme, die ihm sagte: Und wenn das hier nun alles ist, was du hast? Und wenn du nie wieder als Firefighter arbeiten kannst?
    Beim Haupthaus kniete Lou mit einem Werkzeugkasten vor Callies Jeep und Eddies Pick-up. Die Leute auf der Ranch hatten Lous Arbeitszeit erhöht, weil er und Marge das Einkommen brauchten, aber die Wahrheit war, dass Lou alle ihre Geräte in Ordnung hielt und handwerklich enorm geschickt war. Erst gestern war er zum Helden geworden,
als er sowohl den defekten Whirlpool als auch die Mikrowelle in der Küche im Haupthaus repariert hatte.
    Lou nickte Jake zwar zu, sagte aber kein Wort. Eddie stand auf der Koppel und trainierte eines der Pferde. Auch er nickte Jake zu, blieb aber ebenfalls für sich.
    Alle hatten eine Aufgabe, einen Grund, hier zu sein. Alle außer ihm.
    Jake schob die Hände in die Hosentaschen und betrat das Haupthaus. Noch immer nichts von Tucker zu sehen. In der Küche stibitzte er einen von Amys exzellenten Bananen-Nuss-Muffins aus dem Backofen. Weil er hörte, wie sich die Feriengäste im Esszimmer auf Japanisch unterhielten, ging er in den Fitnessraum und zu einer der Workout-Bänke. Er legte sich darauf und griff nach oben zur Stange. Es waren zwar nur fünfzehn Kilo aufgelegt, und mit der linken Hand konnte er auch gut zupacken, aber mit der rechten... Er konnte sie nicht mal bis zur Stange heben. Er musste sie mit der Linken hinaufführen. Lächerlich. Er hatte seine Übungen absolviert, darunter einen brutalen Set von dreißig Liegestützen

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