Brandhei
Lou arbeitete drinnen, Jake und Tucker draußen. Callie gesellte sich zu Lou, bis ihr die Dämpfe zuviel wurden, danach arbeitete sie draußen weiter und hörte gerade noch, wie Jake Tucker von der Zündspule erzählte. Die beiden Männer sahen einander einen langen Augenblick an.
Später ging Callie ins Haus, um Getränke zu holen. Als sie herauskam, stritten Jake und Tucker miteinander.
»Da stimmt irgendwas nicht«, sagte Jake soeben. »Ich spüre es förmlich.«
»Was nicht stimmt, das ist deine furchtbare Anstreicherei«, antwortete Tucker.
»Ich male mit Links. Und du wechselst das Thema.«
»Ich bezweifle stark, dass es irgendwas änderte, wenn du mit Rechts streichen würdest, Bruderherz.«
»Ich versuche, über Callie zu sprechen.«
»Hör auf, die Welt retten zu wollen. Spar dir das für deine Arbeit bei der Feuerwehr.«
Daraufhin hörte Jake ganz auf zu streichen, baute sich vor Tucker auf und sah ihm ins Gesicht. »Du bist genauso übel wie sie. Irgendetwas läuft hier ab. Und erzähl mir ja
nicht, dass du so selbstsüchtig bist, dass du deinen Hass auf mich über Callies Sicherheit stellst.«
Auch Tucker hörte auf zu streichen und ließ seinen Pinsel in den Farbeimer fallen. »Nein. Verdammt noch mal. Ich behalte sie im Auge.«
»Das werden wir beide tun«, antwortete Jake mit Nachdruck.
»Wie wär’s, wenn ich selbst auf mich aufpasse.« Callie reichte ihnen die Getränke. »Wenn hier nämlich irgendwas nicht stimmt, und ich habe entschieden den Eindruck, dass das der Fall ist, dann kann es nicht mich betreffen.«
»Wie kommst du denn darauf?«, wandte Jake ein. »Es ging doch auch um dein Pferd, deinen Jeep.«
»Die Ranch.« Callie rieb sich die Schläfen. »Es muss um die Ranch gehen. Aber wir werden schon dahinterkommen.«
Als sie die sorgenvollen, angespannten Mienen der beiden Männer sah, rang sie sich ein Lächeln ab, nach dem ihr allerdings nicht zumute war. Denn was sie wirklich empfand, das war eine tiefe Zuneigung für diese beiden groß gewachsenen, sturen, gutaussehenden Männer, die sie voll Sorge ansahen und nicht einmal bemerkten, wie ähnlich sie einander waren. »Und überhaupt, wir müssen uns über ganz andere Dinge Gedanken machen!«
»Nämlich?«, fragte Jake.
»Nämlich...« Tucker und Jake wirkten so ernst. So intensiv. Sie wollte sie lachen sehen. Callie hob den Pinsel aus dem Eimer mit roter Farbe, drehte sich zu Tucker um und tupfte sie ihm mitten auf die Brust.
Tucker war erbost.
Jake grinste.
»Ach, das gefällt dir?«, fragte sie ihn seidenweich und tat ihm den Gefallen – und betupfte auch seine Brust.
Entsetzt blickte er auf den handtellergroßen Flecken roter Farbe. »Ich kann’s nicht fassen, dass du das getan hast.«
Tucker trat hinter sie und machte hinter Callies Rücken eine Handbewegung in Richtung Jake. Sie wusste das, weil ein ziemlich übles Grinsen in Jakes Gesichtszüge trat. Er sagte: »Callie?«
»Ja?«
»Du musst jetzt weglaufen«, sagte er leise.
Doch noch bevor sie das konnte, packte Tucker sie von hinten an den Armen und zog Callie an seine Brust.
»Ich hab dich gewarnt.« Jake ergriff mit der Linken seinen Pinsel, lächelte ganz böse und ging auf Callie zu. Kurz vor ihr blieb er stehen.
Lachend versuchte sie, sich von Tucker loszureißen. »Du darfst nicht einmal daran denken.«
»Oh, ich denke daran. Und was ist mit dir, Tucker?«
»Ich denke auch daran«, sagte Tucker Callie ins Ohr.
»Ich warne dich …«
Jake malte ein großes X auf Callies Brust und ließ sich dabei auch noch reichlich Zeit.
Tucker ließ sie los, und die beiden Männer sahen sie an und lachten aus vollem Hals.
Sie versuchte, weiter empört zu sein, aber der Anblick dieser beiden Männer, wie sie lachten, war einfach zu schön. Gerührt wandte Callie sich ab, weil sie die beiden nicht sehen wollte, aber sie lachten nur umso lauter.
Denn Callie hatte auch auf dem Rücken Farbe, die von Tuckers Brust stammte.
Am Abend arbeitete Callie in ihrem Büro und brachte die Bücher auf den neuesten Stand. Normalerweise liebte sie diesen Teil ihres Jobs: allein sein, Zahlen eintragen, das
Licht am Ende des Tunnels sehen; doch heute Abend war sie unkonzentriert, was jedoch nicht nur am Geruch der Farbe lag, die nach wie vor an ihrer Haut haftete.
Michael hatte den Antrag für das Darlehen vorbeigebracht, um den sie ihn gebeten hatte. Es kam einige Jahre zu früh, aber ihre Lebensplanung hatte sich geändert. Sie hatte mit Michael in allen Einzelheiten
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