Brandhei
umzudrehen und Jake zu sehen, um dieses seltsame, namenlose Gefühl tief im Bauch zu verspüren. Sie zwang sich, tief durchzuatmen und sich zu beruhigen, bevor sie sich zu ihm umwandte. »Ich arbeite.«
»Soll ich dir helfen?«
In seinen Augen lag etwas jenseits des ungezwungenen Lächelns: ein Hauch von Schmerz und auch eine Traurigkeit, die ihr arg zusetzte. »Willst du mir beim Eiersammeln helfen?«
»Na, davon rede ich doch. Eier sammeln – warum hat Tucker mir diese Arbeit nicht zugeteilt?«
Da Jake sich bemühte, einen lockeren, sorglosen Eindruck zu machen, entschloss Callie sich, es ihn einmal probieren zu lassen. »Glaubst du, das ist leicht?«
»Wie schwer kann das schon sein?«
»Nicht so schwer, wie in ein brennendes Gebäude zu laufen, da bin ich ganz sicher.« Drinnen wies sie auf die Reihe der Hühner. »Probier’s doch mal.«
Jake ging zur ersten Henne und fixierte das Tier, das ganz ruhig dahockte. »Okay, ich gehe rein.« Er streckte die Rechte aus, zuckte zusammen, als er die Schulter bewegte, und zog die Hand zurück. Bevor Callie ihn stoppen konnte, versuchte er es noch einmal, diesmal mit der Linken – und wurde heftig attackiert. Er sprang zurück. »Was zum Teufel...«
»Du musst schnell zugreifen.«
Er starrte sie an und versuchte es noch einmal.
Und steckte noch eine Attacke ein.
»Sieh mal.« Der arme Jake würde noch zu Tode gepickt werden, wenn sie nicht einschritt. »So...« Callie verstreute ein wenig Futter auf dem Boden. Die Hennen gackerten und sprangen auf das Futter zu, so dass die Eier frei dalagen. Callie füllte erst ihren Korb, dann grinste sie Jake an.
»Wow.«
»Beeindruckend, was?«
»Nein, es geht nicht um die Eier, sondern um das Lächeln. Ich finde es herrlich – obwohl es reichlich übermütig ist.« Er umfasste ihre Hüften, zog sie an sich und senkte den Kopf.
»O nein.« Sie schlug ihm auf die Brust. »Hier wird gearbeitet.«
»Ich weiß.« Er lehnte die Stirn an ihre. »Aber ich weiß nicht mehr weiter, Callie. Dich zu küssen – viel mehr ist mir nicht geblieben.«
Sie umfasste sein Gesicht und betrachtete seine ernsthafte Miene. Ihr Herz tat einen Sprung. »Oh, Jake.«
Noch bevor sie die Worte herausgebracht hatte, küsste er sie, und einen langen, köstlichen Augenblick lang drängte sie sich an ihn – bis es ihr schließlich gelang, ihr letztes Fünkchen Verstand zu mobilisieren. »Wenn du mich hier,
mitten zwischen den Hennen, küssen willst, wird es ziemlich langsam vorangehen.«
»Wieso hast du etwas gegen langsam?«
»Weil ich, wenn ich hier fertig bin, die Ziegen, die Kühe, die Pferde und die Welpen versorgen und noch eine Million andere Dinge erledigen muss.«
»Bitte zwing mich nicht, dass ich noch mal Eier sammeln muss«, bat er und betrachtete furchtsam die Hennen.
Callie schüttelte den Kopf, während Jake den Korb hielt und sie die Eier einsammelte. »Willst du mir nicht endlich erklären, was los ist?«
»Ich dachte, du wärst längst dahintergekommen.« Jake folgte ihr mit dem Eimer mit den Küchenabfällen in den Schweinestall.
Callie schüttete den Inhalt des Eimers in den Trog. Gleichzeitig spürte sie hinter sich Jakes nervöse Anspannung, der nicht in der Lage war, ihr den Eimer hinzuhalten. Sie sah Jake an. »Es liegt daran, dass du nicht zu deiner Arbeit zurückkehren kannst, dein Beruf ist dein ganzes Leben.«
»Treffer«, sagte er.
»Und es kommt dir komisch vor, hier auf dem Land deines Vaters zu sein.«
»Volltreffer.«
»Es tut mir leid, Jake.«
»So leid, dass du noch einmal mit mir schläfst?«
Sie lachte, er schenkte ihr ein kleines Lächeln. »Ich glaube nicht.« Aber sie blieben zusammen und fütterten die Kühe und die Pferde. Zuletzt schauten sie nach Tiger und ihren Jungen. Voll Begeisterung krabbelten sie auf Jake herum, und Callie musste unwillkürlich lachen, wie er da auf dem Boden saß und die Welpen an ihm herumbissen. »Was ist denn?«, fragte er.
Jake sah unerwartet süß aus, das war’s, und mit ihm zu schlafen, das klang verdammt gut. Aber sie schüttelte nur den Kopf und ging zum Geräteschuppen.
Jake folgte ihr. »Und was kommt jetzt?«
»Ich muss den Rasen mähen, das heißt, wenn Goose mich lässt.« Sie hantierte einen Augenblick mit dem Schloss und wollte den übrig gebliebenen Dünger vom Vorjahr gleich mit herausholen, für die Blumen, die sie unter dem Wohnzimmerfenster pflanzen wollte.
Jake betrat hinter ihr den Schuppen, so dass er unmittelbar hinter ihr stand, als
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