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Brandhei

Brandhei

Titel: Brandhei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalvis Jill
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ohne Toast oder Muffins. Nichts blieb auf den Tellern zurück.
    Wie’s aussah, musste sie flexibel sein. Kein Problem, flexibel sein, das lag ihr im Blut. Sie bedankte sich höflich bei Marge, die Amy einen Mordsschrecken versetzt hatte, als sie Amys Rühr-mich-nicht-an-Ausstrahlung einfach ignorierte und Amy herzlich umarmte.
    Am Abend stand Amy, nachdem sie einen leichten Hühncheneintopf serviert hatte, in der Küche und machte sauber. Durch die Wand zum Esszimmer drang fröhliches Geplauder. Die Männer waren in den vergangenen Tagen alle pünktlich zum Abendessen erschienen – keine große Überraschung, wenn man die Gäste bedachte, aber es machte ihr nichts aus.
    Gut gelaunt wischte sie den Herd und den Boden und auch sonst alles, was gründlich gereinigt werden musste. Es dauerte eine Weile, bis ihr klar wurde, dass sie diese Arbeit eigentlich ganz gern erledigte.
    Callie hatte sie gebeten, sich den Essensgästen anzuschließen, aber Amy hatte es abgelehnt und bereute es auch nicht. Sie empfand es als tröstlich, in Ruhe arbeiten zu können, ohne sich unter die Gäste mischen zu müssen, zugleich aber zu wissen, dass das Haus voll und sie nicht
allein war. Außerdem trug sie Verantwortung für die Gäste, die sich im Nebenzimmer amüsierten, und auch dies bereitete ihr ein gutes Gefühl.
    Als sie sich umwandte, um den bereits blitzsauberen Kühlschrank zu reinigen, wurde ihr klar, dass sie nur den Augenblick hinauszögerte, da sie in ihre leere Hütte zurückgehen musste …
    Diese unterschwellige Angst machte sie jedoch ganz wütend, so wütend, dass sie den Schwamm aus der Hand legte, den schmerzenden Rücken streckte und entschlossen in Richtung hintere Tür ging.
    Ich will keine Angst mehr haben.
    Das hatte sie sich selbst versprochen, aber sie hatte es fast vergessen, verdammt. Sie war achtzehn, volljährig. Sicher, ihr Vater könnte sie finden, wenn er es nur richtig versuchte, aber er könnte sich nicht dazu überreden, nach Hause zurückzukehren, wie ihm das die anderen Male gelungen war.
    Beruhigt von diesem Wissen, ging Amy nach draußen, blieb jedoch auf dem nachtdunklen Rasen stehen, und das nicht nur, weil Goose wie aus dem Nichts aufgetaucht war, offenbar um sie zu jagen. Amys Blockhaus war dunkel, zu dunkel. Und drinnen warteten ihre Albträume auf sie.
    Sie hob das Kinn, drehte sich um und ging stattdessen in Richtung Stall. Goose ließ sie nicht aus den Augen, aber da Amy die Rasenfläche verließ, ließ die herrische Gans sie ziehen. Amy belohnte sie, indem sie ihr den Kopf tätschelte; dann betrat sie den Pferdestall. Sie suchte die Nähe der Pferde, wollte die Hand auf eine warme Flanke legen und in der Gesellschaft eines Lebewesens sein, das nicht redete, forderte, brüllte, schlug, nichts tat, als nur da zu sein.
    Als sie das Licht anschaltete, sahen einige der Pferde zu
ihr herüber. Ein paar weitere steckten den Kopf aus der Box, um festzustellen, ob sie ihnen aus der Küche einen Leckerbissen mitgebracht hatte, wie sie es schon mehrmals zuvor getan hatte.
    »Schsch«, sagte sie zu ihrem Publikum. »Ich darf eigentlich gar nicht hier sein.« Sie hielt Sierra und dann Moe einen Zuckerwürfel hin, die zwar still und ein wenig distanziert waren, den Leckerbissen aber trotzdem unter lautem Knirschen zerkauten. Homer, Tuckers viel freundlicheres Pferd, stieß mit dem Kopf ihren Arm an. Während Amy zum ersten Mal an diesem Tag lächelte, gab sie auch ihm einen Zuckerwürfel, dann atmete sie einmal tief durch. Als seine weiche Schnauze ihre Handfläche kitzelte, merkte Amy, dass sie sich langsam entspannte. »Ich wünschte, ich könnte dich reiten.«
    »Da müssen Sie nur fragen.«
    Amy stieß einen leisen Schrei aus und wirbelte herum. Dabei fiel ihre Hand voll Zuckerwürfel zu Boden. Tucker stand im Schatten der Stalltür und beobachtete sie; er hatte den Hut so tief in die Stirn gezogen, dass sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen konnte. »Tut mir leid«, sagte sie rasch. »Ich habe nichts getan, ich wollte nur...« Sie verstummte, als er einen Schritt näher trat.
    Er war groß gewachsen, hatte eine sehr sportliche Figur, und unter seiner Jeans und dem T-Shirt verbarg sich, wie Amy seit dem Tag wusste, als sie Tucker zu Boden geworfen hatte, ein durchtrainierter Körper mit festen Muskeln und einer Kraft, mit der sie es nicht aufnehmen konnte, wenn er sie auszuüben gedachte. Die Erinnerung an jenen Morgen ließ sie noch immer erschauern, aber verdammt noch mal, er hatte ihr einen

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