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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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sich gegen das Austrocknen und Aufplatzen der Haut behauptet hat.«
    »Aufplatzen der Haut vom Feuer, willst du sagen.«
    »Ja. Das Fleisch gart und dehnt sich aus und bringt dabei die Haut zum Platzen.«
    »Genau wie beim Brathuhn im Backofen.«
    »Genau so«, sagte ich.
    Schäden an Haut, Muskeln und Knochen werden leicht mit Verletzungen verwechselt, die auf Gewalteinwirkung zurückgehen, wenn man nicht mit den Auswirkungen vo n Feuer vertraut ist.
    Lucy hockte sich dichter neben mich. Ihr Blick ruhte weiter auf der Leiche.
    »Seid ihr da drinnen auf irgendetwas Neues gestoßen?«, fragte ich sie. »Keine weiteren Leichen, hoffe ich.«
    »Bis jetzt nicht«, sagte sie. »Es wird bald dunkel, und dann wird uns nichts anderes übrig bleiben, als den Brandort zu sichern, bis wir morgen früh weitermachen können.«
    Ich blickte auf, als ein Mann im Nadelstreifenanzug aus dem Leichenwagen stieg und sich Latexhandschuhe überzog. Geräuschvoll zog er eine Bahre aus dem Wagen, und Metall klackte, als er die Beine herausklappte.
    »Wollen Sie heute Abend schon drangehen, Doc?«, fragte er mich, und ich wusste, dass ich ihn schon irgendwo gesehen hatte.
    »Schaffen wir sie nach Richmond, und ich fange morgen früh an«, sagte ich.
    »Das letzte Mal, dass ich Sie gesehen habe, war bei der Moser-Schießerei. Das junge Mädchen, um das sie sich gekloppt haben, sorgt in unserer Gegend immer noch für Ärger.«
    »Ach ja, stimmt.« Ich erinnerte mich undeutlich, denn es gab so viele Schießereien und so viele Menschen, die die Gegend unsicher machten. »Danke für Ihre Hilfe«, sagte ich.
    Wir hoben die Leiche an, indem wir an den Nähten des schweren Vinylbeutels anfassten. Dann senkten wir die menschlichen Überreste auf die Bahre, und sie glitt in den Leichenwagen. Er schlug die Hecktüren zu.
    »Ich hoffe, dass das nicht Kenneth Sparkes ist«, sagte er.
    »Noch keine Identifizierung«, erklärte ich. Er seufzt e und schob sich auf den Fahrersitz.
    »Jedenfalls will ich Ihnen eins sagen«, er ließ den Motor an.
    »Egal, was die Leute reden. Er war ein anständiger Mensch.«
    Ich schaute ihm nach, als er davonfuhr, und spürte, dass Lucys Blick auf mir ruhte. Sie berührte meinen Arm.
    »Du bist erschöpft«, sagte sie. »Warum bleibst du nicht über Nacht, und ich fliege dich morgen früh zurück? Wenn wir noch irgendwas finden, gebe ich dir gleich Bescheid. Es bringt nichts, wenn du hier noch weiter rumstehst.«
    Ich hatte ein schwieriges Stück Arbeit vor mir, und das Vernünftigste wäre gewesen, sich gleich wieder auf den Weg nach Richmond zu machen. Doch wenn ich ehrlich sein sollte, war mir nicht danach zumute, jetzt in meine leere Wohnung zurückzukehren. Benton war mittlerweile schon auf Hilton Head, und Lucy blieb in Warrenton. Es war zu spät, um noch irgendwelche Freunde zu besuchen, und ich wäre auch zu kaputt gewesen für höfliche Unterhaltung. Es war eine dieser Situationen, bei denen mir um alles in der Welt nichts einfiel, womit ich mich hätte trösten können.
    »Teun hat uns eine bessere Unterkunft besorgt, und ich habe noch ein zweites Bett im Zimmer, Tante Kay«, setzte Lucy mit einem Lächeln hinzu und zog einen Wagenschlüssel aus der Hosentasche.
    »Jetzt bin ich also wieder Tante Kay.«
    »So lange niemand in der Nähe ist.«
    »Ich muss unbedingt etwas essen«, sagte ich.

3
     
    Wir kauften uns Whopper und Pommes frites in einem Drive-in-Burger-King am Broadview; es war dunkel draußen und sehr kühl. Entgegenkommende Scheinwerfer taten mir in den Augen weh, und keine noch so große Dosis Motrin hätte etwas gegen den stechenden Schmerz in meinen Schläfen und die Angst in meinem Herzen auszurichten vermocht. Lucy hatte ihre eigenen CDs mitgebracht und spielte eine davon ziemlich laut, während wir in einem gemieteten schwarzen Ford LTD durch Warrenton fuhren.
    »Was hörst du denn da«, fragte ich, um auf diese Weise meine Missbilligung zum Ausdruck zu bringen.
    »Jim Brickman«, sagte sie liebenswürdig.
    »Wohl kaum«, sagte ich über Flöten und Trommeln hinweg.
    »Kommt mir wie Native American vor. Und vielleicht könnten wir es ein wenig leiser stellen?«
    Stattdessen stellte sie es lauter.
    »David Arkenstone. Spirit Wind. Damit du den Kopf ein bisschen frei kriegst, Tante Kay. Dies hier heißt Destiny.«
    Lucy fuhr wie der Wind, und ich fing an, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen.
    »Du wirst mir unheimlich«, sagte ich, während ich mir Wölfe und nächtliche Lagerfeuer

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