Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
solange er schrieb.
    »Haben Sie eine Telefonnummer?«
    Er wiederholte sie rasch, um sich zu vergewissern, dass er sie richtig verstanden hatte.
    »Haben Sie eine Idee, woran sie gestorben sein könnte? Okay, okay. An welcher Querstraße ist das denn, und sehe ich Sie da in Ihrem Streifenwagen? Also gut, dann ziehen Sie mal wieder los.«
    Fielding legte auf und sah für die frühe Stunde recht mitgenommen aus.
    »Was haben wir da?«, fragte ich ihn. Das Tagesgeschäft war bereits in vollem Gange.
    »Sieht wie Erstickung aus mechanischer Ursache aus. Weibliche Schwarze, die bereits wegen Alkohol- und Drogenmissbrauch auffällig geworden ist. Hängt aus dem Bett heraus, Kopf gegen die Wand, der Hals überstreckt in einem Winkel, der mit dem Leben nicht vereinbar ist. Sie ist nackt, also sehe ich sie mir wohl besser mal an, damit wir sicher sein können, dass es sich nicht um etwas anderes handelt.«
    »»Irgendwer sollte sie sich in der Tat ansehen«, stimmte ich zu.
    Er verstand meinen Wink.
    »Wir können ja Levine hinschicken, wenn Sie möchten.«
    »Gute Idee, weil ich jetzt gleich mit dem Feuertod anfange und dabei gern Ihre Hilfe hätte.«
    »Bin schon unterwegs.«
    Fielding strich sich das Haar zurück und entfaltete seinen kraftstrotzenden Körper. Er trug eine Khakihose, ein weißes Hemd mit aufgerollten Ärmeln, Slipper und um die schmale Taille einen alten, geflochtenen Ledergürtel. Mittlerweile über vierzig, achtete er doch nicht weniger auf seine körperliche Verfassung, die noch genaus o bemerkenswert war wie damals, als ich ihn kurz nach meinem Amtsantritt eingestellt hatte. Wenn ihm seine Fälle nur genauso sehr am Herzen lägen ... Doch er war mir stets ein respektvoller und zuverlässiger Mitarbeiter gewesen, und wenn er auch langsam und schematisch vorging, so war er doch genauso wenig anfällig für Mutmaßungen oder Fehler. Insgesamt hatte er sich als lenkbar, verlässlich und angenehm im Umgang bewährt, und ich hätte ihn nicht gegen einen anderen stellvertretenden Arzt eintauschen wollen.
    Wir betraten gemeinsam das Besprechungszimmer, und ich nahm meinen Platz am Kopf des langen spiegelblanken Tisches ein. Schaubilder und Modelle von Muskeln und Organen und das anatomische Skelett waren der einzige Schmuck, abgesehen von denselben alten Fotos meiner männlichen Vorgänger, deren Blick schon in unserem vorigen Domizil auf uns geruht hatte.
    An diesem Morgen waren der Assistenzarzt, ein Stipendiat, meine drei Stellvertreter und Assistenten, der Toxikologe und meine Verwaltungsbeamten anwesend, wie es von ihnen erwartet wurde. Wir hatten eine Medizinstudentin vom Medical College of Virginia dabei, die ein Praktikum in ihrem Wahlfach ableistete, und einen Kriminalpathologen aus London, der durch die amerikanischen Leichenschauhäuser tourte, um sein Wissen über Serienmörder und Schusswunden zu erweitern.
    »Guten Morgen«, sagte ich. »Gehen wir zuerst mal durch, was wir haben, und sprechen dann über unser Brandopfer und dessen Begleitumstände.«
    Fielding begann mit dem Fall der Frau, deren Tod möglicherweise durch mechanisches Ersticken eingetreten war, und dann ging Jones, der Verwaltungsdirektor der Landeszentrale unserer Behörde, d. h. konkret de s Gebäudes, in dem wir uns befanden, rasch unsere anderen Fälle durch. Wir hatten einen männlichen Weißen, der seiner Freundin fünf Kugeln in den Kopf geschossen hatte, ehe er sich das eigene irregeleitete Hirn weggeblasen hatte. Da waren der plötzliche Kindstod und der Tod durch Ertrinken und ein junger Mann, der sich möglicherweise gerade das Hemd ausgezogen und die Krawatte abgelegt hatte, als er mit seinem roten Miata an einen Baum gefahren war.
    »Wahnsinn«, sagte die Medizinstudentin, die Sanfor d hieß.
    »Wie sind Sie denn darauf gekommen?«
    »T-Shirt halb übergezogen, Hemd und Schlips zerknüllt auf dem Beifahrersitz«, erklärte Jones. »Sieht so aus, als wäre er gerade von der Arbeit gekommen und unterwegs in die Kneipe gewesen, um sich mit Freunden zu treffen. Wir hatten schon öfter solche Fälle - jemand zieht sich um, rasiert sich, schminkt sich, während er fährt.«
    »Das sind dann diese Fälle, wo man sich auf dem Totenschein die Rubrik Todesursache: >Eigene Blödheit< wünschen würde«, sagte Fielding.
    »Höchstwahrscheinlich ist Ihnen allen bekannt, dass Carrie Grethen gestern Abend aus Kirby geflohen ist«, fuhr ich fort.
    »Auch wenn das nicht unmittelbar dieses Amt betrifft, so haben wir doch Anlass, mehr

Weitere Kostenlose Bücher