Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
als nur ein bisschen besorgt zu sein.«
    Ich bemühte mich, so sachlich wie möglich zu sprechen.
    »Ich rechne damit, dass die Medien sich melden werden«, sagte ich.
    »Ist bereits geschehen«, sagte Jones und spähte über seine Lesebrille zu mir hinüber. »Die Telefonzentrale ha t seit gestern Abend fünf Anrufe erhalten.«
    »Wegen Carrie Grethen?«, fragte ich sicherheitshalber nach.
    »Ja, Ma'am«, sagte er. »Und vier weitere Anrufe wegen des Warrenton-Falls.«
    »Dann kommen wir jetzt dazu«, sagte ich. »Aus diesem Amt werden keinerlei Informationen weitergegeben. Weder über die Flucht aus Kirby noch über das Opfer von Warrenton. Fielding und ich werden den größten Teil des Tages unten beschäftigt sein, und ich möchte keine Störungen, die nicht absolut dringlich sind. Dieser Fall ist ungeheuer heikel.«
    Ich blickte in die Runde und sah überall ernste Gesichter, die aber lebhaftes Interesse verrieten.
    »Gegenwärtig weiß ich nicht, ob wir es mit Unfall, mit Selbstmord oder Mord zu tun haben, und die Überreste sind noch nicht identifiziert. Tim«, wandte ich mich an den Toxikologen, »lassen Sie uns einen Test auf Alkohol und Kohlenmonoxid machen. Diese Dame könnte Drogenmissbrauch betrieben haben, also möchte ich auch einen Test auf Opiate, Amphetamine und Metamphetamine, Barbiturate, Cannabinoide, und zwar so schnell, wie Sie es irgend schaffen.«
    Er nickte, während er mitschrieb. Ich blieb noch einen Augenblick, um die Zeitungsartikel zu überfliegen, die Jones für mich ausgeschnitten hatte, dann folgte ich dem Flur zurück zur Leichenhalle. Im Umkleideraum zog ich Rock und Bluse aus und holte mir aus einem Schrank einen Gürtel mit Sender, der von Lanier für mich maßgefertigt worden war. Der Gürtel wurde oberhalb der Taille unter einem langärmeligen blauen OP-Mantel getragen, sodass der Mikrofonschalter nicht mit blutigen Händen in Berührung kam. Als letztes klemmte ich da s schnurlose Mikro an meinen Kragen, schnürte meine Autopsieschuhe ein zweites Mal zu, zog Überschuhe drüber und setzte Gesichtsschutz und OP-Maske auf.
    Fielding erschien im selben Augenblick im Autopsiesaal wie ich.
    »Schaffen wir sie zum Röntgen«, sagte ich.
    Wir rollten den Stahltisch über den Flur ins Röntgenzimmer und hoben die Leiche und die daran haftenden Überreste aus dem Feuer an den vier Ecken der Plane an. Wir legten das Ganze auf einen Tisch unter den C-Arm des Mobile Digital Imaging System, das einen Röntgenapparat und ein Fluoroscop in einem einzigen computergesteuerten Gerät vereinte. Ich absolvierte die diversen Set-up-Prozeduren, schloss alle möglichen Verbindungskabel an und nahm die Steuerungseinheit mit Hilfe eines Schlüssels in Betrieb. Erleuchtete Segmente und eine elektronische Zeitmessung blinkten an der Kontrollleiste auf, und ich legte eine Filmkassette ein und trat ein Fußpedal, um den Videomonitor zu aktivieren.
    »Schürze«, sagte ich zu Fielding.
    Ich reichte ihm eine blaue, die mit Blei eingefasst war. Meine fühlte sich schwer wie mit Sand gefüllt an, als ich sie auf dem Rücken zuband.
    »Ich glaube, wir sind so weit«, verkündete ich und drückte auf einen Knopf.
    Indem wir den C-Arm bewegten, vermochten wir die menschlichen Überreste im Verhältnis eins zu eins unter vielen verschiedenen Gesichtswinkeln im Bild zu betrachten, nur dass das, was wir betrachteten, anders als beim Krankenhauspatienten nicht atmete oder pochte oder schluckte. Statische Bilder toter Organe und Knochen erschienen schwarzweiß auf dem Bildschirm, und ich sah keine Projektile oder Anomalien. Als wir den C-Arm noc h ein wenig weiter schwenkten, entdeckten wir etliche Umrisse, hinter denen ich metallische Gegenstände vermutete, die sich mit den sonstigen Überresten vermischt hatten. Wir beobachteten unser Vorankommen auf dem Bildschirm, während wir mit den behandschuhten Händen gruben und sichteten, bis meine Finger sich um zwei harte Gegenstände schlossen. Der eine hatte Umfang und Form eines halben Dollars, der andere war kleiner und rechteckig.
    »Was von einer kleinen silbernen Gürtelschließe übrig ist«, sagte ich und ließ meinen Fund in eine Kunststoffschachtel fallen, die ich mit einem wasserfesten Marker beschriftete.
    Mein anderer Fund war leichter zu erkennen, und es kostete mich keine große Mühe, ihn als Armbanduhr zu identifizieren.
    Das Armband war verbrannt und das rußige Deckglas zersprungen. Das Zifferblatt faszinierte mich allerdings: Nach mehrfachem

Weitere Kostenlose Bücher