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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Neuigkeit ja wohl gehört.«
    »Ja.« Ich war auf einmal ganz wach.
    »Alles in Ordnung bei dir?«, fragte er, denn er kannte mich gut.
    »Ich habe heute Abend, ehe ich zu Bett gegangen bin, jeden Zentimeter meines Hauses abgesucht. Ich habe meine Pistole rausgeholt und in jedem Schrank und hinter jedem Duschvorhang nachgesehen.«
    »Das habe ich mir schon fast gedacht.«
    »Es ist ein Gefühl, als wüsste man, dass eine Briefbombe unterwegs ist.«
    »Nein, das trifft es nicht, Kay. Weil wir weder wissen, ob überhaupt eine kommt, noch wann und in welcher Form. Wenn wir's nur wüssten. Doch das gehört zu ihrem Spiel. Uns was zu raten zu geben.«
    »Benton, du weißt doch, welche Gefühle sie dir gegenüber hegt.
    Es gefällt mir nicht, dass du allein dort bist.«
    »Möchtest du, dass ich nach Hause komme?«
    Ich überlegte und fand keine brauchbare Antwort.
    »Ich fahre noch in dieser Minute los«, setzte er hinzu, »wenn du das wirklich möchtest.«
    Dann erzählte ich ihm von der Leiche in der Ruine von Kenneth Sparkes' herrschaftlichem Haus und erging mich in einem endlosen Bericht über Warrenton und über mein Treffen mit dem Tycoon auf der Hootowl-Farm. Ich redete und erklärte, während er geduldig zuhörte.
    »Was ich sagen will, ist«, schloss ich, »dass sich diese Geschichte als schrecklich verzwickt, ja äußerst merkwürdig herauszustellen beginnt und so viel zu tun ist. Es bringt nichts, wenn dir der Urlaub auch noch verdorben wird. Und Marino hat Recht. Es gibt keinen Grund zu vermuten, dass Carrie über unsere Wohnung auf Hilton Head Bescheid weiß. Wahrscheinlich ist es für dich dort sicherer als hier, Benton.«
    »Ich wäre nur froh, wenn sie herkäme.« Seine Stimme hatte einen stählernen Klang. »Ich würde sie mit meiner Sig Sauer empfangen, und dann könnten wir dieser Sache endlich ein Ende machen.«
    Ich wusste, es war ihm ernst mit seinem Wunsch, sie zu töten, und das war in gewisser Weise der schlimmste Schaden, den sie hatte anrichten können. Es war nicht Bentons Art, sich nach Gewalt zu sehnen; zuzulassen, das s ein Schatten des Bösen, das er verfolgte, auf sein Gewissen und sein Herz fiel, und während ich zuhörte, erkannte ich schuldbewusst, dass das für mich genaus o galt.
    »Siehst du, wie destruktiv das ist?«, sagte ich aufgebracht. »Wir sitzen hier und reden davon, dass wir sie erschießen, auf den elektrischen Stuhl schnallen, ihr eine tödliche Injektion verpassen wollen. Sie hat es geschafft, uns ihren Willen aufzuzwingen, Benton. Denn ich muss zugeben, dass es mein größter Wunsch im Leben ist, sie tot zu sehen.«
    »Ich glaube, ich sollte doch besser nach Hause kommen«, sagte er wieder.
    Wir legten bald danach auf, und Schlaflosigkeit erwies sich als der einzige Feind dieser Nacht. Sie brachte mich um die wenigen Stunden bis Tagesanbruch und riss mir das Hirn in bruchstückhafte Träume voller Angst und Grauen. Ich träumte, ich hätte mich auf dem Weg zu einer wichtigen Verabredung verspätet und steckte im Schnee fest, außer Stande auch nur eine Telefonnummer zu wählen. In meinem Zustand zwischen Schlafen und Wachen vermochte ich in Autopsien keine Antworten mehr zu finden und hatte das Gefühl, mein Leben sei vorbei, und dann wieder gelangte ich plötzlich an den Schauplatz eines schrecklichen Autounfalls und war wie gelähmt und unfähig, den blutüberströmten Menschen im Innern der Wagen zu helfen. Ich warf mich von einer Seite auf die andere und rückte ruhelos Kissen und Decken zurecht, bis der Himmel rauchblau wurde und die Sterne verloschen. Ich stand auf und machte Kaffee.
    Mit eingeschaltetem Radio fuhr ich zur Arbeit und lauschte immer wieder den Durchsagen, die das Feuer i n Warrenton und die Leiche betrafen, die man gefunden hatte. Man erging sich in wilden Spekulationen darüber, ob es sich hierbei um den berühmten Medienmogul handelte, und ich fragte mich, ob Sparkes seiner Lage nicht auch eine komische Seite abzugewinnen vermochte.
    Ich hätte zu gern gewusst, warum er die Presse nicht längst darüber aufgeklärt hatte, dass er quicklebendig war, und wieder trübten Zweifel mein Bild von ihm.
    Dr. Jack Fieldings roter Mustang parkte hinter unserem neuen Gebäude in der Jackson Street, das zwischen den restaurierten Reihenhäusern von Jackson Ward und dem Campus des Medical College of Virginia lag, das Teil der Virginia Commonwealth University war. Mein neues Gebäude, in dem zugleich die gerichtsmedizinischen Laboratorien untergebracht waren,

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