Brandherd
Platz.«
»Verdammt, ich brauch 'ne Batterie.« »Was für eine?«
»Egal, Hauptsache sie passt in diese elende Kamera.«
»Macht zwanzig Dollar, bitte in die rechte Brusttasche.«
»Wahrscheinlich kein Raubüberfall.«
»Wer soll denn die Pillen hier zählen? Das ist ja 'ne ganze Ladung.«
»Dr. Scarpetta, wir haben gerade noch einen Fall reinbekommen.
Möglicherweise Mord«, sagte ein Assistenzarzt laut, während er einen Hörer auflegte, der nur für saubere Hände bestimmt war.
»Den müssen wir eventuell bis morgen aufschieben«, antwortete ich angesichts des wachsenden Arbeitsanfalls.
»Wir haben die Pistole von dem Mord-mit-anschließendem-Selbstmord-Fall«, rief einer meiner Assistenten laut.
»Ungeladen?«, fragte ich zurück.
»Ja.«
Ich ging hinüber, um mich zu vergewissern, denn ich gab mich grundsätzlich keinen Vermutungen hin, wenn Feuerwaffen mit den Leichen hereinkamen. Der tote Mann war korpulent und trug noch seine Faded-Glory-Jeans, deren Taschen die Polizei nach außen gekehrt hatte. Potentielle Schmauchspuren an den Händen waren durch braune Papiertüten geschützt, und Blut sickerte ihm aus der Nase, als man ihm einen Holzkeil unter den Kopf schob.
»Haben Sie etwas dagegen, dass ich mir die Pistole näher ansehe?«, fragte ich den Ermittlungsbeamten über das Kreischen einer Stryker-Säge hinweg.
»Bedienen Sie sich. Ich habe die Fingerabdrücke schon abgenommen.«
Ich nahm die Smith & Wesson und vergewisserte mich, dass wirklich keine Patrone mehr drin war. Ich betupfte die Schusswunde am Kopf, während Chuck Ruffin, der die Aufsicht in der Leichenhalle führte, mit ausholenden Bewegungen ein Messer an einem Wetzstein schärfte.
»Sehen Sie das Schwarze drum herum und den Abdruck der Mündung?«, sagte ich, während der Ermittlungsbeamte und ein Assistenzarzt sich tiefer herabbeugten. »Hier kann man das Korn sehen. Rechtshändig direkt aufgesetzt. Hier ist der Austritt, und an dem Rinnsal sieht man, dass er auf der rechten Seite gelegen hat.«
»So haben wir ihn auch gefunden«, sagte der Detective, während die Säge weiterkreischte und Knochenstaub durch die Luft waberte.
»Denken Sie dran, dass Sie Kaliber, Marke und Modell aufschreiben«, sagte ich, während ich mich wieder meiner eigenen traurigen Aufgabe zuwandte. »Und was haben wir für Munition - Bleikugel oder Hohlmantelgeschoss?«
»Kugel. Remington, neun Millimeter.«
Fielding hatte einen weiteren Tisch parallel zum ersten gestellt, ihn mit einem Tuch bedeckt und sämtliche Rückstände des Brandes darauf gehäuft, die wir bereits gesichtet hatten. Ich begann, die Länge ihrer böse verbrannten Oberschenkelknochen zu messen, weil ich ihre Körpergröße daraus zu erfahren hoffte.
Der Rest ihrer Beine von knapp unterhalb der Knie bis zu den Fußgelenken fehlte, doch die Füße waren dank der Stiefel unversehrt geblieben. Außerdem fehlten Unterarme und Hände, die ebenfalls verbrannt waren. Wir sammelten Stofffetzen und zeichneten Diagramme und sicherten noch mehr Tierhaare und taten alles überhaupt Mögliche, ehe wir uns an die schwierige Aufgabe machten, das Glas zu entfernen.
»Lassen wir das warme Wasser laufen«, sagte ich zu Fielding.
»Vielleicht bekommen wir es ja ab, ohne Haut zu zerreißen.«
»Das ist festgebacken wie so'n blöder Braten an der Pfanne.«
»Weshalb müsst ihr bloß immer alles mit was Essbarem vergleichen?«, ertönte eine tiefe, selbstsichere Stimme, die ich kannte.
Teun McGovern kam in voller Leichenhaus-Schutzmontur auf unseren Tisch zu. Ihre Augen blickten konzentriert hinter ihrem Gesichtsschutz, und einen Augenblick lang starrten wir uns gegenseitig ins Gesicht. Ich war zwar nicht im Geringsten überrascht, dass das ATF einen Brandermittler geschickt hatte, der die Post-mortem-Untersuchung beobachten sollte. Aber McGovern hatte ich nun überhaupt nicht erwartet.
»Wie geht's in Warrenton?«, fragte ich sie.
»Wir kommen voran«, erwiderte sie. »Wir haben Sparkes' Leiche nicht gefunden, was sich insofern gut trifft, als er ja auch gar nicht tot ist.«
»Das nenne ich eine erfrischende Logik«, sagte Fielding.
McGovern stellte sich auf die freie Seite mir gegenüber, und der Abstand, den sie zum Tisch hielt, ließ darauf schließen, dass sie erst sehr wenig Autopsien mitgemacht hatte.
»Und was machen Sie da genau?«, fragte sie, als ich einen Schlauch in die Hand nahm.
»Wir wollen warmes Wasser zwischen Haut und Glas laufen lassen, in der Hoffnung, dass wir
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