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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Größe ach t getragen. Auf der Grundlage der Daten, die ich besaß, schätzte ich das Gewicht auf vierundfünfzig bis sechzi g Kilo.
    »Mit anderen Worten«, sagte ich zu McGovern, »sie war groß und sehr schlank. Wir wissen außerdem, dass sie langes, blondes Haar hatte, wahrscheinlich sexuell aktiv war, mit Pferden vertraut und bereits tot war, ehe das Feuer sie in Sparkes' Haus in Warrenton ereilte. Überdies weiß ich, dass sie eine bedeutende prämortale Verletzung am oberen Hals hat und ihr hier an der linken Schläfe eine Schnittwunde beigebracht wurde.« Ich zeigte mit dem Finger darauf. »Auf welche Weise ihr diese Verletzungen zugefügt wurden, kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Ich stand von meinem Stuhl auf und schob meine Unterlagen zusammen, während McGovern mich mit nachdenklichem Blick ansah. Sie nahm ihren Gesichtsschutz und den Mundschutz ab und band ihren Mantel auf.
    »Wenn sie ein Drogenproblem hatte, gibt es dann irgendeine Möglichkeit, das festzustellen?«, fragte sie mich, während das Telefon läutete und läutete.
    »Die Toxikologie wird uns mit Sicherheit sagen können, ob sie irgendwelche Drogen konsumiert hatte«, sagte ich. »Es könnten auch Kristalle in der Lunge sein oder kleine Fremdkörper von Trennmitteln wie Puder oder Fasern von der Watte, mit der man Unreinheiten aus Heroin herausfiltert. Leider fehlen die Partien des Körpers, wo man am ehesten Nadeleinstiche finden könnte.«
    »Und was ist mit ihrem Gehirn? Würde chronischer Drogenmissbrauch dort irgendwelche Schäden anrichten, die Sie erkennen könnten? Beispielsweise, wenn sie angefangen hätte, schwere geistige Probleme zu haben, psychotisch geworden wäre und so fort? Es hört sich ja s o an, als glaubte Sparkes, dass sie irgendeine seelische Krankheit gehabt hat«, sagte McGovern dann.
    »Wenn sie nun zum Beispiel depressiv oder manischdepressiv gewesen wäre? Könnten Sie das feststellen?«
    Der Schädel war inzwischen geöffnet, und die gummiartige, vom Feuer geschrumpfte Hirnmasse war seziert und lag noch auf dem Schneidebrett.
    »Zunächst einmal«, antwortete ich, »sind post mortem keine Aufschlüsse mehr zu erwarten, weil das Hirn gekocht ist. Doch selbst wenn das nicht der Fall wäre und wir in der Lage wären, morphologische Korrelate zu speziellen psychiatrischen Syndromen zu finden, wäre das in den meisten Fällen immer nur reine Theorie. Eine Erweiterung des Spalts zwischen beiden Hirnhälften beispielsweise und eine reduzierte graue Masse infolge einer Schrumpfung könnten einen Hinweis geben, wenn man das Gewicht des Gehirns kannte, als sie noch gesund war. Dann könnte ich vielleicht sagen: Okay, ihr Gehirn wiegt jetzt hundert Gramm weniger als vorher, also könnte sie an einer Geisteskrankheit gelitten haben. Wenn sie aber keine Läsion bzw. eine alte Kopfwunde hat, die eventuell auf ein Problem schließen ließe, lautet die Antwort auf Ihre Frage: Nein ich kann es nicht sagen.«
    McGovern schwieg, und es konnte ihr nicht entgangen sein, dass ich rein sachlich zu ihr war und nicht im Mindesten freundlich. Wenn mir mein reichlich sprödes Verhalten auch bewusst war, so war ich doch offensichtlich nicht imstande, mich etwas umgänglicher zu geben. Ich sah mich nach Ruffin um. Er war am ersten Sektionsbecken und nähte mit Hilfe von Nadel und Zwirn mit ausholenden Bewegungen einen y-förmigen Körperlängsschnitt zu. Ich winkte ihn heran und ging ihm entgegen. Er war zu jung, um sich den Kopf darüber zu zerbrechen, dass er jemals dreißig werden könnte, un d hatte seine Ausbildung in einem OP und einem Bestattungsinstitut erhalten.
    »Chuck, Sie können sie, wenn Sie hier fertig sind, wieder in den Kühlraum bringen«, sagte ich zu ihm.
    »Ja, Ma'am.«
    Er kehrte an seinen Arbeitsplatz zurück, um seine Arbeit zu beenden, während ich mir die Handschuhe von den Händen zerrte und sie mitsamt der Maske in eine der vielen roten Tonnen mit biologisch gefährlichem Abfall warf, die über den ganzen Saal verteilt standen.
    »Gehen wir doch in mein Büro und trinken eine Tasse Kaffee«, schlug ich McGovern vor, ein Versuch, doch ein kleines bisschen umgänglicher zu sein. »Und dann können wir diese Diskussion zu Ende führen.«
    Im Umkleideraum wuschen wir uns mit antibakterieller Seife, und ich zog mich um. Ich wollte McGovern zwar durchaus einige sachliche Fragen stellen, aber in Wahrheit war ich neugierig, was sie selbst betraf.
    »Um noch mal auf die Möglichkeit einer drogeninduzierten Geisteskrankheit

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