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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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zurückzukommen«, sagte McGovern, als wir den Flur entlanggingen. »Viele von diesen Menschen haben doch selbstzerstörerische Züge, stimmt's?«
    »Auf die eine oder andere Weise.«
    »Sie sterben bei Unfällen oder begehen Selbstmord, und das führt uns zu der wichtigen Frage zurück«, sagte sie, »ob vielleicht in diesem Fall so etwas passiert ist? Kann es sein, dass sie in einem Anfall von Wahnsinn Selbstmord beging?«
    »Ich weiß nur, dass sie Verletzungen hat, die ihr vor ihrem Tod zugefügt worden sind«, betonte ich noch einmal.
    »Aber das könnte sie doch selbst getan haben, wenn sie nicht bei Verstand war«, sagte McGovern. »Gott weiß, was wir alles schon für Selbstverstümmelungen bei Psychotikern gesehen haben.«
    Das stimmte. Ich hatte Fälle bearbeitet, bei denen Menschen sich selbst die Kehle durchgeschnitten oder sich selbst erdolcht oder sich die Glieder abgeschnitten hatten, oder sie hatten sich selbst in das Geschlechtsorgan geschossen oder waren in den Fluss gegangen, um sich zu ertränken. Ganz zu schweigen von den Fällen, wo jemand von hohen Gebäuden in den Tod gesprungen war, oder von Selbstopferungen. Die Liste der grauenhaften Dinge, die die Menschen sich selbst antaten, war unvorstellbar lang, und jedes Mal, wenn ich glaubte, jetzt sei mir nichts mehr fremd, lieferte man uns wieder eine neue Grässlichkeit ins Haus.
    Das Telefon läutete, als ich mein Büro aufschloss, und ich konnte gerade noch rechtzeitig abnehmen. »Scarpetta«, sagte ich.
    »Ich habe ein paar Resultate für Sie«, sagte Tim Cooper, der Toxikologe. »Äthanol, Methanol, Isopropanol und Aceton Fehlanzeige. Kohlenmonoxid weniger als sieben Prozent. Ich mache weiter mit den anderen Tests.«
    »Danke. Was würde ich bloß ohne Sie machen?«, sagte ich. Ich sah McGovern an, während ich auflegte, und teilte ihr mit, was Cooper gerade gesagt hatte.
    »Sie war tot, ehe das Feuer ausbrach«, erklärte ich, »Todesursache sind Verblutung und Erstickung infolge Einatmung von Blut bei akuter Verletzung im Halsbereich. Was die Art und Weise angeht, so möchte ich die noch ausstehenden Ermittlungsergebnisse abwarten, doch ich denke, wir sollten das Ganze als Mordfall bearbeiten. Das Wichtigste ist erst mal, dass wir eine Identifizierun g kriegen, und die werde ich jetzt so schnell wie möglich in Angriff nehmen.«
    »Wenn ich es richtig verstehe, soll ich mir also vorstellen, dass diese Frau das Haus angezündet und sich vielleicht die Kehle durchgeschnitten hat, ehe das Feuer sie erreichte?«, sagte sie, plötzlich wütend.
    Ich antwortete nicht, während ich den Kaffee für die Kaffeemaschine auf der Anrichte abmaß.
    »Finden Sie das nicht ein bisschen weit hergeholt?«, fuhr sie fort.
    Ich füllte Wasser aus der Flasche ein und drückte auf einen Knopf.
    »Kay, kein Mensch wird etwas von Mord hören wollen«, sagte sie. »Wegen Kenneth Sparkes und dem, was das alles bedeuten würde. Ich hoffe, Sie sind sich im Klaren, was da auf Sie zukommt.«
    »Und auf das ATF«, sagte ich und setzte mich hinter meinem hoffnungslos voll gepackten Schreibtisch.
    »Hören Sie, mir ist egal, wer er ist«, gab sie zurück. »Ich mache jeden Job so, als ob ich die volle Absicht hätte, jemanden zu verhaften. Ich bin nicht diejenige, die auf politische Interessen Rücksicht nehmen muss.«
    Aber ich war mit meinen Gedanken im Augenblick weder bei den Medien noch bei Sparkes. Ich dachte darüber nach, dass dieser Fall mich auf einer tieferen Ebene beunruhigte, und zwar auf eine Weise, die ich mir nicht erklären konnte.
    »Wie lange werdet ihr noch am Tatort beschäftigt sein?«, fragte ich sie.
    »Noch einen Tag. Höchstens zwei«, sagte sie. »Sparkes hat uns und der Versicherungsgesellschaft eine Inventarliste geliefert, und allein die antiken Möbel, de r alte Holzfußboden und die Täfelung waren eine gewaltige Ladung Brennstoff.«
    »Was ist denn nun mit dem Badezimmer im ersten Stock?«, fragte ich. »Wenn wir mal davon ausgehen, dass dort der Brandherd war.«
    Sie zögerte. »Da liegt offensichtlich das Problem.«
    »Genau. Wenn kein Beschleuniger verwendet wurde oder jedenfalls kein Petroleumdestillat, wie soll das denn gegangen sein?«
    »Die Jungs zermartern sich das Hirn«, sagte sie. Sie klang frustriert. »Und ich ebenfalls. Wenn ich versuche, mir vorzustellen, wie viel Energie in so einem Raum benötigt würde, um Bedingungen zu schaffen, die das Feuer übergreifen lassen, dann fehlt es an brennbarem Material. Laut Sparkes gab es

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